Zum Inhalt springen

ADB:Roßkopf, Wendel (gest. 1549)

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Roßkopf, Wendel“ von Ewald Wernicke in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 29 (1889), S. 263–264, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Ro%C3%9Fkopf,_Wendel_(gest._1549)&oldid=- (Version vom 18. Dezember 2024, 04:25 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Band 29 (1889), S. 263–264 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Wendel Roskopf in der Wikipedia
Wendel Roskopf in Wikidata
GND-Nummer 129307327
Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|29|263|264|Roßkopf, Wendel|Ewald Wernicke|ADB:Roßkopf, Wendel (gest. 1549)}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=129307327}}    

Roßkopf: Wendel R., Steinmetz und Werkmeister zu Görlitz, in dessen Nähe (Hermsdorf) seine Familie heimisch war. Schüler des berühmten Schloßbaumeisters zu Prag, Benedict Ried von Piesting, hat er muthmaßlich unter diesem zuerst an der Launer Nicolaikirche gearbeitet, bis er 1518 als Meister „in der Schlesy“ und zu Görlitz auftritt, wo er sich im folgenden Jahre mit Margareta, Witwe des Steinmetzmeisters Albrecht Stieglitz, Baumeisters der Annenkirche, vermählte. 1520 erwarb er, gleichzeitig mit seinem Parlier Hans Richter aus Paulsdorf b. Löbau, Bürgerrecht und verehelichte sich um 1533 zum zweiten Male mit Margareta geb. Köhler, auch durch diese Ehe einflußreiche Verbindungen unter der Bürgerschaft von Görlitz gewinnend, wo er zwischen März und September 1549 gestorben sein muß, unter Hinterlassung eines nicht unbeträchtlichen Vermögens und zweier Söhne, Wendel und Nickel, wovon ersterer den Beruf des Vaters ergriff, letzterer dem Studium sich gewidmet zu haben scheint. Jener wurde 1568 zum Stadtbaumeister in Görlitz ernannt und kam 1582 bei Besichtigung eines schadhaften Thorthurmes durch Blitzschlag um’s Leben. Sein nach dem Großvater benannter Neffe war 1591 Pastor zu Tiefenfurt b. Bunzlau. Baukünstler des Namens R., der übrigens noch gegenwärtig in Nürnberg und Wien fortlebt, werden während des 16. Jahrhunderts in Breslau angetroffen. – Roßkopf’s d. ä. Thätigkeit als Künstler anlangend, so wird ihm vorläufig unbestritten das Verdienst zugestanden, der Renaissance nicht sowohl in der Oberlausitz als in Schlesien zum Durchbruch verholfen zu haben. Urkundlich beglaubigt sind allerdings von ihm herrührend nur: ein Erweiterungsbau der Görlitzer Nicolaikirche (1519), ein Renaissanceportal auf der Gröditzburg (1522), woran sich der Meister mit vollem Namen verewigt hat, eine Brückenanlage über die Neisse (1536) und die Errichtung eines Zierbrunnens auf dem „Neumarkte“ zu Görlitz (1540). Allein die ihm bis zum Ableben verbliebene Eigenschaft eines städtischen Werkmeisters berechtigt zu dem Schlusse, daß die bis etwa 1548 in Görlitz entstandenen Renaissancebauten, insonderheit die am Rathhause, ihm oder seiner Schule, von der wir leider höchstens 4 Mitglieder namhaft machen könnten, zu verdanken. Daß er in Breslau thätig gewesen, bestätigen die während der Jahre 1528 und 1530 dorthin von Görlitz an ihn gerichteten behördlichen Briefe, welche ihn auch mit den Schloßbauten von Liegnitz in Verbindung bringen, als deren eigentlicher Leiter ein Georg von Amberg kürzlich ermittelt werden konnte. Dem von Roßkopf gehandhabten Stile nach zu urtheilen, der Anfangs ein bis zum Barbarischen unsicherer ist, ehe er sich, unter Anlehnung an oberitalienische Muster, zur Meisterschaft emporschwingt, so dürften folgende Baudenkmale seiner Urheberschaft zuzuschreiben sein: das Rathaus zu Löwenberg (1523–25), der Rathskeller zu Bunzlau (1525; der Prager Wladislavsaal im Kleinen!), das Haus „zur Krone“ am Ringe zu Breslau (1528) und das Schloß zu Warthau (1540/41). – Wir besitzen von ihm weder Porträt noch Siegel; auch hinsichtlich seines Meisterzeichens konnte nur, wenngleich mit großer Wahrscheinlichkeit, vermuthet werden, dasselbe bestehe aus einer Zusammensetzung zweier rechter, mit [264] den Scheiteln nach links (heraldisch) gerichteter Winkel, deren Schenkel parallel, und von denen der eine (äußere) eine starke Biegung annimmt. Dieses so gebildete Monogramm ist an charakteristischen Stellen von vier Bauten aus den Jahren 1523–28 in Löwenberg, Görlitz und Breslau bemerkbar, deren übereinstimmende Eigenthümlichkeiten Roßkopfschen Einfluß zur Genüge bekunden.