Zum Inhalt springen

ADB:Roßbach, Johann Joseph

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Roßbach, Johann Joseph“ von Karl Werner in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 29 (1889), S. 253–254, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Ro%C3%9Fbach,_Johann_Joseph&oldid=- (Version vom 14. November 2024, 07:54 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Roß, Ludwig
Nächster>>>
Rossel, Karl
Band 29 (1889), S. 253–254 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Johann Joseph Roßbach in der Wikipedia
Johann Joseph Roßbach in Wikidata
GND-Nummer 116630280
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|29|253|254|Roßbach, Johann Joseph|Karl Werner|ADB:Roßbach, Johann Joseph}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=116630280}}    

Roßbach: Johann Joseph R., geb. am 31. October 1813 in Heidingsfeld bei Würzburg, besuchte das Gymnasium in Würzburg, studirte dann am Lyceum in Aschaffenburg, bezog 1833 die Universität Würzburg, und erwarb, 23 Jahre alt, das Doctorat der Rechte und der Philosophie. Auf dem Titel einer im J. 1844 veröffentlichten Schrift bezeichnet er sich als rechtskundiger Bürgermeister in Heidingsfeld, 1848 rückte er in die Stelle eines rechtskundigen Raths in Würzburg ein; im J. 1849 war er Landtagsabgeordneter in München, und gehörte der Centrumspartei der damaligen Landtagssession an. Von da an sind keine äußeren Begebnisse aus seinem Leben mehr zu berichten; er erreichte das Alter von 56 Jahren und starb am 27. October 1869 eines plötzlichen Todes (Apoplexie). Als Schriftsteller war er seit 1842 unausgesetzt thätig, und veröffentlichte eine Reihe von Schriften, welche sämmtlich Recht, Staat und Gesellschaft zum Gegenstande haben. Seine Behandlungsweise der hierauf bezüglichen wissenschaftlichen und praktischen Probleme ist die speculativ-historische; unter den unverkennbaren Anregungen der damals in Baiern allwärts herrschenden Schelling’schen Philosophie stützt er sich auf einen speculativen Theismus, in dessen harmonisirenden Anschauungen sich ihm die richtige Idee von Recht, Staat und Gesellschaft, sowie der Schlüssel für eine befriedigende Lösung des der Zukunft anheimgegebenen socialen Problems darbietet. Er selber rückte dieser Frage in seinen letzten Schriften stets näher, indem er einerseits die naturgesetzlichen Bedingungen des menschlichen Gesellschaftsbestandes einer eingehenden Analyse unterzog, andererseits den ethischen Factoren der menschlichen Gesellschaftsentwicklung seine Aufmerksamkeit zuwendete, und die Geschichte der menschlichen Gesellschaft nach ihren verschiedenen Seiten aus ihren ersten Anfängen bis in die unmittelbare Gegenwart herab verfolgte. Dabei ist in der Aufeinanderfolge seiner zahlreichen Schriften ein methodisches Fortschreiten von einem Probleme zum anderen nicht zu verkennen; anfangs war er vornehmlich mit rechtsphilosophischen Studien beschäftigt; von da ging er auf staatswissenschaftliche Probleme über, die ihn sodann von selber auf das Gebiet der Societätslehre hinüberleiteten. Seine philosophische Grundansicht war, daß die menschliche Gesellschaft aus der Idee des Menschen verstanden werden müsse, indem in der Organisation der Gesellschaft sich jene des Menschen reflectire; die der göttlichen Weltleitung unterstellte Geschichte der Menschheit stellt den Entwicklungsproceß der ihre Verwirklichung anstrebenden gottgedachten Idee der Menschheit dar. Darum schließt auch seine schriftstellerische Thätigkeit in der Darstellung „des Geistes der Geschichte der Menschheit“ ab. Seine Schriften sind in chronologischer Ordnung aneinander gereiht folgende: „Die Perioden der Rechtsphilosophie“ (Regensburg 1842); „Die Lebenselemente der Staaten“ (Würzburg 1844); „Die Philosophie der Gerechtigkeitspflege“ (Würzburg 1847); „Die Grundrichtungen in der Geschichte der Staatswissenschaften“ (Erlangen 1848); „Die Bundesverfassungen in historisch-politischer Entwickelung“ (Würzburg 1848); „Anleitung zur Ausübung des Vermittelungsamtes in Landgemeinden“ (Würzburg 1853); „Vom Geiste der Geschichte der Menschheit“. Diese letzte umfangreichste [254] Arbeit faßt als besondere Abtheilungen in sich: 1) „Vier Bücher der Geschichte der politischen Oekonomie“ (Würzburg 1856); 2) „Vier Bücher der Geschichte der Familie“ (Nördlingen 1859); 3) „Geschichte der Gesellschaft“ (8 Bände, Würzburg 1868–1871): Bd. I: Die Aristokratie; Bd. II.: Die Mittelclassen im Orient und im Mittelalter der Völker des Occidents; Bd. III und IV: Die Mittelclassen in der Culturzeit der Völker; Bd. V–VII: Der vierte Stand und die Armee; der Communismus und Socialismus; Bd. VIII: Schlußbetrachtungen. – Den angeführten Schriften schließen sich zwei Broschüren an: „Die sociale Frage. Ein Vortrag, gehalten in der 6. Generalversammlung der katholischen Vereine Deutschlands“ (Würzburg 1864); „Industrie und Christenthum“ aufgenommen in die Sammlung des katholischen Broschürenvereins, Frankfurt 1865).