ADB:Pehmöller, Christian Nicolas

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Artikel „Pehmöller, Christian Nicolas“ von Otto Beneke in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 25 (1887), S. 319–320, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Pehm%C3%B6ller,_Christian_Nicolas&oldid=- (Version vom 18. April 2024, 23:48 Uhr UTC)
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Pehmöller: Christian Nicolas P., Kaufmann und Senator. Geboren zu Hamburg am 2. Februar 1769, Sohn eines bemittelten Zuckerfabrikanten, gut unterrichtet (jedoch den ihn später auszeichnenden hohen Bildungsgrad seinen eigenen stets fortgesetzten Studien verdankend), trat er 1784 in das kaufmännische Geschäft eines der bedeutendsten damaligen Handelshäuser Hamburgs als Lehrling, dann als Commis. Seine Anstelligkeit, sein rechtschaffener Charakter, seine Zuverlässigkeit erwarb ihm das volle Vertrauen seiner Principale, die wichtige Interessen in seine Hände legten. Die für sie unternommenen Geschäftsreisen nach Dänemark, England, Frankreich, Spanien und Portugal benutzte er zugleich zur Erweiterung seiner Kenntnisse wie seines geistigen Gesichtskreises überhaupt. Vorzüglich fruchtbringend wurde ihm ein dreijähriger Aufenthalt in den Vereinigten Staaten von Nordamerika, deren Haupthandelsplätze er besuchte, und bis an deren fernste damalige Grenze er vordrang. Zufällig bekannt geworden mit dem größten Staatsmann Amerikas, dem Präsidenten Washington, durfte er denselben in seiner Residenz besuchen und seiner eingehenden Unterhaltung sich erfreuen, deren Inhalt ihm lebenslang im besten Gedenken geblieben ist. 1799 weilte er in England, von wo er in seine Vaterstadt heimkehrte, welche damals durch eine soeben bestandene große Handelskrisis empfindlich betroffen war. Dessenungeachtet unternahm er muthig mit seinem Freunde H. Droop das Geschäft seiner früheren Principale unter eigener Firma [320] und wußte dasselbe bald zu Ansehen und Ehren zu bringen. Nunmehr etablirt und Bürger seiner Vaterstadt, widmete er sich auch dem Dienste derselben mit dem regen Eifer eines Patrioten, alle ihm übertragenen Ehrenämter mit gewissenhaftester Pflichttreue verwaltend. – Als Mitglied der Banco-Behörde erwies er sich 1813 als kühner tapferer Vertheidiger dieses Instituts gegen die habgierigen Angriffe des französischen Gouvernements, welches den Silberschatz der Bank (ein Eigenthum nicht des Hamburger Staats, sondern der Bankinteressenten, also des Handelsstandes), zu confisciren begehrte. Mit Unerschrockenheit trat er dem Verlangen der französischen Machthaber entgegen, verweigerte die Auslieferung der Schlüssel und wich endlich nur der brutalen militärischen Gewalt, als die Zwingherren den Raub des Silberschatzes thatsächlich ausführten, dem Grundsatz huldigend: wenn der Staat Geld braucht, so nimmt er es, wo er es findet. Die denkwürdigen Vorgänge dieses Ereignisses hat P. selbst in einer Druckschrift (deutsch und französisch) dargestellt. – Gleich nach Hamburgs Befreiung, 1814, wurde P. zum Mitgliede der zur Berathung von Verfassungs- und Verwaltungsreformen eingesetzten Bürgerdeputation gewählt. Hierauf, vom Senate wie vom Publicum als geeignetster Mann für die Lösung der Bankfrage erkannt, wurde P. mit zweimaligen erfolgreichen Missionen nach Paris betraut, um die Rückgabe des geraubten Bankschatzes oder eine genügende Entschädigung zu verlangen und durchzusetzen. Während seiner Abwesenheit 1816 zu allgemeiner Befriedigung in den Senat gewählt, erwies P. sich seitdem als eines der ausgezeichnetsten, einflußreichsten Mitglieder dieser obersten Staatsbehörde Hamburgs, je wirksamer seine hervorragenden Eigenschaften sich zeigten. Denn er vereinigte in sich die strengste Rechtschaffenheit mit einsichtsvoller Staatsklugheit und furchtloser Energie. Er war unter allen Umständen ein unabhängiger Charakter, gegen Lob und Tadel wie gegen fremde Einflüsse völlig unzugänglich. Somit wurde P. allmählich zum allgemein hochgeachteten „Eckhart“ des Senats wie der Bürgerschaft. Aus seinem amtlichen Wirken ist Folgendes hervorzuheben. 1820 und 1821 vertrat er in einsichtsvollster Weise die Hamburgischen und deutschen Handelsinteressen auf der von allen Elbuferstaaten beschickten Dresdener Conferenz behufs Feststellung der Elbschiffahrtsacte, abgeschlossen am 23. Juni 1821, desgleichen auf der Conferenz zu Hamburg 1824 wegen Revision derselben. Während seines Aufenthalts in Dresden häufig an den königl. Hof gezogen, erwarb er sich das Wohlwollen des Prinzen Johann, des nachmaligen Königs von Sachsen, wie der Prinzessin Amalie, später als Schriftstellerin bekannt geworden. Der ihm vertraulich kund gewordenen Absicht einer Ordensverleihung an ihn, wußte er durch die Erklärung vorzubeugen, daß die Annahme einer solchen Decoration unvereinbar sei mit dem Charakter und der Stellung eines Senators der freien Stadt Hamburg. – Als ältester Senator bekleidete er mit demselben einsichtsvollen Eifer die Angelegenheiten der Hamburger gelehrten Schulen und Bildungsanstalten. Seiner thatkräftigen Förderung ist der Neubau der Gebäude des Johanneums und des akademischen Gymnasiums, sowie der Stadtbibliothek zu danken, deren Einweihungsfeier am 5. Mai 1840 Pehmöller’s Rede einleitete. Bald nach dem Brande Hamburgs im Mai 1842, welcher diese auf dem Grunde des vormaligen Domstiftes stehenden Gebäude verschonte, traten die infolge eines so rastlos thätigen Wirkens unabweislichen Altersgebrechen auch bei dem tapfer dagegen ankämpfenden Protosenator hervor. Aber erst im Februar 1845 trat er von den Staatsgeschäften zurück und starb bald darauf den 17. April 1845.

S. die von Prof. Chr. Petersen verfaßte lateinische Memorie. 1847. fol.