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ADB:Prohl, Hedwig

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Artikel „Prohl, Hedwig“ von Franz Brümmer in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 26 (1888), S. 630–631, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Prohl,_Hedwig&oldid=- (Version vom 18. November 2024, 22:35 Uhr UTC)
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Prohl: Hedwig P., eine der verdienstvollsten und bekanntesten der neueren Jugendschriftstellerinnen, wurde am 30. Juni 1823 zu Mewe in Westpreußen als das dritte Kind des Postsecretärs Taube geboren, der bald darauf nach Marienburg versetzt wurde. Eine Reise, welche Hedwig in ihrem fünften Lebensjahre mit ihrer Familie nach Bromberg zum Besuche eines kinderlosen Oheims unternahm, wurde für ihre weitere Erziehung und Bildung bestimmend. Sie kehrte nämlich mit den Eltern nicht nach Marienburg zurück, sondern sollte ihren Besuch in Bromberg noch um einige Wochen verlängern; aber aus diesen Wochen wurden 12 Jahre, und im Hause ihres Oheims verlebte Hedwig P. eine Jugend, wie sie schöner und glücklicher nicht gedacht werden kann. Nur in den Ferien reiste sie mit der Tante stets zu ihren Eltern, die später nach Riesenburg versetzt wurden und, obwohl sie fünf Kinder um sich hatten, ihre Tochter Hedwig nicht ganz entbehren wollten. Diese erhielt ihre Bildung in der Töchterschule zu Bromberg, außerdem Privatunterricht im Französischen und in der Musik, für welche Kunst sie unbeschreibliche Liebe und viel Talent zeigte, so daß die Eltern nur durch Rücksichten auf den Gesundheitszustand ihrer Tochter bestimmt wurden, alle Aufforderungen Sachverständiger, die Tochter für Kirchenmusik und Kirchengesang ausbilden zu lassen, zurückzuweisen. Mancherlei Anregungen für Herz und Geist empfing Hedwig theils in dem gebildeten Umgangskreise ihrer Pflegeeltern, theils durch den häufigen Besuch guter Theater. In ihrem 15. Lebensjahre unternahm sie mit ihren Eltern eine größere Reise nach Pommern und Berlin, von der sie die lebendigsten, unauslöschlichsten Eindrücke heimbrachte, und kehrte dann, 17 Jahre alt, zu ihren Eltern zurück, bei denen sie ihr Jugendleben in sorglos-glücklicher Weise fortsetzte. Der Sommer wurde zum Theil im Bade Zoppot verlebt und der Winter der regsten Geselligkeit gewidmet. Zu dem Kreise ihrer Bekannten zählte auch Bogumil Goltz. Im J. 1845 verheirathete sich Hedwig mit einem Beamten, Namens Prohl, mit dem sie erst in Krakau, dann in Graudenz, Marienwerder und zuletzt in Breslau in glücklichster Ehe lebte. Eine Tochter und vier Söhne erhöhten das eheliche Glück. Der ersteren eine gediegene geistige Nahrung zuzuführen, kam die Mutter auf den Gedanken, für ihre Tochter selbst Jugendschriften zu schreiben, um so mehr, als die Lectüre für Kinder in jenen Tagen ihr in keiner Weise zusagte. Die ersten Versuche Hedwigs P. wurden sofort mit Freuden vom Verleger angenommen, und Letzterer ermunterte die Verfasserin zu weiteren Arbeiten. So entstanden die Jugendschriften „Samenkörner für junge Herzen“ (drei Erzählungen, 1862); [631] „Ernster Sinn in bunten Bildern“ (drei Erzählungen, 1863); „Erfreue und nütze!“ (drei Erzählungen, 1864); „Sei willkommen!“ (drei Erzählungen, 1866); „Stiefmütterchen“ (1868); „Das Glückskind“ (1871); „Gefunden“ (1872); „Wo ist der Himmel?“ (1881); „Rosige Jugendzeit“ (Gesammelte Erzählungen 1881); „Im trauten Daheim“ (1884); „Brauseköpfchen“ (1884); zu denen sich auch ein Band Novellen „In Leid und Freud“ (1878) gesellte. Was sämmtliche Erzählungen der P. vor den Erzeugnissen sehr vieler Jugendschriftsteller auszeichnet, das ist die Wahrheit, die uns daraus anblickt; man fühlt sofort die Stimme der Mutter, die mit klarem Geiste und inniger Liebe ihren Kindern Lehren der Weisheit und Tugend ins Herz senken will. Weder eine breitgetretene Moral, noch eine weichliche, verschwommene Sentimentalität, am allerwenigsten aber ein leichtfertiger, frivoler Ton tritt uns hier entgegen; überall soll das mustergültig gewählte Beispiel auf das Leben, auf Gemüth und Herz des Kindes einwirken und dieses für Recht und Pflicht erwärmen. Hedwig P. starb zu Breslau am 12. Februar 1886, und am 19. November 1886 ist ihr von Verehrern ihrer Schriften ein Grabstein errichtet worden.

Nach Mittheilungen aus der Familie.