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ADB:Podbielski, Theophil von

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Artikel „Podbielski, Theophil von“ von Bernhard von Poten in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 26 (1888), S. 339–341, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Podbielski,_Theophil_von&oldid=- (Version vom 23. Dezember 2024, 14:36 Uhr UTC)
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Podbielski: Eugen Anton Theophil v. P., preußischer General der Cavallerie und Generalinspecteur der Artillerie, ward am 17. October 1814 zu Köpenick bei Berlin geboren und trat, auf dem Pädagogium zu Züllichau und auf der Ritterakademie zu Liegnitz erzogen, am 1. Mai 1831 beim 1. Ulanenregiment, bei welchem auch sein Vater stand, in den Dienst. Am 9. Februar 1833 wurde er, nachdem er das Examen „mit Allerhöchster Belobigung“ bestanden hatte, Secondlieutenant, besuchte von 1836–1839 die Allgemeine Kriegsschule und kam durch seine 1841 erfolgte Ernennung zum Brigadeadjutanten in die Adjutantur, welcher, bezw. dem Generalstabe, er ununterbrochen bis zum [340] 12. Januar 1858 angehörte, wo er zum Commandeur des thüringischen Husarenregiments Nr. 12 in Merseburg befördert wurde. Als im December 1863 eine zur Ausführung der Bundesexecution in Holstein bestimmte Armee aufgestellt ward, wurde P., seit kurzem Commandeur der 16. Cavalleriebrigade mit dem Stabsquartier Trier, zum Oberquartiermeister bei dem zunächst dem Feldmarschall v. Wrangel, später dem Prinz Friedrich Karl übertragenen Obercommando ernannt und machte in dieser Stellung den Krieg von 1864 gegen Dänemark mit; nach Beendigung desselben trat „der blaue Oberst“, wie er nach seiner Uniform in den Elbherzogthümern hieß, als Chef des Stabes zu dem unter dem Commando des Generals v. Manteuffel in Schleswig verbleibenden preußischen Truppencorps über. P., seit dem 18. Juni 1865 Generalmajor, war erprobt und hatte sich bewährt; als der Krieg von 1866 ausbrach, erfolgte seine Ernennung zum Generalquartiermeister der Armee, eine Stellung, welche ihm den nächsten Platz an der Seite des Chefs des Generalstabes, General v. Moltke, anwies; gleich diesem hat er an den Ereignissen des böhmischen Feldzuges theil gehabt. Nach der Rückkehr in das Friedensverhältniß übernahm er von neuem die Geschäfte als Director des Allgemeinen Kriegsdepartements, welche ihm bereits am 9. März 1866 übertragen gewesen waren. Diese Stellung, die wichtigste nächst der des Kriegsministers im Kriegsministerium, weil die Sorge für die Schlagfertigkeit des Heeres in erster Linie ihrem Inhaber obliegt, war in diesem Augenblicke von höchster Bedeutung: es galt die preußische Armee erheblich zu vermehren und sie zum Norddeutschen Bundesheere zu erweitern, sowie die Einrichtungen der ersteren in größerem oder geringerem Maße auf die übrigen deutschen Truppen zu übertragen. „Der Abschluß der Militärconventionen, die Errichtung von drei neuen Armeecorps, eine anderweite Formation der Cavallerie, die Herstellung einer Reihe von neuen Gesetzen, Verordnungen und Entwürfen, bestimmt die Schlagfertigkeit der Armee zu erhöhen, Mobilmachung und Concentration zu beschleunigen, stellten an die Arbeitskraft außergewöhnliche Anforderungen“, sagt eine eigenhändige Aufzeichnung des Generals, dessen Geschäftslast außerdem mehrfach durch die Vertretung des erkrankten Kriegsministers v. Roon vermehrt wurde. Dazu kam, daß die Zeit drängte. Der Entscheidungskampf mit dem westlichen Nachbar konnte nicht lange ausbleiben. Das Jahr 