ADB:Rauch, Adrian
[387] zuneigte. Seit 1761 verwendete ihn die Ordensleitung als Lehrer der Theologie im Collegium in der Wiener Josephs-Vorstadt; R. wurde dann Prorector und Secretär des Ordensprovinzials Dettel. Letzteren begleitete er 1766 nach Rom. Man schickte ihn dann für drei Jahre als Rector an das Ordenscollegium in Horn, und später kehrte er wieder nach Wien zurück, um durch sechs Jahre das Rectorat des Josephstädter Collegiums zu übernehmen. Hier, in der Kaiserstadt an der Donau, seinem Heimathsorte, warf sich R. neben seinem Amtsberufe mit eiserner Arbeitskraft auf die vaterländische Geschichtsforschung, darin günstiger gefördert, als er den Posten eines Bibliothekars an der savoyischen Ritterakademie erlangte. Die Bekanntschaft mit dem Leiter des damals neuorganisirten k. k. Haus-, Hof- und Staatsarchivs, Rosenthal v. Taulow, und mit dem Hofsecretär (1764), dann Hofrathe (1774) der k. k. Hof- und Staatskanzlei, Franz Ferdinand v. Schrötter, dem fleißigen Arbeiter auf dem Gebiete der historischen Publicistik, des österreichischen Staatsrechtes und der pragmatischen Geschichte, war ihm sehr förderlich. Zunächst verdanken wir R. die Fortsetzung des v. Schrötter begonnenen Werkes einer österreichischen Geschichte. Sie erschien ursprünglich in zwanglosen Heften, welche dann in drei Octavbände zusammengefaßt wurden. Der erste Band oder Theil ganz, der zweite (bis zu S. 148), bis zur Epoche des vorletzten Babenberger’s, Herzog Leopold VII. (VI.), des Glorreichen (1198–1230), wurde von Schrötter abgefaßt; die Epoche von 1198 bis zur Heimischwerdung der Habsburger in Oesterreich (1282/1283), somit der größere Antheil des II. und der ganze III. Band rühren von R. her, der sich nach Thunlichkeit der Auffassung und Darstellungsweise Schrötter’s anzubequemen wußte. Leider blieb dann die weitere Fortsetzung des Werkes, des bedeutendsten, welches seit den Annales Austriae des Jesuiten Calles (s. 1750) erschienen und durch sein gutes Deutsch weiteren Kreisen willkommen war, ein frommer Wunsch. R. selbst strebte zunächst nach der Beschaffung eines reichlichen Quellenvorrathes, und das Ergebniß seines Sammlerfleißes erschien 1793–1794 unter dem Titel: „Rerum austriacarum scriptores, qui lucem publicam hactenus non viderunt, et alia monumenta diplomatica, nondum edita …“ in drei Quartbänden. Ein Theil des Stoffes, der die Annales Austriae, die österreichischen Klosterannalen, umfaßt, deckt sich, abgesehen von Abweichungen in den Handschriften und Annalentiteln mit den betreffenden Klosterjahrbüchern der älteren Ausgabe der Annales Austriae von Hier. Pez (s. A. D. B. XXV, 573), wie dies am übersichtlichsten K. Stögmann in seinem Aufsatze (XIX. Bd. des Arch. f. K. österr. Gesch.-Qu.) darlegte; ein großer Theil der Publication liefert jedoch ganz neues Material, so auch in Bezug auf Rechts-, Handelsgeschichte (Mauth- und Zollordnungen) und landesfürstliches Güter- und Finanzwesen. In letzterer Beziehung lieferte R. den Abdruck der beiden wichtigen Hubbücher (Rationaria) Oesterreichs und Steiermarks (letzteres aus dem Jahre 1267). Die Quelle, welche R. im J. 1794 unter dem Titel: „Anonymi historia rerum austriacarum ab a. 1454 u. a. C. 1467 ex synchrono Bibl. Aug. Vindobon. codice“ edirte, wurde bereits früher, vom Frhrn. v. Senckenberg im 5. Bande der Selecta iuris et historiarum … herausgegeben. Es ist dies nämlich die deutschgeschriebene Chronik der Geschicke Niederösterreichs und insbesondere Wiens, von localgeschichtlichem Werthe. Rauch’s Abdruck ist der bessere.
Rauch: Adrian R., Piarist, österreichischer Historiker, geb. am 1. April 1731 zu Wien, † am 16. Juni 1802. Wir begegnen ihm zunächst als Novizen des Ordens der frommen Schulen in dessen Kloster zu Leipnik in Mähren, dann als Lehrer im Ordenshause zu Horn in Nieder-Oesterreich. Nebenher trieb er eifrig seine eigene weitere Ausbildung und wurde dann an der savoyischen Ritterakademie (dem späteren „Theresianum“) als Lehrer der Physik, Moralphilosophie und allgemeinen Geschichte verwendet, welchem Fache er besonders- Vgl. Oesterr. Nationalencyklopädie IV, 352. – Wurzbach, Lexikon XXV, 32 ff. – Blätter des Ver. f. Landesk. Niederöst., N. F. I. 113, 122 f.