Zum Inhalt springen

ADB:Reisinger, Franz

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Reisinger, Franz“ von Franz von Winckel in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 28 (1889), S. 128, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Reisinger,_Franz&oldid=- (Version vom 23. November 2024, 13:58 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Nächster>>>
Reiske, Johannes
Band 28 (1889), S. 128 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Franz Reisinger (Mediziner) in der Wikipedia
Franz Reisinger in Wikidata
GND-Nummer 118893491
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|28|128|128|Reisinger, Franz|Franz von Winckel|ADB:Reisinger, Franz}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=118893491}}    

Reisinger: Franz R., geboren am 3. April 1787 zu Coblenz, Sohn von Felix R., dem Leibarzte des letzten Kurfürsten Clemens Wenceslaus von Trier, besuchte in Augsburg die Elementarschulen und das Gymnasium, ging 1808 auf die Universität nach Landshut, später noch nach Würzburg und Göttingen. In letzterer Stadt promovirt auf Grund einer Dissertation: „De exercitationibus chirotechnicis et de constructione et usu phantasmatis in opthalmologia“, 1814, gab er in demselben Jahr noch ein Bändchen, „Beiträge zur Chirurgie und Augenheilkunde“ heraus, ging dann aber zu seiner weiteren Ausbildung 1815 nach Wien, 1816 nach Paris, 1817 nach London, wo er bei Beer, Dupuytren, Astley Cooper und Sir William Lawrence besondere Belehrung empfing. Ende 1817 nach Augsburg zurückgekehrt und in die Praxis eingetreten, erhielt er am 3. Mai 1819 eine Berufung als Extraordinarius nach Landshut. Er las damals Pathologie und Therapeutik der chirurgischen Krankheiten, ferner über Krankheiten des Auges und Ohres, über Knochen und syphilitische Erkrankungen und hielt einen Operations- und Verbandcurs ab. Er schuf eine sehr besuchte Poliklinik, schrieb 1820 eine Monographie über die künstliche Frühgeburt; gab 1824 Bayrische Annalen für Abhandlungen, Erfindungen und Beobachtungen aus dem Gebiete der Chirurgie, Augenheilkunde und Geburtshülfe heraus und war als Lehrer sehr anregend und thätig. Seit dem 7. März 1822 Ordinarius, wurde er wegen Mißhelligkeiten mit älteren Mitgliedern der Facultät am 13. März 1824 als ordentlicher Professor der Entbindungskunde nach Erlangen versetzt, aber am 11. November 1825 zum ordentlichen Professor der Chirurgie an Schreger’s Stelle dorthin berufen, folgte jedoch diesem Rufe nicht, sondern erhielt auf Grund seiner erschütterten Gesundheit, am 28. August 1826 die nachgesuchte dauernde Quiescenz und zog sich nun nach Augsburg zurück. Hier erholte er sich sehr, wurde 1831 Director des Augsburger Krankenhauses, stiftete eine Reihe wohlthätiger Institute und starb allgemein beklagt am 20. April 1855 an einem typhösen Fieber, nachdem er der Universität München fast sein ganzes Vermögen, im Betrage von 300 000 Gulden zur Organisirung und Unterhaltung einer praktischen Bildungsanstalt für Aerzte vermacht hatte. Diese, seit dem Jahre 1863 eröffnet und nach ihm als „Reisingerianum“ benannt, vereinigt die sämmtlichen Polikliniken der Universität und hat seit ihrem Bestehen bereits über 258 000 Kranke unentgeltlich mit Arzneimitteln und Verbänden versehen.

Aus: F. Seitz, Festrede zu Franz Reisinger’s hundertjährigem Geburtstag. München.