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ADB:Roll, Heinrich

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Artikel „Roll, Heinrich“ von Ludwig Keller in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 29 (1889), S. 75–76, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Roll,_Heinrich&oldid=- (Version vom 8. Dezember 2024, 21:44 Uhr UTC)
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Roll: Heinrich R., auch genannt Heinrich von Hilversum oder von Grave, war einer der begabtesten Führer unter den sog. Anabaptisten im nordwestlichen Deutschland. Sein Geburtsjahr kennen wir nicht, dagegen wissen wir, daß er zu Anfang 1534 zu Mastricht verbrannt worden ist. Seine Heimath war Grave an der Maas. Er trat in das Carmeliterkloster zu Haarlem und scheint, als er aus dem Orden ausgetreten war, zuerst bei dem Grafen von Büren zu Isselstein eine Zuflucht gefunden zu haben. Im Sommer 1531 war er in Straßburg, wo er im Hause Capito’s verkehrte und hier unter Anderen mit Schwenkfeld und Bernhard Rothmann zusammentraf. Im Laufe des folgenden Jahres hielt er sich im Herzogthum Jülich und zwar zu Wassenberg auf, wo der Drost Werner von Palant den Männern von Roll’s Geistesrichtung Aufnahme und Schutz gewährte. Joh. Kloppriß, den er dort kennen lernte oder antraf, bekennt sich als seinen Schüler; auch Staprade stand unter Roll’s geistigem Einfluß. Unter dem 10. August 1532 hören wir zuerst von seiner Anwesenheit in Münster, wo er neben Glandorp Geistlicher an der S. Aegidiiskirche wurde. Er hat dann einen hervorragenden Antheil an den ersten Stadien der religiösen Bewegung in Münster genommen und namentlich hat er in Sachen der Spättaufe die ersten Anregungen gegeben. Am 6. November 1533 wurde er aus Münster ausgewiesen und scheint die Stadt auch alsbald verlassen zu haben, um nach Holland und Friesland zu gehen. Am 26. December war er indessen wieder in Münster anwesend und taufte im Januar 1534 den Gerhard Westerburg in Knipperdolling’s Haus. Am 21. Februar 1534 wurde er von der „Gemeinde Christi zu Münster“ als apostolischer Sendbote ausgeschickt; auf dieser Reise ward er nicht weit von Utrecht ergriffen und im Herbst, wie bemerkt, hingerichtet. R. hat, so viel uns bekannt ist, mehrere Schriften verfaßt, besonders: „Die Slotel van dat Secreet des Nachtmaels onses Heren Jesu Christi“; dieselben scheinen zunächst handschriftlich verbreitet worden zu sein; erst aus dem Jahre 1566 ist ein Druck des genannten Büchleins bekannt.

[76] Bibliotheca Uffenbachiana, 1735, I, 314. – Cornelius, Münsterscher Aufruhr II, 337 ff. – Chr. Sepp, Kerkhistorische Studien. Leiden 1885, S. 1–91. – Keßlers Sabbatha, hrsg. v. Götzinger, St. Gallen 1868, Bd. II, S. 404. – Theod. Strackius, C. Heresbachii Hist. Anab. 1637.