Zum Inhalt springen

ADB:Pechmann, Eduard Ritter von

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Pechmann v. Massen, Eduard Ritter“ von Adolf Schinzl in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 25 (1887), S. 310–312, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Pechmann,_Eduard_Ritter_von&oldid=- (Version vom 3. Dezember 2024, 08:42 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Pechmann, Gabriel von
Nächster>>>
Peckenstein, Lorenz
Band 25 (1887), S. 310–312 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Eduard Pechmann von Massen in der Wikipedia
Eduard Ritter von Pechmann in Wikidata
GND-Nummer 130537993
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|25|310|312|Pechmann v. Massen, Eduard Ritter|Adolf Schinzl|ADB:Pechmann, Eduard Ritter von}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=130537993}}    

Pechmann: Eduard Ritter P. v. Massen, k. k. Feldmarschalllieutenant, Präsident der k. k. geographischen Gesellschaft zu Wien, geboren am 9. Februar 1811 zu Bellovár, † am 23. October 1885 zu Görz, hat sich als Leiter des österreichischen Militärerziehungs- und Bildungswesens, dann als Mathematiker, Geograph und Kartograph das Anrecht auf eine dauernde Erinnerung erworben. Seine Erziehung und Ausbildung genoß P. in den Jahren 1822–1830 in der Wiener-Neustädter Militärakademie, in welcher er unter einer außergewöhnlich großen Anzahl tüchtiger Zöglinge den Rang des zweitbesten einnahm. Am 10. October 1830 wurde P. als Lieutenant zum Infanterieregiment Nr. 16 ausgemustert, 1834 avancirte er zum Oberlieutenant, 1839 erhielt er seine Eintheilung ins Infanterieregiment Nr. 17. In dieser Zeit stand er anfangs als Compagnieoffizier, dann als Bataillons-, Inhaber- und Divisionsadjutant, endlich als Consriptionsdepotcommandant in Verwendung. Schon 1840 trat P. aus Gesundheitsrücksichten, nach anderen Angaben in Folge einer ritterlich durchgeführten Duellangelegenheit, welcher er als Secundant beiwohnte, in den Ruhestand; im J. 1842 wurde er jedoch wieder activirt und dem k. k. militärgeographischen Institute zu Wien zugetheilt. Pechmann’s nun folgende Ernennungen 1848 zum Capitänlieutenant, 1851 zum Hauptmanne im neu errichteten Ingenieur-Geographencorps, 1858 zum Major und 1859 zum Oberstlieutenant waren die wohlverdienten Anerkennungen für seine erfolgreiche Thätigkeit bei den geodätischen und astronomischen Landesvermessungen, 1854 war er im Hauptquartiere des Feldmarschalls Erzherzog Albrecht, später als Director des Calculbureaus und 1860 als Referent bei der Generaldirection des Grundsteuerkatasters im Finanzministerium, in welcher letzteren Stellung er sich nebenbei durch organisatorisches Wirken und Einführung wesentlicher Reformen besonders bemerkbar machte. Damals avancirte er 1860 zum Titular-, 1861 zum wirklichen Obersten, 1866 wurde er aber neuerlich in den Ruhestand versetzt, angeblich weil die Leitung dieses Postens durch einen Militär nicht gerne gesehen wurde. P., welcher schon früher für die gelungene Verbindung der österreichischen Vermessungen mit dem Triangulirungsnetze von Rußland, Baiern und der Schweiz durch mehrere ausländische Orden ausgezeichnet und von vielen gelehrten Gesellschaften zum Ehren- oder Correspondirenden Mitgliede gewählt worden war, wurde nun auch der österreichische Eiserne Kronenorden III. Classe und der Ritterstand mit dem Prädicate von Massen verliehen. Nur zwei Jahre verblieb P. im Ruhestande, denn schon 1868 wurde er nochmals activirt und zum Vorstande der VI. Abtheilung im Reichskriegsministerium ernannt, als welcher er – vom November 1869 in der Charge eines Generalmajors – die für dringend nothwendig [311] erkannte Umgestaltung des gesammten Militärerziehungs- und Bildungswesens vorzunehmen hatte. Erfüllt vom reinsten Patriotismus und dem Bestreben im Wege der Militärschulen die Brauchbarkeit und den Bildungsgrad der Officiere im k. k. österreichischen