ADB:Raimann, Franz Ritter von
Kaisers Ferdinand, Johann v. R., und der Frau Karoline gebornen Baronin Stifft. Er wurde zu Hause erzogen, machte die öffentlichen Prüfungen bei den Schotten, bezog dann die Universität Wien, wo er sich der Rechtswissenschaft widmete. Nach Absolvirung der Universität prakticirte er in Korneuburg, Hernals und Wien beim Straf- und Landesgericht bis 1855, in welchem Jahre er Auscultant wurde. 1858 kam er als Gerichtsadjunkt zum Handelsgericht, 1871 als Secretär nach St. Pölten zum Kreisgericht, 1873 als Landesgerichtsrath [191] nach Wien, 1885 wurde er Oberlandesgerichtsrath beim Obergericht, 1893 Hofrath beim Obersten Gerichts- und Cassationshof. Im J. 1898 trat er in den wohlverdienten Ruhestand unter Verleihung des Leopoldordens, aber schon wenige Monate darauf, am 7. Februar 1899, starb er in Brescia bei seiner jüngsten Tochter, die dort an einen Vetter von mütterlicher Seite, den königl. italienischen Obersten Grafen Francesco Caprioli, vermählt ist. R. war verheirathet in glücklichster Ehe seit 20. Januar 1859 mit Rosa v. Maygraber, Tochter des k. k. Rittmeisters der deutschen Leibgarde Johann v. Maygraber, die ihren heimgegangenen Gatten betrauert. Es war eine liebenswürdige, bescheidene Natur, von strengstem Rechtsgefühl, der nie Protection annehmen wollte, von peinlichster Gewissenhaftigkeit, dem in seiner hohen Stellung ein Referat über ein Todesurtheil Schlaf- und Essenslust raubte.
Raimann: Dr. Franz Ritter von R., Numismatiker, k. k. Hofrath des Obersten Gerichts- und Cassationshofes in Wien, wurde geboren zu Wien am 22. Januar 1831 als Sohn des k. k. Hofraths, späteren Leibarzts desSchon früh hat R. in Eggers’ numismatischen Monatsheften sich als numismatischer Forscher auf dem Gebiet der mittelalterlichen Münzkunde eingeführt, dann in der Wiener numismatischen Zeitschrift mehrere größere Abhandlungen geliefert. So im 3. Bande dieser Wiener numismatischen Zeitschrift 1871 einen Aufsatz: „Zur österreichischen Münzkunde des 15. Jahrhunderts“, worin er die Pfennige mit verschiedenen Buchstaben und dem Wiener Wappen nicht dem 13. und 14. Jahrhundert, sondern dem 15. Jahrhundert ca. 1460 zumeist und als in Wien geprägte landesfürstliche Münzen, nicht als Münzen der Stadt Wien erklärt und die darauf befindlichen Buchstaben als Namen des Münzmeisters oder Münzpächters. Im 9. Bande dieser Zeitschrift 1877 veröffentlichte er: „Der Münzfund von Dorosma“, meist Friesacher Schlag, im 13. Bande 1881: „Ueber einige Aufgaben der österreichischen Münzforschung“, im 14. Bande 1882: „Oesterreichische Münzmeister und Anwälte des 15. Jahrhunderts“ (im Artikel von Dr. Carl Schalk: Zur Geschichte des österreichischen Münzwesens im 15. Jahrhundert), im 17. Bande 1885: „Der Münzfund von Sallingberg“ (Wiener Pfenninge), im 20. und 21. Bande (1888–89): „Zwei österreichische Münzfunde“ (österreichische Münzen des 15. Jahrhunderts). Seine letzte größere Arbeit veröffentlichte er in den „Mittheilungen der bayerischen numismatischen Gesellschaft“ 1895: „Der Münzfund von Pfaffenmünster“ (meist böhmische Bracteaten Ottokar’s II). Außer diesen größeren Untersuchungen hat R. fast in jedem Jahrgang der Wiener numismatischen Zeitschrift Besprechungen von Werken über deutsche mittelalterliche Numismatik gegeben. Alle seine Arbeiten sind gediegen, ruhen auf genauer Quellenkenntniß und lassen ihn als einen der hervorragendsten Forscher auf dem Gebiete des deutschen mittelalterlichen Münzwesens erkennen.
- Nekrolog von C. v. Ernst im Monatsblatt der numismatischen Gesellschaft in Wien 1899, Nr. 188. – Mittheilungen der Familie.