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ADB:Ragor, Johann Ulrich

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Artikel „Ragor, Johann Ulrich“ von Albert Schumann in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 27 (1888), S. 166, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Ragor,_Johann_Ulrich&oldid=- (Version vom 22. Dezember 2024, 12:00 Uhr UTC)
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Ragor: Johann Ulrich (Huldrich) R., evangelischer Theolog, in Aarau verbürgert und in Windisch bei Brugg als Sohn des dortigen Pfarrers und Decans Heinrich R. am 12. October 1534 geboren, bildete sich in Zürich für den geistlichen Stand und erhielt am 17. März 1557 eine erste Anstellung an der oberen Lateinschule in Zofingen (Aargau). Allem Anschein nach bekleidete er dann seit 1560 das Pfarramt in Gränichen bei Aarau, kehrte aber 1568 als ernannter zweiter Pfarrer nach Zofingen zurück. Vier Jahre später fand hier im Gasthofe zum Raben ein Streithandel statt, bei welchem der Wirth, ein Mitglied des Kleinen Rathes (Stadtrathes), ums Leben kam. Als der Magistrat den Thäter zwar freisprach, ihn aber zu den Proceßkosten verurtheilte und aus der Stadt verwies, sandte die Berner Regierung zwei ihrer Mitglieder zur Untersuchung nach Zofingen. Infolge derselben hob sie die beiden Zusätze zum Urtheil auf, während sie die Freisprechung bestätigte. Zugleich ertheilte sie der städtischen Behörde einen Verweis, lud auch den Pfarrer R., der sich unberufener Weise in diesen Handel gemischt haben sollte, zur Verantwortung nach Bern und versetzte ihn zur Strafe nach Herzogenbuchsee. Während der Jahre 1572 bis 1587, da er hier wirkte, veröffentlichte er die von ihm mit einem Schlußworte versehene, bis 1803 in zahlreichen Auflagen wiederholte „Reiß zum heiligen Grab“ (Basel 1575. 4°) seines Schwagers, des Apothekers und Palästinafahrers Daniel Egli von Aarau (s. A. D. B. V, 677 f.), sowie auch die eigene Schrift: „Von den Erdbidem Ein Grundlicher bericht, was dieselbigen seyen, auß was vrsach sie enstanden, vnd auff was end hin sie beschehen“ (Basel 1578. 4°). Seit 1587 Pfarrer in Kirchberg bei Burgdorf, betheiligte er sich am 15. April 1588 auf dem Berner Rathhause als Abgeordneter an der Disputation des Abraham Musculus (Müslin) gegen Samuel Huber, damals Pfarrer in Burgdorf, über einige vom reformierten Glauben abweichende und nachher zur Amtsentsetzung führende Ansichten des Letzteren, namentlich in der Lehre von der Gnadenwahl, und beantwortete drei Jahre später mit den Theologen von Basel, Bern, Schaffhausen und Zürich ein schmähsüchtiges Libell Huber’s in der gemeinsamen Gegenschrift: „Wahrhaffter vnd grundtlicher Gegenbericht, auff Samuel Huber’s neüwlich außgangnen vnwahrhafften Bericht, mit wellichem er nicht allein die Theologen Eydtgnossischer Euangelischer Stetten, sonders auch jhre lehr auff das schmählichest antastet, vnnd fälschlich verleümdet“ (Zürich 1591. 4°). Seine letzten Lebensjahre verbrachte R. seit 1596 als Pfarrer in Muri bei Bern, wo er, 70 Jahre alt, 1604 gestorben ist. Aus seiner Ehe mit Egli’s Schwester Christina ging ein Sohn, Daniel R. († 1648), hervor, welcher, zuletzt Schaffner des Interlakenhauses in Bern, sich durch einen mehrfach gedruckten „Pflantzgart“ (zuerst: Bern 1639. kl. 8°) um die Hebung des schweizerischen Land- und Gartenbaues sehr verdient gemacht hat.

Quellen und Bibliographie s. in meinen „Aargauischen Schriftstellern“. 1. Lief. Aarau 1887. S. 15–17.