1870 brachte denselben. Es berief P. wiederum als Generalquartiermeister der Armee an die Seite Moltke’s, des Generalstabschefs, dessen nächster und treuester Gehülfe er von neuem wurde. Bei der Entscheidung aller wichtigen Fragen hatte er mitzuwirken und das Wort, welches er sprach, war ein gewichtiges. Diese Stellung hat damals veranlaßt, daß Podbielski’s Namen in der ganzen gesitteten Welt bekannt wurde: „v. Podbielski“ waren die Kriegstelegramme unterzeichnet, welche, von Berlin aus veröffentlicht, die Kunde von den Ereignissen beim deutschen Heere in Frankreich mit Blitzesschnelle nach allen Himmelsgegenden bis in die entlegensten Winkel der Erde verbreiteten; Knappheit der Form und lautere Wahrheit waren ihre kennzeichnenden Merkmale; auch die oft wiederkehrende Wendung „Nichts Neues“ hatte ihre Bedeutung. Nach Friedensschluß trat General v. P. zum zweiten Male in seine Stellung als Director des Allgemeinen Kriegsdepartements zurück; die Ausdehnung der preußischen Heereseinrichtungen auf Alldeutschland und die Nothwendigkeit, die im Kriege gemachten Erfahrungen zu verwerthen, brachten neue Arbeit. Aber nicht für lange Zeit. Denn bald berief das Vertrauen seines Kriegsherrn den General auf einen anderen, seinem bisherigen Dienstbereiche fernliegenden Posten, auf den des Generalinspecteurs der Artillerie. Seitdem er als Lieutenant, nach Beendigung seiner Lehrzeit auf der Allgemeinen Kriegsschule, bei der Gardeartillerie Dienst gethan hatte, war er der Waffe fern geblieben. „Hätte ich sie, als ich Director [341] im Kriegsministerium war, so gekannt, wie ich sie jetzt kenne, so würde ich für sie ebenso gesorgt haben, wie ich es für die Cavallerie gethan habe“, sagte er später. Es waren wichtige Fragen, namentlich organisatorischer Natur, deren Lösung durch seine Berufung an die Spitze der Waffe ihm auferlegt war. Die bedeutendste und einschneidendste war die Zerlegung in zwei getrennte Bestandtheile, in Feld- und Fußartillerie, von denen jene hauptsächlich für die Verwendung im Feld-, diese für den Gebrauch im Festungskriege bestimmt ist. Unbefangenen Sinnes, mit klarem Kopfe und offenem Auge, praktisch und willenskräftig, trat er am 3. Februar 1872 in den neuen Wirkungskreis, welcher ihm zunächst vorläufig, am 31. December des nämlichen Jahres aber endgültig übertragen wurde, und glänzend hat er sich in demselben bewährt. Die Durchführung jener Trennung und die Ausrüstung der Artillerie mit neuem, den Fortschritten der Waffentechnik entsprechendem Material waren die hervorstechendsten äußeren Merkmale seiner Thätigkeit. Wesentlichen Einfluß äußerte sie auch auf die Zusammensetzung und Ergänzung des Officiercorps. Mancher ward dadurch hart getroffen und an Angriffen auf den Generalinspecteur hat es nicht gefehlt. Aber diesem stand seine Pflicht höher als alles Andere. Des ihm anvertrauten Amtes nach Recht und Gewissen zu walten, war sein einziges Streben; „Gnade zu üben“, äußerte er, „sei dem Kriegsherrn vorbehalten“. Und daß sein Ziel und seine Mittel den Beifall und die Zustimmung seiner Untergebenen gefunden hatten, bewies die allgemeine Trauer, als am 31. October 1879 zu Berlin ein Herzschlag seinen jähen Tod herbeiführte. Kurz vorher hatte er sich seines neuerworbenen Besitzes, des Gutes Dalmin, bei Perleberg in der Prignitz gelegen, erfreut, wo er dereinst seinen Lebensabend zu verbringen gedachte. Daß es einer solchen Laufbahn an Gnadenbeweisen seines Monarchen und an äußeren Ehren nicht gefehlt hat, ist selbstverständlich.

Militär-Wochenblatt Nr. 90, Berlin 1879.