ADB:Rixen, Claus

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Artikel „Rixen, Claus“ von Binder. in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 28 (1889), S. 713–714, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Rixen,_Claus&oldid=- (Version vom 19. April 2024, 19:57 Uhr UTC)
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Rixen: Claus R., Schulmann und Schriftsteller, geb. am 14. Febr. 1764 in dem Dorfe Böckel bei Nortorf in Holstein, † am 20. Nov. 1843 zu Dänischhagen. In sehr dürftigen Verhältnissen geboren, war dem begabten Knaben eine höhere Ausbildung versagt; er konnte sich nur die nach dem damaligen Zustande der Dorfschule zu bemessenden Elementarkenntnisse aneignen, die der wißbegierige Knabe durch Selbstunterricht, soweit es möglich war, erweiterte, wie er denn [714] selbst bei der ihm oft obliegenden Hut der Schafe seine hier freie Zeit zu eifrigem Lesen ihm zugänglicher Bücher benutzte. 14 Jahre alt pflegte er schon gern einen Kreis von Kindern um sich zu sammeln, an denen er sich mit allem Ernste im Unterrichten versuchte; auch fand er mit seinen auf diese Weise gewonnenen Kenntnissen 1778 auf dem Gute Hanerau (Kreis Rendsburg) private Verwendung zum Unterricht. Dort blieb er bis Ostern 1781 und nachdem er noch anderwärts als Hauslehrer und Schulgehülfe Gelegenheit gehabt hatte, seine Lehrbefähigung zu üben, wurde er 1784 in das Lehrerseminar in Kiel aufgenommen, wo er endlich eine ihn zum Lehrberuf befähigende methodische Seminarbildung gewinnen konnte. Hier machte er denn auch bei seiner Wißbegier und glücklichen Begabung so treffliche Fortschritte, daß er schon nach Verlauf des ersten Seminarjahres als zum Lehramt befähigt entlassen und zum Organisten und Schullehrer in Großen-Flintbeck, Amts Bordesholm, ernannt wurde. Gleich dort beschränkte R. seine Thätigkeit nicht bloß auf die Schule, er suchte auch in dem erweiterten Kreise der Ortsgemeinde allgemeine dem Landmann nützliche Kenntnisse zu verbreiten. Zu dem Zwecke war sein Bestreben auf die Gründung einer Dorfbibliothek und die Bildung einer Lesegesellschaft unter den Dorfbewohnern gerichtet; zugleich begann er hier in der eben angedeuteten Richtung mit der Feder thätig zu sein. Nach seiner Uebersiedlung (1787) als Lehrer nach dem Gute Knoop (bei Kiel) erweiterte sich diese Thätigkeit; sein auf die Verhältnisse des Lebens nach der wirthschaftlichen und industriellen Seite hin gerichteter Sinn leitete ihn in der Schule und in seinen schriftstellerischen Bestrebungen: stets war seine Lehrthätigkeit vornehmlich auf die Ausbildung des Verstandes gerichtet und für die praktische Verwerthung der Kenntnisse im Verkehrsleben berechnet, gewiß eine einseitige Auffassung der Erziehung, die das Gemüth außer Berechnung läßt, die jedoch wohl in dem eigenthümlichen Bildungsgang des Mannes ihre Erklärung findet. In diesem Sinne ist R. bestrebt, das Lehrziel einer einfachen Landschule dahin zu erweitern, daß diese zugleich, so weit thunlich, eine landwirthschaftliche und industrielle Schule sei. In Carstens’[WS 1] damals erscheinender Zeitschrift für das praktische Volksschulwesen entwickelt R. in mehreren Aufsätzen seine pädagogischen Ansichten in der bezeichneten Richtung. Sein reges Interesse für Landwirthschaft und Industrie bethätigte er durch zahlreiche fachmännisch behandelte Arbeiten, die er in verschiedenen landwirthschaftlichen und industriellen Zwecken dienenden Zeitschriften veröffentlichte und die vom betheiligten Publicum besonders zu Anfang dieses Jahrhunderts werthgeschätzt und mit besonderem Eifer gelesen wurden; auch war R. beständiger Mitarbeiter an den Niemann’schen Provinzialberichten. Was seinen praktischen Ansichten vornehmlich eine populäre Aufnahme sicherte, war seine jedermann verständliche einfache Schreibweise, wie R. überhaupt auch sonst die Gabe besaß, mit Leuten aller Stände ohne Schwierigkeit zu verkehren. Bei allen diesen weitergehenden Bestrebungen war Rixen’s ganze Persönlichkeit sonst der Führung und den Interessen der Schule zugewandt; in letzterer Hinsicht entwarf er noch im vorgerückten Alter den Plan und gab auch die Anregung zur Stiftung einer Schullehrerwaisenkasse, die zwar gegründet wurde, doch bald aus Mangel an allgemeiner Theilnahme wieder einging. Von äußeren Auszeichnungen ist die Feier seines zweimaligen Jubiläums 1828 und 1840 zu erwähnen; auch wurde ihm von der patriotischen Gesellschaft in Altona die Verdienstmedaille zu Theil.

Vgl. Allgem. Schulzeit. Jahrg. 1844, Nr. 60. – K. G. Hergang, Pädagog. Real-Encycl., II, 528 u. 529.
Binder.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Carsten Carstensen (1782–1836), Katechet am Schullehrerseminar in Kiel (Neuer Nekrolog, XIV, 1836, S. 29–31).