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ADB:Neumann, Karl Georg

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Artikel „Neumann, Karl Georg“ von August Hirsch in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 23 (1886), S. 527–528, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Neumann,_Karl_Georg&oldid=- (Version vom 16. November 2024, 01:45 Uhr UTC)
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Neumann: Karl Georg N., den 13. März 1772 (? 1774) in Gera geboren, hatte in Leipzig, Halle und Wittenberg Medicin studirt und an letztgenannter Universität im Jahre 1795 nach Vertheidigung seiner Dissertation: „De balneis frigidis observationes“, die Doctorwürde erlangt. Zwei Jahre später trat er in den kursächsischen Staatsdienst, bekleidete zuerst die Stelle des [528] Amtsphysikus zu Kolditz, siedelte 1801 nach Pirna und 1802 nach Meißen über und begleitete vom Jahre 1807 an die sächsische Armee auf allen Feldzügen als Divisionsarzt, während er mit seiner Familie theils in Warschau, theils in Dresden lebte. Im J. 1812 gerieth er als sächsischer Militärarzt in russische Gefangenschaft, aus welcher er erst 1814 nach Dresden zurückkehrte. Hier fand er sein Haus verödet, seine Frau und das jüngste Kind todt, die übrigen Kinder unter der Obhut ihrer Großeltern in Pirna; so war ihm der Aufenthalt in Sachsen verleidet. Er trat nun in den preußischen Staatsdienst, wurde zuerst zum Kreisphysikus in Spandau, 1815 zum Regierungs-Medicinalrath in Stettin ernannt und von dort, in Anerkennung seiner hervorragenden Verdienste als Arzt und Medicinalbeamter, im J. 1818 als dirigirender Arzt an der Charité nach Berlin berufen, und im Jahre darauf zum zweiten klinischen Lehrer und zum Mitgliede der königlichen Commission für die ärztlichen Staatsprüfungen ernannt. Im J. 1828 legte er seine amtlichen Functionen nieder und zog sich ins Privatleben zurück; er ging zunächst nach Aachen, siedelte aber bald nach Trier über, wo er sich durch seine unermüdliche, auch trotz seines hohen Alters nicht unterbrochene praktische Thätigkeit, sowie durch sein Wohlwollen und seine Wohlthätigkeit die allgemeinste Achtung und Liebe aller Bevölkerungskreise erwarb, und hier ist er am 17. November 1850 gestorben. – N. war eine poetisch reichbegabte Natur; manche seiner bereits zur Zeit seiner Schulstudien verfaßten Dichtungen sind populär geworden und eine derselben: „Namen nennen Dich nicht“, lebt heute wol im Munde des ganzen deutschen Volkes; ein Band seiner Gedichte erschien im Jahre 1841, außerdem hat er sehr gelungene Uebersetzungen von Ossian und Horaz geliefert. Mit seiner sehr fruchtbaren litterarischen Thätigkeit im Gebiete der Medicin hat er sich in den verschiedensten Zweigen der Heilkunde und der Heilkunst bewegt und neben zahlreichen, besonders der praktischen Medicin zugewandten Journalartikeln, eine größere Reihe selbständiger Schriften veröffentlicht, von welchen die meisten und besten aus der späteren Periode seines Lebens datiren; erwähnenswerth von denselben ist sein Buch: „Von der Natur des Menschen“, 2 Bde., 1815, 1817 (der erste Band, wie es scheint, während seiner Kriegsgefangenschaft bearbeitet) und „Die Krankheiten des Vorstellungsvermögens“, 1822; sodann, als Vorläufer seines großen Lehrbuches der speciellen Pathologie und Therapie: „Von den Krankheiten des Menschen. Allgemeiner Theil oder allgemeine Pathologie“, 1829 und daran sich schließend sein Hauptwerk: „Von den Krankheiten des Menschen. Specieller Theil“, 5 Bde., 1832–44. – Zu seinen letzten Arbeiten zählen: „Bemerkungen über die gebräuchlichsten Arzneimittel“, 1840; ferner: „Pathologische Untersuchungen als Regulative des Heilverfahrens“, 2 Bde., 1841–42; sodann: „Deutschlands Heilquellen u. s. w.“, 1845 und „Beiträge zur Natur- und Heilkunde“, 2 Bde., 1845–46. – Außerdem hat N. Ern. Platneri Opuscula academica“ (1824) herausgegeben und Beiträge zu dem Berliner encyklopädischen Wörterbuche der medicinischen Wissenschaften geliefert.

Ueber sein Leben vgl. Neuer Nekrolog der Deutschen, Jahrg. XXVIII, 1850, II, 713. – Ein fast vollständiges Verzeichniß seiner (medicinischen) Schriften findet sich in Callisen, Med. Schriftsteller-Lexikon, XIII, 479; XXXI, 31.