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ADB:Otbert (Bischof von Lüttich)

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Artikel „Otbert“ von Wilhelm Wattenbach in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 24 (1887), S. 528–529, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Otbert_(Bischof_von_L%C3%BCttich)&oldid=- (Version vom 18. November 2024, 04:30 Uhr UTC)
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Otbert, von 1091 bis 1119 Bischof von Lüttich, hat sich einen guten Namen gemacht durch seine kraftvolle Verwaltung des Bisthums, für welches er das Schloß Bouillon erwarb. Im Anschluß an seinen Vorgänger Heinrich (XI, 534) bemühte er sich den Frieden aufrecht zu erhalten, gegen dessen Störer er mit Strenge einschritt. Treuer Anhänger Heinrich’s IV., dem er in seinen letzten Tagen eine Zuflucht gewährte, gerieth er in scharfen Gegensatz zu den Mönchen, [529] welche der gregorianischen Richtung zugethan waren, und wird deshalb in den Klosterchroniken sehr ungünstig beurtheilt. Daß er eine höhere wissenschaftliche Bildung besessen habe, wird nicht gesagt, und was wir von seiner Thätigkeit wissen, spricht wenig dafür, daß er sich nach dieser Richtung ausgezeichnet habe. Um so unverdienter ist es, daß in ihm, zuerst von Goldast, der Verfasser des Lebens Heinrich’s IV. vermuthet wurde, einer Schrift, welche allerdings von einem eifrigen, bis über das Grab getreuen Verehrer des Kaisers herrührt, aber auch mit so ungewöhnlicher stilistischer Kunst verfaßt ist, daß an O. nicht gedacht werden darf. Sie giebt in meisterhafter Weise einen Ueberblick über die lange, vielbewegte Regierung des Kaisers, in einer nach classischen Vorbildern sorgfältig gebildeten Sprache, nimmt es aber mit der Wahrheit wenig genau, und ist durchaus eine Parteischrift. In neuerer Zeit sind über den Verf. verschiedene Vermuthungen aufgestellt; besonders nachdrücklich hat, gestützt auf besondere Eigenthümlichkeiten der Schreibweise, W. Gundlach die Ansicht entwickelt, daß der Verf. ein in Briefen und Urkunden deutlich kennbarer Kanzleibeamter Heinrich’s IV. gewesen sei, in welchem er auch den Verf. des Epos über Heinrich’s Sachsenkrieg erkennen will, und in dem er den Propst Godeskalk von Aachen vermuthet.

Ausg. der Vita Heinrici IV. von Aventin 1518, zuletzt von Wattenbach Mon. Germ. SS. XII, 268, 8°, 1876. – W. Gundlach, Ein Dictator aus der Kanzlei Heinrich’s IV., Innsbr. 1884. – Wattenbach, Geschichtsquellen (5. Aufl.) II, 83–85. 493.