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ADB:Raphon von Raphun, Johann

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Artikel „Raphon von Raphun, Johann“ von Joseph Eduard Wessely in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 27 (1888), S. 283, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Raphon_von_Raphun,_Johann&oldid=- (Version vom 24. November 2024, 23:27 Uhr UTC)
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Raphon: Johann R. v. Raphun[1], Maler der niedersächsischen Schule, der am Anfang des 16. Jahrhunderts thätig war. Aus seinem Leben sind uns keine Nachrichten übermittelt, außer, daß er geistlichen Standes und Dechant in Einbeck war. Seine Werke sind umfangreiche Altarbilder, deren er mehrere hinterlassen hat. Im Kloster Walkenried war ein Bild von seiner Hand, das 1499 bezeichnet war. Es ist später von den Mönchen nach Prag gerettet worden, wo aber dessen Existenz nicht nachzuweisen ist. Für den Dom in Halberstadt fertigte er ein großes Flügelbild. Auf dem Hauptbilde ist die Kreuzigung Christi dargestellt. Zu beiden Seiten des Heilandes leiden die beiden Schächer; des Reuigen Seele nimmt ein Engel auf, während ein Dämon die des Anderen mit einer Zange aus dem Schädel reißt. Im Vordergrund sieht man die würfelnden Soldaten, weiter zurück den berittenen Hauptmann in goldener Rüstung und beim Kreuze Maria, Johannes, Magdalena und Salome. An den inneren Flächen der Flügel sieht man die Verkündigung, die Anbetung der Hirten und Weisen und die Darstellung im Tempel; an den äußeren verschiedene Heilige. Das Bild trägt die Inschrift: Anno domini millesimo quingentesimo octavo opus per me Johannem Raphon in Einbeck est complexum et fabricatum. In der Bibliothek in Göttingen wird ebenfalls eine Kreuzigung unseres Künstlers aufbewahrt. Von hervorragender Bedeutung ist das Flügelbild des Braunschweiger Museums, das sich früher im Dom befand. In der figurenreichen Composition des Mittelbildes ist die Darstellung Christi (ecce homo) durch Pilatus, die Verurtheilung der Schächer, die am Halse mittelst Eisenringen festgehalten werden und die Befreiung des Barrabas dargestellt. Auf der Innenfläche der Flügel ist links Maria mit dem Kinde von Engeln umgeben zu sehen, denen das Kind Rosenkränze austheilt, rechts die Messe des heil. Gregor. Bei geschlossenen Thüren ist links der Engel Gabriel, rechts Maria (also die Verkündigung) dargestellt, freilich in ganz eigenthümlicher Art. Der Engel kommt als Jäger, mit dem Jagdhorn seine Botschaft verkündigend, Maria sitzt in einem Garten und hält das Einhorn (Symbol der Jungfrauschaft) im Schooße. Die Umgebung ist mit Symbolen angefüllt, wie sie das Hohelied enthält und die von der katholischen Kirche auf Maria angewendet werden. Die vorkommenden Ornamente sind plastisch erhaben ausgeführt. Das Bild ist vom Jahre 1506. Am Mittelbilde befindet sich links vorn ein Wappenschild mit den monogrammartig verschlungenen gothischen Buchstaben l. b. r. S., die aber keine Beziehung zum Künstler haben. Auch über das Jahr seines Todes ist nichts Sicheres bekannt; man läßt ihn gewöhnlich 1528 sterben.

s. Uffenbach, Reisen II, 283. – Nagler, K.-Lex. – Seubert, K.-Lex. – Kugler, Kl. Schr. I, 139, wo auch zwei Köpfe aus dem Halberstädter Altarbild abgebildet sind.

[Zusätze und Berichtigungen]

  1. S. 283. Z. 7 f. v. o.: Ueber Raphon sind zu vergl. E. L. Grotefend in der Zeitschrift des histor. Ver. f. Niedersachsen 1851, S. 344–360 und Mithoff, Mittela. Künstler und Werkmeister, S. 254 f. R., † vor 1512, stammte aus Northeim bei Göttingen, war nie geistlichen Standes, sondern hinterließ als bürgerlicher Maler wahrscheinlich drei Kinder, deren ältestes, auch Hans R., 1512 Bürger zu Northeim war. Raphon’s Vater war der bei Herzog Wilhelm d. Jüngeren angesehene Wundarzt Magister Heinrich R. Ein Bruder des Malers war der Einbecker Decan Bartold R. [Bd. 28, S. 808 f.]