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ADB:Neumann, Friedrich

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Artikel „Neumann, Karl Friedrich“ von Julius Jolly in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 23 (1886), S. 529–530, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Neumann,_Friedrich&oldid=- (Version vom 18. Dezember 2024, 01:45 Uhr UTC)
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Neumann: Karl Friedrich N., Orientalist und Historiker, geb. in Reichmannsdorf bei Bamberg, nach eigener Angabe am 28. December 1793. Dieses Datum ist jedoch unsicher, da die in einer Synagoge aufbewahrte Aufzeichnung betreffs seiner Geburt bei Neumann’s Uebertritt von der jüdischen Religion zum Protestantismus im J. 1818 vernichtet wurde. N. hieß eigentlich Bamberger und war der Sohn eines armen jüdischen Handelsmannes; der Entschluß zu convertiren reifte in ihm als er nach einer entbehrungsvollen, im Kaufmannsberufe verbrachten Jugend, die Universität Heidelberg bezogen hatte (Sommer 1817), wo er besonders durch Creuzer und Hegel angeregt wurde. Von Heidelberg wendete er sich nach München, wo er Thiersch’s philologisches Seminar besuchte und 1819 die Lehramtsprüfung bestand, dann nach Göttingen und wirkte von 1821–1825 als Gymnasiallehrer in Würzburg und Speyer, wo er aber wegen rationalistischer Bibelauslegung quiescirt wurde. Obschon von [530] da an genöthigt vom Ertrag seiner Feder zu leben, betrieb er doch mit Eifer und Erfolg gelehrte orientalistische Studien, namentlich machte er sich in dem Mechitaristenkloster San Lazzaro bei Venedig unter dem Beistand der armenischen Mönche mit der armenischen Sprache und Litteratur vertraut und unternahm eine Reise nach China, um chinesische Drucke zu erwerben. Als Früchte seiner armenischen Studien veröffentlichte er u. a. eine „Geschichte der armenischen Litteratur“ (Leipzig 1836) und englische Uebersetzungen armenischer Chroniken, die auf Kosten des Oriental Translation Fund in London gedruckt wurden. In China erlangte er eine für die damalige Zeit nicht unbedeutende Kenntniß der chinesischen Sprache, die er später in einer Reihe philologischer Publicationen verwerthete, und erwarb eine Büchersammlung von über 12,000 Bänden, deren größeren Theil er nach seiner Rückkehr der baierischen Regierung überließ, wofür er 1833 zum Professor der armenischen und chinesischen Sprache und der Länder- und Völkerkunde an der Münchener Universität ernannt wurde. Vor einem rasch wachsenden Zuhörerkreise entwickelte er eine bedeutende Lehrthätigkeit, die er bald auch auf das Gebiet der Geschichte ausdehnte. An den revolutionären Bewegungen des Jahres 1847 und 1848 nahm er geringen Antheil, aber die unverhohlene Aeußerung seiner liberalen Gesinnungen in seinen Geschichtsvorträgen führte 1852 seine abermalige Quiescirung herbei. Die unfreiwillige Muße benützte er, zuerst noch in München und von 1863 bis zu seinem am 17. März 1870 erfolgten Tode in Berlin lebend, zu einer emsigen Thätigkeit auf dem Gebiete der Geschichtsschreibung, insbesondere der neueren orientalischen und der nordamerikanischen Geschichte. Unter den zahlreichen Schriften seines letzten Lebensabschnitts verdienen die „Geschichte des englischen Reichs in Asien“ (Leipzig 1857, 2 Bde.) und die „Geschichte der Vereinigten Staaten von Amerika“ (Berlin 1863–66, 3 Bde.), Hervorhebung.

Vgl. Augsb. Allg. Zeit. 1870, Beilage Nr. 111 und 112. – Die Münchener Hofbibliothek besitzt von N. handschriftlich einen Katalog der chinesischen Drucke der Bibliothek aus dem J. 1829, ein Verzeichniß der ostasiatischen Werke der Quatremère’schen Sammlung aus dem J. 1858, und eine Liste der von N. der Bibliothek hinterlassenen chinesischen Werke.