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ADB:Rahn, Johann Heinrich (Mathematiker)

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Artikel „Rahn, Johann Heinrich“ von Moritz Cantor in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 27 (1888), S. 174–175, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Rahn,_Johann_Heinrich_(Mathematiker)&oldid=- (Version vom 23. Dezember 2024, 09:49 Uhr UTC)
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Rahn: Johann Heinrich R., Mathematiker, geb. am 10. März 1622 in Töß (bei Winterthur), † am 27. Mai 1676 in Zürich. Die Familie R. gehörte zu den angesehensten von Zürich und gab dieser Stadt wiederholt ihre Bürgermeister. Diese Stellung hatte Joh. Rudolf R., dann dessen Sohn gleichen Vornamens, dann ein anderer Sohn Johann Heinrich inne, der vorher Amtmann in Töß gewesen war, und dem dort seine Frau Ursula Escher einen Sohn geboren hatte, eben unseren Johann Heinrich. Erst 20 Jahre alt wurde er 1642 in den großen Rath gewählt und verheirathete sich im gleichen Jahre mit der Tochter eines anderen Patriciergeschlechtes, der erst 16jährigen Elisabeth Holzhalb. Der glücklichen Ehe entstammten nicht weniger als 15 Kinder. Joh. Heinrich R. hat die verschiedensten Stellungen im städtischen Dienste eingenommen. Er wurde 1651 zum Censor, dann zum Zeugherr, 1657 zum Landvogt auf Kyburg, 1664 zum Examinator der Kirchen- und Schuldiener, 1669 zum Mitgliede des kleinen Raths, 1670 zum Obervogt von Küßnacht, 1672 zum Oberzeugherr, 1674 zum Seckelmeister ernannt, auch wiederholt bei auswärtigen Geschäften in Anspruch genommen. Beispielsweise vermittelte er 1653 den Ankauf der sog. Benfelder Artillerie, d. h. einer Anzahl von 26 schweren Geschützen mit zugehöriger Munition, welche die Schweden, als sie das Städtchen Benfelden im Elsaß räumten, um den geringen Preis von noch nicht 16000 Reichsthaler abließen. Durch Amtspflichten fortwährend in Anspruch genommen konnte R. nur nebenbei mit der Wissenschaft sich beschäftigen, die ihm die liebste war, und für welche er eine entschiedene Begabung besaß. In Kyburg fand er Zeit eine Algebra zu schreiben, welche er 1659 in Druck herausgab, und welche den Titel führt: „Teutsche Algebra oder Algebraische Rechenkunst, zusammt ihrem Gebrauch“. Eine zweite, sehr vermehrte Ausgabe von 1667 in lateinischer Sprache war nicht für den Druck bestimmt und befindet sich noch handschriftlich auf der Stadtbibliothek in Zürich. Sie führt den Titel: „Algebra speciosa“. In der Vorrede zur gedruckten Algebra erklärt R., daß die Anweisung bei Auflösung von [175] Gleichungen jeder Operation in Abkürzung beizufügen, worin sie bestehe, damit man bei wiederholter Durchrechnung sich leichter zurechtfinde, hier erstmalig erscheine „die ich von einer hohen und sehr gelehrten Person erstmals erlehrnet hab, deren ich auch schuldiger massen, und zwaren zur bezeugung unterthänigen respects, gar gern gedenken, so sie es hette zulassen wollen“. Diese Persönlichkeit war der Engländer John Pell, der 1654–1658 als Resident Cromwell’s in der Schweiz lebte. Ebenderselbe veranlaßte 1668 die Herausgabe einer englischen Bearbeitung von Rahn’s Algebra durch Thomas Brancker. Rahn’s Name blieb auf dem Titelblatte weg und kam nur in der Vorrede in der Form Rhonius vor. In den Zusätzen, mit welchen Pell die englische Ausgabe bereicherte, erscheint auch die Behandlung der von Fermat gestellten Aufgabe ganzzahliger Auflösung der Gleichung ax² + 1 = y², wo a eine nichtquadratische positive ganze Zahl bedeutet, die sehr mit Unrecht davon den Namen der Pell’schen Aufgabe erhalten hat.

Vgl. Rud. Wolf, Biographien zur Kulturgeschichte der Schweiz IV, 55–66. – Poggendorff, Handwörterbuch zur Gesch. d. exact. Wissensch. II, 560 unter Rahn, 391 unter Pell.