ADB:Placotomus, Johann

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Artikel „Placotomus, Johann“ von August Bertling in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 26 (1888), S. 220–222, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Placotomus,_Johann&oldid=- (Version vom 24. April 2024, 11:04 Uhr UTC)
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Placotomus: Johann P., eigentlich Brettschneider geheißen, 1514 zu Murstadt geboren, wurde auf der Universität Wittenberg, auf der er sich während der Studienzeit so auszeichnete, daß ihn Ph. Melanchthon einer vertrauteren Freundschaft würdigte, 1541 Magister und 1540 Doctor der Medicin. Gegen Ende des Jahres 1543 folgte er einer Berufung zur medicinischen Professur an der Universität Königsberg. Mit großem Fleiße hat er dies sein Amt bis zum Jahre 1550 verwaltet, wo er wegen seiner Opposition gegen den eben nach Königsberg berufenen Osiander beim Herzog Albrecht in Ungnade fiel und seinen [221] Abschied erhielt. Nach manchen widerwärtigen Machinationen, die darauf folgten, siedelte er 1552 nach Danzig über, dessen oberster Stadtbehörde er bereits 1549 eine Schrift („de natura cerevisiarum“) gewidmet hatte. Mit Wohlwollen ward er hier aufgenommen; er erhielt das Amt eines „Stadtsyndicus“ und 1555 die Verwaltung der nach seinem Gutachten neu eingerichteten „Rathsapotheke“, die nun seinen Händen bis an seinen Tod anvertraut blieb. Für diesen seinen Nebenberuf war P. auch schriftstellerisch thätig; er gab ein „Compendium pharmacopoeae“ (Antverp. 1560 und Lugd. 1561 in 12°), eine „Epistola de destillationibus chymicis“ (Francof. ad Viadr. 1553, 8°) und andere Tractate heraus. Sein Amt als Physikus der Stadt versah er sowohl durch Vorschläge sanitärer Maßregeln, die er dem Rathe empfahl, als auch durch populäre Schriften, wie z. B. durch den „Bericht wie man sich in dem fürfallenden Sterbenslauff der Pestilentz verhalten mag, dem gemeinen Mann der löbl. Stadt Danzig zu gute geschrieben.“ Dantzig 1564 (4°). Als Arzt genoß er ein großes Ansehen, wie ihn denn der Marschall Nic. Radziwil von Litauen zu seinem Leibarzte angenommen hatte, und er gab diesem Ansehen eine größere Verbreitung durch eine Anzahl von Schriften, die nach ihrer mehrfachen Wiederherausgabe zu schließen des Beifalls nicht entbehrten. Unter diesen Schriften ist besonders zu nennen „Doctrina de tuenda sanitate“, die in mehrfachen Formen, z. B. mit Hessii libellus de tuenda valetudine verbunden, und an mehreren Orten, Elbing, Paris, Frankfurt erschien. – Nicht minder war er nach einer andern Richtung hin thätig, in Bezug auf die Einrichtung und Lehrpläne des Danziger Schulwesens. Das in genannter Stadt angelegte Particulare hatte, trotzdem der Rath bedeutende Männer ins Rectorat berufen hatte, nicht recht gedeihen wollen, theils weil die Mittel zur Lehrerbesoldung und Einrichtung noch kärglich waren, theils weil der Unterricht nicht nach festen, klaren Grundsätzen ertheilt wurde. Die Männer, welche damals an der Spitze des städtischen Gemeinwesens standen, besonders der Bürgermeister Constantin Ferber, erkannten das recht wohl, und eifrig auf Verbesserung des heimischen Schulwesens bedacht, wandten sie sich an P., dem man als einem vertrauten Freunde des „communis praeceptor Germaniae“ eine vollkommene Kenntniß der Melanchthonischen Grundsätze zutraute und der sich im Unterrichten bewährt hatte. P. verfaßte in Folge dieser Anfrage eine Anzahl pädagogischer Schriften, unter denen eine besonders wichtig war: „Bericht von Bestellung Lateinischer Schulen“ (Königsb. 1568, 8°). Ihre trefflichen Grundsätze wurden, trotzdem die Lehrer des „Particulare“ eine Gegenschrift ausgehen ließen und P. als einem Arzte ein Urtheil in Schulsachen absprachen, in die Ordnung der Marienschule aufgenommen, nur nicht bei der Einrichtung der niederen Schulen, was diesen zu nicht geringem Schaden gereichte. Dieselben Rathschläge gab P. auch den Elbinger städtischen Behörden, wie seine Schrift bezeugt: „Ratio docendi juventutem, usque dum in academias transmitti possit, ad Senatum Elbingensem“ (Lips. 1566, 8°). Neben diesen die Grundsätze des Schulunterrichts erörternden Abhandlungen hat P. auch Hilfsbücher für einige Disciplinen des Unterrichts, z. B. für die Dialectik verfaßt. Er starb gegen Ende des Jahres 1576 oder in den ersten zwei Monaten des Jahres 1577.

Dav. Placotomus, epicedia. Pat. 1578, 8°; Ephr. Praetorius, Athenae Gedanenses, Lips. 1713, 8°, S. 30–33. – Schnaase, Johann Placotomus und sein Einfluß auf die Schule in Danzig. Danzig (o. J.) 8°. – Ludovici von Hammen, vitae medicorum Gedanensium, Handschrift der Danziger Stadtbibliothek. – Einzelheiten: van der Linden, de scriptis medicorum. Amstelod. 1651, S. 381. – Toeppen, die Gründung der Universität [222] Königsberg, Königsb. 1844, 8°, S. 146. 172. 176–188. – Theod. Hirsch, Gesch. des akadem. Gymnasiums in Danzig, Danzig 1835, 4°, S. 10–11.