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ADB:Rauscher, Johann Martin

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Artikel „Rauscher, Johann Martin“ von Wilhelm Heyd in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 27 (1888), S. 448–449, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Rauscher,_Johann_Martin&oldid=- (Version vom 13. Oktober 2024, 17:57 Uhr UTC)
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Rauscher: Johann[WS 1] Martin R., geb. in Horb (Württemberg) am 5. Nov. 1592, † in Tübingen am 30. März 1655. Ursprünglich Theolog magistrirte er als solcher in Tübingen 1612. Daß er schon im folgenden Jahr Universitätsprofessor daselbst geworden, ist eine mehrfach nachgeschriebene falsche Angabe, vielmehr feierte er noch von der Zuhörerbank aus im J. 1613 die damaligen Professoren in (gedruckten) lateinischen Versen und promovirte in demselben Jahr unter Christoph Besold’s Präsidium. Zum Professor wurde er erst am 5. Jan. 1616 ernannt. Als seine Lehrfächer werden bezeichnet Ethik, Grammatik (der lateinischen Sprache), Rhetorik, Poetik, auch Geschichte; zugleich war er seit 1629 Vorstand (paedagogiarcha) des paedagogium academicum, einer Vorschule, in welcher den Studenten, ehe sie zu ihrem speciellen Fachstudium übergingen, allgemein bildende Kenntnisse philologisch-philosophischer Natur beigebracht werden sollten. Auch die Universitätsbibliothek wurde ihm seit 1641 (jedoch nicht zu ihrem Besten) anvertraut. Seine Bestallung als Professor der Eloquenz brachte es mit sich, daß er bei den verschiedensten Anlässen den Senat als Redner vertrat; die damalige Kriegszeit führte aber auch außerordentliche Lagen herbei, in welcher Universität und Stadt Tübingen von der Rednergabe Rauscher’s Nutzen zogen, indem dieser beim Anrücken von Truppen als Abgesandter beider ins feindliche Hauptquartier ging und nicht selten durch geschickte Unterhandlung Aufhebung oder doch Milderung der Quartierlasten oder der Requisitionen erwirkte (wie z. B. von Turenne, welchem er im Januar 1647 nach Pfullingen entgegengesandt wurde). Als Gelehrter hat er nicht viel geleistet. Kurz vor dem Tode Gustav Adolf’s widmete er diesem noch unter dem Namen Joh. Mart. Aretius seine „Notitia leonis Septentrionalis“ (1631), deren Gegenstand jedoch nicht sowohl der Held selber als sein Land und seine Vorfahren bilden; in einem [449] andern Buch entwirft er den Stammbaum von dessen Gattin „Stemma Mariae Eleonorae“ 1633). Sein Plan, die schwäbischen Annalen des Martin Crusius fortzusetzen, blieb wie so vieles Andere unausgeführt; vielleicht sollte das Tagebuch, welches er von 1613 an bis nahe an seinen Tod führte, hierzu eine Grundlage abgeben; dasselbe scheint nur im Auszug erhalten zu sein, ist aber auch so für die Geschichte Württembergs zur Zeit des dreißigjährigen Krieges von Belang.

Quellen: das eigene Tagebuch R.’s auszüglich in den Papieren Joh. Ulr. Pregizers auf dem k. Staatsarchiv in Stuttgart; Briefe von ihm bei Struvius, collect. mss. (s. acta literaria) fasc. 6. Jenae 1709. p. 19–21. – Zeller, Merkwürdigkeiten der Univ. u. Stadt Tübingen. – Klüpfel, Gesch. d. Univ. T. – Roth, imagines professorum Tubing. p. 8. – Tübinger Todtenbuch.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Johannn