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ADB:Polsterer, Adalbert Johann

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Artikel „Polsterer, Adalbert Johann“ von Anton Schlossar in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 26 (1888), S. 400–401, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Polsterer,_Adalbert_Johann&oldid=- (Version vom 13. November 2024, 16:31 Uhr UTC)
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Polsterer: Adalbert Johann P., historisch-topographischer Schriftsteller und Gelehrter, geboren am 18. Juni 1798 zu Geißenfeld in Bayern, verließ in früher Jugend mit seinen Eltern den Geburtsort und erhielt seine erste Ausbildung in Salzburg und Brünn. Da sein Vater gestorben war, übersiedelte die Mutter nach Graz und wechselweise an verschiedene Orte, bis sie 1811 nach einem letzten Aufenthalte in Holland wieder nach Graz zurückkehrte, wo P. das Studium der Rechte zu betreiben begann, jedoch, von seinem Oheim im J. 1820 nach Padua berufen, in jener Stadt fortsetzte. Er lernte in den nächsten Jahren Italien, dessen Kunstschätze den begabten jungen Mann besonders anzogen, bis Neapel hinab kennen. Wieder auf den Wunsch der Mutter nach Graz zurückgekehrt, setzte er seine juridischen Studien fort, wandte aber auch dem Studium der Geschichte und Kunstgeschichte, sowie den modernen Sprachen besondere Aufmerksamkeit zu. Im Jahre 1828 supplirte P. die Lehrkanzel der Geschichte an der Hochschule in Graz und wurde später provisorisch als Professor der Welt- und österreichischen Staatengeschichte, sowie der historischen Hilfswissenschaften daselbst angestellt. Seine Stelle verließ er jedoch bald wieder, durchreiste neuerdings Italien und begab sich 1827 nach Wien, wo er eine Anstellung beim k. k. Central-Bücherrevisionsamte bekleidete. Im Jahre 1828 finden wir P. als Erzieher S. Thalbergs, des nachher berühmt gewordenen Componisten, als dessen [401] Begleiter er Deutschland, die Schweiz, Frankreich und auch wieder Italien durchreiste. Im Jahre 1835 nöthigte ihn Kränklichkeit, das ruhige Leben zu suchen, er begab sich nach der Steiermark, hielt im Jahre 1837 neuerlich Vorlesungen an der Grazer Hochschule, mußte jedoch, da seine Gesundheit dadurch noch mehr angegriffen wurde, dieselben aufgeben. Um dieselbe Zeit vermählte sich P. und übernahm die redactionelle Leitung der „Grätzer Zeitung“, sowie des Blattes „Der Aufmerksame“, welches damals zu den besten belletristischen Zeitschriften Oesterreichs gehörte. Auch diese Thätigkeit währte jedoch nicht lange, denn schon am 6. Mai 1839 starb er. Von Polsterer’s Schriften sind viele insbesondere auf kunstgeschichtlichem Gebiete nur als Manuscripte zurückgeblieben, darunter ein historisch-biographisches Lexicon von Italien. Sein Buch „Grätz und seine Umgebungen“ (Graz 1827) ist trotz der veralteten Partien heute noch die beste historisch-topographische Arbeit über die steiermärkische Hauptstadt, es basirt durchweg auf gründlichen Quellenstudien und bietet auch in geschichtlicher Beziehung die genaueste Auskunft, weshalb dieses reichhaltige Buch auch von allen ähnlichen nachfolgenden Arbeiten selbst als Quelle benutzt wurde. Noch seien von seinen Schriften angeführt: die Anthologie „Chariton“ (1827) und „Hyères in der Provence“ (1834). Auch erschienen Aufsätze und Gedichte Polsterer’s in verschiedenen österreichischen Zeitschriften.

Biographie in der Zeitschrift „Der Aufmerksame“ (Graz) 1839, Nr. 59 verfaßt von Polsterer’s Freunde M. Vehovar, darnach auch bei Wurzbach, Biogr. Lex. XXIII.