Zum Inhalt springen

ADB:Philipp von Montmorency

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Hoorne, Philipp von Montmorency, Graf von“ von Karl Theodor Wenzelburger in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 13 (1881), S. 99–101, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Philipp_von_Montmorency&oldid=- (Version vom 23. November 2024, 09:07 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Nächster>>>
Hoornbeek, Johann
Band 13 (1881), S. 99–101 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Philippe de Montmorency, Graf von Hoorn in der Wikipedia
Philippe de Montmorency, Graf von Hoorn in Wikidata
GND-Nummer 124375596
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|13|99|101|Hoorne, Philipp von Montmorency, Graf von|Karl Theodor Wenzelburger|ADB:Philipp von Montmorency}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=124375596}}    

Hoorne: (Philipp von Montmorency, Graf von H.), auch Horn, Horne oder Hornes, stand in der vordersten Reihe der mit der Regierung unzufriedenen Edeln. Geboren 1518 als Sohn von Josef von Montmorency, [100] Graf von Nivelle und von Anna von Egmond, einer Verwandten des bekannten Lamoral, erhielt er später noch die Titel und Güter seines Stiefvaters, mit dem seine Mutter nach dem Tode ihres ersten Mannes eine zweite, aber kinderlose Ehe geschlossen hatte. Außer der Grafschaft Hoorne bekam er auf diese Weise auch die Herrschaften Altena und Weert, während er überdieß noch die Grafschaft Nueanar, Meurs und Saverdam erbte. Vermöge seiner hohen Geburt und seines großen Reichthums kam er von selbst an den Hof nach Brüssel und sah sich bald mit Ehrenämtern und Würden bekleidet. Doch hatte er keineswegs das Zeug zu einem Hofmann, dazu waren seine Manieren zu unbeholfen und eckig und von vielen seiner Bekannten wurde der grämliche, streit- und zanksüchtige Mann gemieden. Dagegen wurden von Allen sein Edelmuth, seine Tapferkeit und sein Gerechtigkeitsgefühl gepriesen. Diese Eigenschaften erklären theilweise auch die Thatsache, daß sein Schicksal bei den Zeitgenossen in viel geringerem Grade bedauert wurde, als das seines Leidensgenossen Egmond. Dennoch wurde er Kammerherr (Karl V. hatte ihm früher dieses Ehrenamt verweigert) und Hauptmann der vlämischen Garde, die im Dienste Philipps stand, Gouverneur von Gelderland und Zutfen, Admiral der Flotte, Staatsrath zu Madrid und Mitglied des Staatsrathes in Brüssel, ebenso 1556 Ritter des goldenen Vließes. An dem in diesem Jahre ausgebrochenen Krieg mit Frankreich nahm er ruhmvollen Antheil und als der König nach dem Friedensschluß von Chateau-Cambresis 1595[WS 1] die Niederlande verließ, führte H. den Oberbefehl über die Flotte, welche den König nach Spanien zurückbrachte. Er blieb daselbst bis zum Jahre 1563 und als er in die Niederlande zurückgekehrt war, schloß er sich sofort den unzufriedenen Edeln an, welche auf den Sturz Granvella’s hinarbeiteten und er war bei der Abfassung der bekannten Briefe an den König betheiligt, in denen auf die Entfernung des gehaßten Kardinals gedrungen wurde, und später richtete H. über denselben Gegenstand noch ein besonderes Schreiben an seinen König. Alle diese Schritte waren jedoch anfangs vergeblich und da der Einfluß Granvella’s noch größer wurde, zog sich H. mit Oranien und Egmond aus dem Staatsrath zurück, indem er zugleich Brüssel verließ. Nach dem Sturze Granvella’s jedoch (März 1564) nahm er wieder an den Arbeiten des Staatsrathes Theil. Er war hier ein erklärter Gegner der Inquisition, drang fortwährend auf Mäßigung an und betheiligte sich, als die Ketzerverfolgungen immer strenger wurden, an den Zusammenkünften der Edeln in Breda und Hoogstraaten (März 1566), ohne sich jedoch dem Kompromiß anzuschließen und die Bittschrift an die Statthalterin zu unterzeichnen. Er zog sich auf seine Güter zurück und erschien nur noch einmal im Staatsrath, als über die Suspendirung der Plakate berathschlagt wurde. Indessen hatte der Bildersturm im Lande gewüthet und auch in Doornik, wo Hoorne’s Bruder, Floris von Montigny, Statthalter war, die bekannten Verwüstungen angerichtet. Die Ketzer hatten hier bei Weitem die Oberhand und nach dem Bildersturm förmlich die Macht in Händen. H. begab sich nach Doornik, um hier die Autorität der Regierung wieder herzustellen. Es war gerade keine leichte Aufgabe, die er übernommen, doch wußte er es dahin zu bringen, daß die Reformirten die Waffen niederlegten und die in Besitz genommenen Kirchen wieder herausgaben, wofür ihnen das Recht eingeräumt wurde, außerhalb der Stadt ihren Gottesdienst zu halten und Kirchen zu bauen. Dies erregte aber im höchsten Grade den Zorn des Königs und der Statthalterin und letztere rief ihn dann auch Mitte Oktober von seinem Posten ab. Aber vor seinem Weggang war er noch so unvorsichtig gewesen, den Protestanten die Erlaubniß zu geben, in der Tuchhalle der Stadt Predigten halten zu dürfen, ein Umstand, der ihm später verderblich werden sollte. Die fortwährenden Kränkungen und Vorwürfe, die er sowol von Madrid [101] aus, als von der Statthalterin zu hören bekam, bestimmten ihn endlich, vom Schauplatz ganz abzutreten, und sich ins Privatleben zurückzuziehen, um so mehr, als er im Dienste des Königs nach und nach sein ganzes Vermögen, über 400,000 Gulden, aufgeopfert hatte, ohne jemals einen Pfennig zurückzuempfangen; seine Güter waren verpfändet und seine Silbergeräthe verkauft. Er zog sich auf sein Schloß nach Weert zurück. Im folgenden Jahre kam Alba in die Niederlande und dieser wußte den Grafen unter allerlei falschen Freundschaftsbetheuerungen aus seiner „Wildniß“ nach Brüssel zu locken. Dort angekommen wurde H. scheinbar sehr freundlich aufgenommen, nahm am 9. September 1567 mit Egmond an dem bekannten Gastmahl Theil, nach dessen Ablauf beide gefangen genommen und unter starker Bedeckung auf die Citadelle nach Gent gebracht wurden. Die Berufung auf die dem König geleisteten Dienste, sowie auf die Privilegien der Vließritter halfen natürlich nichts, er wurde „wegen Widerstandes gegen Granvella und die Inquisition, wegen Mangels an Energie bei der Unterdrückung und Bestrafung des Bildersturms, wegen Unterstützung und Beförderung der Ketzerei und wegen Theilnahme an der Verschwörung Oraniens gegen den König“ zum Tode verurtheilt und am 5. Juni 1568 in Brüssel öffentlich enthauptet. H. starb kinderlos.

Th. Juste, le comte d’Egmont et le comte de Hornes. Fruin, Gids 1860 Febr. pag. 218.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. recte: 1559