Heere nach besten Kräften zu heben, widmete er sich nun ausschließlich der ihm gewordenen ehrenvollen Aufgabe. Energie, pädagogische Kenntnisse sowie eine weitreichende wissenschaftliche Bildung förderten sein Walten; als Ziel galt ihm, den Nachwuchs des Heeres etwa bis zum 15. Lebensjahre dem häuslichen Verbande zu sittlicher, körperlicher und geistiger Entwicklung zu überlassen und denselben erst dann in Militärakademien für die militärische Bestimmung geschickt zu machen. Hiemit im Einklange milderte er die allzuscharfe Bevormundung der Zöglinge und erhob zum Grundsatze, daß vorwiegend auf Ehrliebe und Selbständigkeit zu wirken sei und die Entfernung der Mittelmäßigen und Ungeeigneten rechtzeitig stattzufinden habe. Die Anstalten selbst wurden den Zeitverhältnissen und dem geänderten Wehrsystem gemäß organisirt und zum finanziellen Vortheile des Staates eine nicht unbedeutende Anzahl bisher bestandener Militärerziehungsinstitute durch Stiftung von Stipendien überflüssig gemacht. Dabei hatte aber P. übersehen, daß die beabsichtige Reducirung der Militäranstalten auf Militärakademien allein den Kindern der nur selten stabilen Officiere eine verspätete Versorgung bot und bei den Fortschritten der Nationalisirung der Civilschulen, der sprachlichen Schwierigkeiten wegen, das Erreichen einer höheren Ausbildung in den Militärakademien auf mannigfache Hindernisse stoßen mußte. Und so scheiterte denn an diesen Uebelständen sowie an der nicht immer glücklichen Wahl der Anstaltsvorstände Pechmann’s gegenwärtig noch zu ideal gehaltenes System, weshalb er sich auch 1874 zum Rücktritt in den bleibenden Ruhestand als Feldmarschalllieutenant ad honores genöthigt sah. Den Wissenschaften aber blieb er bis an seinen Lebensabend ein nie rastender, unermüdlich schaffender Mitarbeiter. Er schrieb viele lichtvolle Reflexionen über die neuesten geographischen und naturwissenschaftlichen Forschungen und wirkte mit weit sehendem Blicke 1862–1863 als Vicepräsident, 1863–1864 als Präsident der k. k. geographischen Gesellschaft zu Wien. Zu seinen werthvollsten Publicationen zählen nachbezeichnete Werke: „Die geographische Breite von Innsbruck“, Wien 1859, eine für den damaligen Stand der Ansichten über die Massenattraction der Gebirge bedeutungsvolle Abhandlung; ferner „Die Abweichung der Lothlinie bei astronomischen Beobachtungsstationen und ihre Berechnung als Erforderniß einer Gradmessung“, Wien 1863–1865, berühmt als bahnbrechende Studie; dann: „Notizen zur Höhen- und Profilkarte, nebst dem Verzeichnisse der trigonometrisch bestimmten Höhen von Tirol und Vorarlberg“, Wien 1865, mittelst welchen er die unter seiner Leitung vortrefflich ausgeführten 8 Blätter der Höhen- und Profilkarte von Tirol und Vorarlberg mit einem höchst werthvollen Texte versah; und endlich: „Ein pädagogischer Beitrag zur Massenerziehung in den k. k. Militärinstituten“, Prag 1882, welcher als eine geistvolle, sein Erziehungssystem maßvoll vertheidigende Schrift bleibenden Werth hat. Ueberdies finden sich in den „Mittheilungen der k. k. geographischen Gesellschaft in Wien“, in „Streffleurs österr. milit. Zeitschrift“ und mehreren andern Fachblättern achtenswerthe Referate und Aufsätze aus Pechmann’s Feder. Auch in seinem schriftlichen Nachlasse dürfte sich manches, der Gelehrtenwelt nicht vorzuenthaltendes Material vorfinden. Und somit kann denn von P. gesagt werden, er habe trotz mehrfachen bitteren Enttäuschungen stets das Beste gewollt und jederzeit die Ueberzeugung Anderer geachtet sowohl als freimüthiger Vorkämpfer moderner Bildung und humaner Bestrebungen als auch als nutzbringender, selbstthätiger Bearbeiter der Kartographie, Hypsometrie und Geodäsie.

[312] Wurzbach, Biogr. Lex. d. Kaiserth. Oesterr. 21. Th. Wien 1870. – Deutsche Rundschau für Geographie und Statistik, 8. Jahrg. Wien 1886. – Svoboda, die Zöglinge d. Wiener-Neust. Militär-Akademie. Wien 1870. – Wehr-Zeitung. Wien 1874.