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ADB:Ompteda, Christian Freiherr von

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Artikel „Ompteda, Christian Freiherr von“ von Bernhard von Poten in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 24 (1887), S. 353–354, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Ompteda,_Christian_Freiherr_von&oldid=- (Version vom 16. Oktober 2024, 07:41 Uhr UTC)
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Ompteda: Christian Freiherr v. O., Oberst der königlich deutschen Legion, der ältere Bruder des hannoverschen Ministers Ludwig v. O., am 26. November 1765 zu Ahlden an der Aller, wo sein Vater Drost war, geboren, trat in den hannoverschen Militärdienst, ward 1781 Fähnrich beim Garderegiment zu Fuß und nahm im J. 1793 mit dem hannoverschen „Auxiliarcorps“ als Chef einer Grenadiercompagnie am Kriege gegen die französische Republik in den Niederlanden Theil. Am 5. September jenes Jahres ward er bei Mont Cassel schwer verwundet; 1794 war er mit dem Feldmarschall v. Freytag in England. Als im J. 1803 die Franzosen Hannover besetzten, war er Major im Garderegiment; Auszüge aus den Briefen, welche er während dieser Zeit an seinen oben erwähnten Bruder geschrieben hat, sind in der Zeitschrift des Vereins für Niedersachsen vom Jahre 1860 und in „F. v. Ompteda, die Ueberwältigung Hannovers durch die Franzosen“, Hannover 1868, abgedruckt; sie geben ein treues Bild der Verhältnisse und kennzeichnen den Schreiber als einen Mann von Geist und Herz. – Als in Gemäßheit der Elbconvention vom 5. Juli 1803 die hannoversche Armee aufgelöst war, erstand sie jenseits des Meeres in der Kings German Legion von Neuem. O. gehörte zu den Ersten, welche hinübergingen; schon am 13. November desselben Jahres ward er im 1. Linienbataillon wiederangestellt, welches großentheils aus Angehörigen seines früheren Regiments gebildet wurde. An der Spitze desselben machte er 1805 die Expedition nach dem nördlichen Deutschland mit, welche erfolglos blieb, weil Austerlitz und Trafalgar die Weltlage anders gestalteten, schiffte im Frühjahr 1806 mit dem Bataillon nach Gibraltar und im Sommer 1807 nach Seeland über, wo er an dem Kampfe gegen Dänemark theilnahm, gerieth auf der Rückreise im November durch Schiffbruch an der holländischen Küste in Kriegsgefangenschaft und mußte den Winter auf der Insel Gorkum zubringen. Im Frühjahr 1808 wurde er ausgewechselt. Aber seine Gesundheit hatte gelitten, Schwermuth umdüsterte seinen Geist, er konnte nicht Dienst thun, ging nach dem Festlande und lebte in Berlin und Dresden. 1812 war er genügend hergestellt, um nach England zurückkehren zu können. Es handelte sich darum, deutscherseits der englischen Regierung im tiefsten Vertrauen hochwichtige Mittheilungen militärischen Inhalts zukommen zu lassen, welche man dem Papier nicht anvertrauen wollte. Oberstlieutenant v. O. wurde ausersehen, dieselben zu vermitteln. Er überbrachte sie und durfte dann seinen Kameraden nach der Peninsula folgen; am 6. December mit 800 Mann Ersatz eingeschifft, landete er am 18. desselben Monats zu Lissabon und traf am 25. Januar 1813 bei dem zu Nellos und Villa Secca in Portugal cantonnirenden 1. leichten Bataillon ein, zu dessen Commandeur er ernannt war. Später führte er mehrfach eine Brigade. Die britische Goldene Medaille, welche er trug, war mit den Schlachtnamen Vittoria, Nive und Nivelle geschmückt; bei Tolosa und bei Bayonne wird sein Name unter den besonders Ausgezeichneten genannt. Den Winter 1814/1815 brachte die Legion in Brabant und Flandern zu. Oberst v. O. commandirte jetzt eine Brigade, aus den beiden leichten, dem 5. und 8. Linienbataillon bestehend, welche zu der vom General v. Alten befehligten 3. Division des Wellingtonschen Heeres gehörte und bei Eröffnung des Feldzuges unter das Commando des Prinzen von Oranien trat. Während der Schlacht bei Quatrebras war sie gegen Ney’s Umfassungsversuche in die rechte Flanke entsendet, am [354] folgenden Tage deckte sie auf dieser Flanke den Rückzug. In der Schlacht bei Waterloo, am 18. Juni 1815, stand sie im Centrum der Schlachtlinie, das 2. leichte Bataillon hielt den Pachthof La Haye Sainte besetzt und erwarb durch dessen standhafte Vertheidigung unvergänglichen Ruhm. Ompteda’s Truppen hatten einen schweren Stand; die ununterbrochen erneuten Angriffe der französischen Truppen sollten durchaus Napoleons Plan, die Mitte der gegnerischen Schlachtlinie zu durchbrechen, zur Ausführung bringen. Ein wüthender Anfall folgte dem anderen; besonders die Cavallerie war unermüdlich in ihren Versuchen, die ihnen gegenüberstehenden Vierecke zu sprengen. Da ging am späten Nachmittage La Haye Sainte verloren; der Feind bereitete sich zu einem neuen Ansturme und O. erhielt vom General v. Alten etwa um 6 Uhr Abends Befehl, das 5. Bataillon in Linie zu entwickeln und einer feindlichen Infanteriecolonne entgegenzugehen, welche eben im Vordringen begriffen war. Er machte auf die französischen Reiter aufmerksam, welche in einer Vertiefung des Geländes auf der Lauer lagen und auf einen solchen Augenblick der Schwäche warteten; die Wiederholung des Befehls durch einen höheren Officier, aller Wahrscheinlichkeit nach den Prinzen von Oranien selbst, ließ ihm indeß keine Wahl: er gehorchte, gab das verhängnißvolle Commando und führte das Bataillon gegen den Feind. Sofort aber brach die Cavallerie, Kellermann’s Kürassiere, aus ihrem Hinterhalte hervor, fiel dem Bataillon in Flanke und Rücken, ritt es nieder und richtete ein furchtbares Blutbad in demselben an, welchem auch Oberst O. zum Opfer fiel. General v. Alten’s Schlachtbericht beklagt, daß die ausgezeichnetesten Officiere gefallen seien und nennt unter diesen den Oberst v. O. Der Herzog von Wellington empfiehlt O., dessen Tod noch nicht bekannt war, der besonderen Gnade des Prinzregenten. – O. war ein allgemein wie militärisch hoch gebildeter Mann, welcher das Französische, Englische und Italienische beherrschte; ein in ersterer Sprache geschriebenes Manuscript zu: „Observations sur l’armée française du dernier temps[WS 1], à partir de 1792 jusqu’en 1808. Saint Pétersbourg, Imprimerie de H. Drechsler, 1808,“ legt Zeugniß für seine militärische Begabung ab.

Mittheilungen der Familie. – H. Dehnel, Erinnerungen deutscher Officiere in britischen Diensten aus den Kriegsjahren 1805–1816, Hannover 1864. – Aus Hannovers militärischer Vergangenheit von B. v. L(insingen)-G(estorf), Hannover 1880.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: tems