ADB:Neukirch, Melchior
Hieronymus Schurff geheirathet, von hier nach Braunschweig, wo er 1566 als Prediger an St. Andreas starb. Der Sohn, welcher um 1540 zu Braunschweig geboren sein muß, ließ sich am 23. October 1561 in Rostock immatriculiren und übernahm 1564 das Rectorat zu Husum. Im Todesjahre des Vaters kehrte er in die Heimath zurück, um hier gleichfalls ein Schulamt an der Katharinen- und Aegidienschule zu bekleiden; 1569 wurde er Pfarrer in Barem. 1571 Prediger an der Braunschweiger Petrikirche und starb als solcher 1597 an der Pest. – Außer Predigten und lateinischen Dichtwerken veröffentlichte er in der sechsactigen Tragödie „Stephanus“ (Magdeburg 1592) eine wenig zu lobende, weil noch vielfach in der unverarbeiteten epischen Form stecken gebliebene Dramatisirung aller im Cap. 4–7 der Apostelgeschichte erzählten Vorgänge mit mancherlei äußerlich angereihten Erweiterungen; Stephanus tritt erst im fünften Acte auf. Am erträglichsten sind die zur Haupthandlung hinzugefügten Partien gerathen, für die schon eine feste Tradition vorlag: die lebendigen Unterhaltungen der Kriegsknechte, die rohen Scherze des Henkers, der an Rebhun’s Susanna erinnernde Abschied des Stephanus von Weib und Kindern. Auch der Hofteufel und der moralisirende Claus Narr fehlt nicht unter den 75 Personen des Stückes. Ananias und Saphira werden vom Tode, den sie zum Zeugen ihres Schwures anrufen, erschossen und von den Teufeln fortgeholt. Im zweiten Acte muß Herodes ohne jeden Anlaß die Geschichte der letzten hundert Jahre aus dem Josephus vortragen. Das Weib des Pilatus heißt Progne nach der Procula im Evangelium Nikodemi. Interessant ist das Vorwort als Zeugniß für die von Luthers Schülern, besonders von Martin Chemnitz, ausgehende Förderung der Schulkomödie.
Neukirch: Melchior N. (Neofanius), protestantischer Prediger und Dramatiker des 16. Jahrhunderts. Sein Vater Johannes Neukirch, aus Syburg im Bergischen gebürtig, kam im Herbst 1531 von der Schule der Hieronymianer zu Deventer nach Wittenberg und ging 1536, nachdem er eine Nichte des- [513] Die Nachrichten über N. bei Moller, Cimbria literata 2, 580 (1744) und Rehtmeyer, Braunschweig. Kirchenhistorie 3, 400 (1710) gehen meist zurück auf seinen eigenen Catalogus et historia concionatorum Brunsvicensium, Hamburg (1584), und die Appendix dazu o. O. 1590. – Vgl. noch Goedeke, Zeitschr. des histor. Vereins für Niedersachsen 1852, 386. 388–390. – Kallsen, Gesch. der Husumer Gelehrtenschule I. Progr. 1867, S. 3. – Förstemann, Album academiae Vitebergensis 1841, S. 145. – Die Notiz aus der Rostocker Matrikel verdanke ich Herrn Dr. A. Hofmeister.