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ADB:Quandt, Johann Ludwig

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Artikel „Quandt, Johann Ludwig“ von Gottfried von Bülow in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 27 (1888), S. 13, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Quandt,_Johann_Ludwig&oldid=- (Version vom 22. Dezember 2024, 19:42 Uhr UTC)
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Quandt: Johann Ludwig Q., evangelischer Geistlicher und Geschichtsforscher, geboren am 22. September 1801 in Stettin, † 7. (5.?) Juli 1871 in Persanzig bei Neustettin. Sein Vater war preußischer Unterofficier, die Mutter nahm während der Feldzüge 1806 und 1807 ihren Aufenthalt in Greifenhagen a. O., wo der Knabe bis zum 14. Jahr die Stadtschule besuchte. Dann trat er in das Gymnasium zu Stettin ein; Ludwig Giesebrecht war daselbst sein Lehrer, nahm ihn 1818 auch in sein Haus auf und übte den größten Einfluß auf des Jünglings Geistes- und Gemüthsrichtung, so daß er ihm Freund wurde und blieb. 1820 bezog Q. die Berliner Universität, um Theologie zu studiren, im December 1823 machte er das erste, im April 1824 das zweite Examen. Am 5. Juli 1824 wurde er ordinirt und in das Pfarramt zu Hasenfier, Synode Ratzebuhr in Hinterpommern berufen. 1836 kam er aus dieser ländlichen Abgeschiedenheit als Superintendent nach Rügenwalde und 1849 zu gleichem Amt nach Persanzig, wo er 4 Kirchen zu bedienen und 10 Schulen zu beaufsichtigen hatte. Hochgeehrt auch von kirchlich und politisch anders Gesinnten starb er daselbst am 7. (5.?) Juli 1871 an einem Herzleiden. Seine letzte Predigt hatte er am Friedensfeste gehalten. Quandt’s theologische Richtung war confessionell und bis zu seinem Tode war er Leiter der lutherischen Conferenz in Cöslin. Seinem nur auf die Wissenschaft gerichteten Sinn waren die mit der Verwaltung der Superintendentur verbundenen Formalien wenig sympathisch, überhaupt war er im äußeren Leben unpraktisch, dagegen durchaus praktisch im Predigtamt und in der Seelsorge, wenngleich er vorzugsweise in der Studierstube lebte. Seine wissenschaftlichen Forschungen erstreckten sich über verschiedene Gebiete: gern und viel beschäftigte er sich mit der älteren Geschichte Pommerns; seine dahin gehenden Arbeiten sind in den „Baltischen Studien“, sowie in zahlreichen Anmerkungen zum Codex dipl. Pom. von Hasselbach-Kosegarten enthalten. Nach seinem Tode erschienen „Chronologisch-geographische Beiträge“ (hrsg. von Dieckmann, Gütersloh 1872–73), enth. Abhandlungen über die Zeitbestimmungen in den Evangelien, über israelitische Chronologie und über Judäa im Jahrh. vor und nach Christi Geburt. Auch Quandt’s hymnologische Kenntnisse waren nicht unbedeutend. Sein genialer Geist fand Erholung in diesen Studien, und es ist anzuerkennen, daß in Schilderung verwickelter Zustände er oft das Richtige spielend traf, andrerseits aber litt unter der Vielseitigkeit die Tiefe und Gründlichkeit. Seit Juli 1824 war Q. verheirathet mit Charlotte Louise Stoltenburg, Tochter eines Brauers und Brenners von der Unterwiek in Stettin, † am 16. März 1856 in Persanzig, einer hochgebildeten Frau, mit feinem Verständniß auf die wissenschaftlichen Neigungen des Gatten eingehend. Der Ehe entstammten 8 Töchter, von denen 5 den Vater überlebten; eine derselben, Clara, Leiterin einer höheren Töchterschule in Neustadt in Westpreußen, hat sich als Verfasserin der Romane „Die Polen in Danzig“ und „Johannes Knade“ einen Namen gemacht.

Baltische Studien XXIV; Nachr. aus der Familie.