ADB:Pauli, Ludwig Ferdinand
Iffland’s Direction wirkten, war die Neigung für das Theater in ihm erwacht, sie wuchs in den neuen freien Verhältnissen, in die er jetzt eingetreten war und durch Vermittlung des ihm nachmals sehr befreundeten Schauspielers Weiß erhielt er Zutritt zur Bühne. Sein erstes Auftreten fand am 22. November 1812 in einer Nebenrolle des Schauspiels „Der Sonnenwirth“ statt. Die rasche Entwicklung seiner künstlerischen Begabung wurde 1815 unterbrochen, in welchem Jahre P. als Freiwilliger des zweiten Magdeburger Jägerdetachements mit ins Feld zog. Nach seiner Rückkehr im folgenden Jahre sah er sich genöthigt, zunächst wieder als Schriftsetzer thätig zu sein, allein bald erhielt er durch Empfehlung von Weiß eine neue Anstellung am Magdeburger Theater. Die Neigung zu der Schauspielerin Karoline Auguste Tilly, welche 1817 in Magdeburg engagirt wurde, 1818 aber einem Rufe an das Dresdener Hoftheater folgte, wurde die Ursache, daß auch P. sich nach Dresden wandte. Er gastirte dort an der königl. Bühne im Januar 1819 und trat bereits am 4. März d. J. in den Mitgliederverband dieses Instituts ein, dem er bis zu seinem Tode als eines der geachtetsten und beliebtesten Mitglieder angehörte. Vom 18. December 1824 bis 31. December 1825 führte er gemeinschaftlich mit Friedrich Burmeister auch die Geschäfte der Regie, die er vom 1. Januar 1829 bis 31. December 1832 [267] allein versah. Am 22. November 1837 beging er, gefeiert und ausgezeichnet, sein 25jähriges Künstlerjubiläum. Leider stellten sich schon einige Jahre später (1840), wohl infolge der Anstrengungen einer großen Gastspielreise, Krankheitsanfälle ein, die sich verschlimmerten und 1841 seinen Tod herbeiführten. – Die Rollenfächer, in denen P. seine ganz Kraft entfaltete, waren ihrem Charakter nach die widersprechendsten. Humoristische, gutherzige und polternde Alte, die er mit „ganz unwiderstehlicher und dabei höchst behaglicher Wirkung“ darstellte, auf der einen, Intriguants, „so lange dieselben blos Naturmenschen waren oder doch nicht über die Sphäre des bürgerlichen Lebens hinausgingen“ waren auf der anderen Seite seine mit Recht bewunderten Leistungen. Competente Richter gaben allerdings den ersten den Vorzug, so warm sie sonst auch Pauli’s Jago, Ossip oder Moor und selbst Mephisto anerkannten. Besonders Gutes leistete P. als Glittern (Wasserkur), Falstaff, Daniel (Erbvertrag), Gleyser (Advocat), Lorenz Kindlein etc. – P. war zweimal vermählt, seine erste Frau ist die erwähnte Caroline Auguste Tilly gewesen. Dieselbe wurde geboren am 22. August 1800 zu Berlin, lebte von 1801–13 in Wien, wo ihr Vater eine Stelle als Theaterdichter und Secretär beim Grafen Palffy einnahm, kehrte dann mit den Eltern in ihre Vaterstadt zurück und wurde hier, von der mit ihr verwandten, berühmten Schauspielerin, der nachmaligen Mad. Crelinger für die Bühne ausgebildet. Ihr erstes Auftreten fand im J. 1817 als Elsbeth (Graf v. Burgund) auf der Bühne des Berliner Königl. Schauspielhauses statt. Noch im gleichen Jahre kam sie nach Magdeburg und von da nach Dresden, wo sich P. am 1. November 1819 mit ihr vermählte. Neun Jahre später, am 31. October 1828 starb sie. Frau P. war eine gute Schauspielerin, die es verstand, ihren gern gesehenen Leistungen im Lustspiel den Reiz des Natürlichen und Anmuthigen zu geben. – Pauli’s zweite Frau, die er am 30. März 1838 heimführte, war die Freiin Isidora von Friesen, die ihn überlebte.
Pauli: Ludwig Ferdinand P., Schauspieler, geb. am 30. Juni 1793 in Berlin, † am 28. November 1841 in Dresden. Zu den vielgenannten, oft lange Zeit hinaus populär bleibenden Namen gehört der Name Pauli’s nicht, aber wo er dem Kundigen genannt wird, verbindet sich damit der Begriff großer Tüchtigkeit und jener freudigen Ehrlichkeit gegenüber dem Beruf, die in neuerer Zeit seltener wird. Pauli’s Vater war Buchdrucker und er bestimmte den Sohn zur Erlernung dieses Gewerbes. Nach vollendeter Lehrzeit in der Decker’schen Hofbuchdruckerei und nachdem er einige Zeit als Gehülfe seines Vaters thätig gewesen, kam Pauli 1812 nach Magdeburg in die Pansa’sche Druckerei. Schon in Berlin, wo damals am Hoftheater hervorragende Künstler unter- Vgl. namentlich L. Pauli, Dresden 1842 und Wolff’s Almanach für Freunde der Schauspielkunst a. d. J. 1841, S. 131–141.