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ADB:Nottnagel, Christoph

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Artikel „Nottnagel, Christoph“ von Siegmund Günther in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 24 (1887), S. 45–46, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Nottnagel,_Christoph&oldid=- (Version vom 22. November 2024, 11:43 Uhr UTC)
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Nottnagel: Christoph N., Astronom, geb. am 20. Septbr. 1607 zu Hilpershausen im nördlichen Franken, † am 1. Mai 1666 zu Wittenberg. N. [46] studirte, nachdem er die Schulen in Coburg besucht hatte, an den Universitäten Königsberg und Wittenberg, erlangte am letztgenannten Orte mit 23 Jahren die Magisterwürde und wollte sich zunächst der theologischen Laufbahn widmen. Bereits hatte er eine Berufung als Superintendent nach Heldburg empfangen, als ihm gleichzeitig (1634) die astronomische Professur Mathematum superiorum – diese Zweitheilung des mathematischen Lehrstuhls datirte noch von Melanchthon’s Zeiten her – an der Wittenberger Akademie angeboten wurde. Er bekleidete dieses Amt bis zu seinem Lebensende in großem Ansehen, wie er denn auch zweimal zum Rector magnificus erwählt wurde. Auch entfaltete er eine ziemlich lebhafte litterarische Thätigkeit in seinem Fache; genannt seien von seinen Schriften die folgenden: „Institutiones mathematicae“; „Synopsis mathematica“; „Manuale fortificatorium“; „Manuale architecturae militaris“; „Disputatio de hypothesibus astronomicis“; „Chorographia sacra seu de regionibus, quarum in historia sacra fit mentio“; „De ventibus insolentibus“; „Gründtlicher Bericht von dem 1665 erschienenen importirlichen Kometen“. Das beliebteste von Nottnagel’s Lehrbüchern war offenbar die zu Wittenberg 1665 in dritter Auflage (Sedezformat) erschienene „Synopsis mathematica continens Mathesin Generalem Arithmeticam Geometricam Astronomiam Geographiam“; aus dem in seiner Art trefflich disponirten Werkchen erhellt so recht deutlich, wie bescheiden die Anforderungen eines akademischen Mathematikers jener Zeit gewesen sind. Enthält das winzige Buch doch auch die physische und politische Erdkunde und u. a. eine verhältnißmäßig ziemlich ausführliche Hydrographie. Für selbständige Forschung scheinen N. seine Berufsgeschäfte nur wenig Zeit übrig gelassen zu haben, doch ist immerhin sein Universitätsprogramm „Disputatio astronomica-geographica de insperato solis exortu, qui Hollandis contigit in Nova Zembla 1597“ eine ganz anerkennenswerthe Leistung. Der Verfasser erörtert die verschiedenen Möglichkeiten, welche es bewirken können, daß die Sonne einmal geraume Zeit vor dem astronomisch berechneten Aufgangstermin sich über den Horizont erhebe, und entscheidet sich, nachdem er die Lehre von der astronomischen und terrestrischen Refraction ihrer geschichtlichen Entwicklung nach durchmustert hat, dafür, daß jenes Phänomen auf Novaja Semlja lediglich durch eine ungewöhnlich starke Strahlenbrechung bedingt gewesen sei.

Jöcher, Gelehrtenlexikon, 3. Theil, Leipzig 1751.