Zum Inhalt springen

ADB:Rudolf (Abt von Saint Trond)

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Rudolf, Abt von Saint-Trond“ von Wilhelm Wattenbach in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 29 (1889), S. 570–571, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Rudolf_(Abt_von_Saint_Trond)&oldid=- (Version vom 29. November 2024, 01:31 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Rudolf von Fulda
Nächster>>>
Rudolff, Christoph
Band 29 (1889), S. 570–571 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Rudolf von St. Trond in der Wikipedia
Rudolf von St. Trond in Wikidata
GND-Nummer 118840258
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|29|570|571|Rudolf, Abt von Saint-Trond|Wilhelm Wattenbach|ADB:Rudolf (Abt von Saint Trond)}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=118840258}}    

Rudolf, Abt von Saint-Trond (Prov. Limburg, Arr. Hasselt), geb. vor 1070, † am 6. März 1138, war ein Wallone von geringer Herkunft aus Moutiers an der Sambre. In Lüttich erwarb er sich eine gute litterarische Bildung; achtzehnjährig begleitete er, noch ganz weltlich gesinnt, einen Freund nach dem Kloster Burtscheid, wo die im Refectorium vorgelesenen Legenden einen so tiefen Eindruck auf ihn machten, daß er sogleich den Entschluß faßte und auch ausführte, Mönch zu werden. Aber das Leben der Mönche entsprach nicht seinen Erwartungen, und da sein Eifern dagegen, obgleich er zum Propst erwählt war, vergeblich blieb, suchte er andere Klöster auf; so kam er um 1100 nach St. Trond, wo auch die Zucht sehr verfallen war. Aber der Abt Dietrich fand Gefallen [571] an dem schönen, ungewöhnlich begabten jungen Manne und gewann ihn zur Unterstützung seiner Reformbestrebungen. Musikalisch gebildet und mit der dort noch ganz unbekannten Notenschrift des Guido von Arezzo bekannt, suchte er den Kirchengesang zu verbessern; in der Schule, welche ihm übergeben wurde, hatte er nur vier Knaben zu unterrichten, und 1103 zum Prior erwählt, kämpfte er mit so geringem Erfolg gegen die Mißbräuche, daß er 1106 das Kloster verließ. Aber er wurde zurückgerufen und nun gelang es ihm, die Cluniacenser Regel einzuführen. Nicht ohne heftige Parteikämpfe wurde er 1108 zum Abt erwählt, bald darauf aber als Anhänger des Bischofs Friedrich von Lüttich in neue Kämpfe verwickelt; 1121 mußte er das Stift räumen, war von 1121 bis 1123 Abt von St. Pantaleon in Köln. Dann hat er seine Abtei St. Trond wieder erhalten, ist zweimal in Rom gewesen, und erlebte schwere Verwüstungen des Klosters in den Kriegen, welche das Land heimsuchten. Dennoch gelang es ihm, es zu besserem Zustand zu bringen, bis er nach langen Leiden 1138 starb. Er hat sieben Bücher gegen die Simonisten und eine sehr geschätzte Canonensammlung, auch Gedichte verfaßt; erhalten hat sich aber außer einigen Briefen nur die Geschichte von St. Trond, ein ungemein werthvolles Werk, welches er 1114 und 1115 verfaßt und bis auf seine Wahl zum Abt geführt hat. Noch bei seinen Lebzeiten hat ein vertrauter Jünger und Verehrer von ihm eine Fortsetzung verfaßt, welche sowohl über Rudolf’s Herkunft und Anfänge, wie über seine Amtsführung und weiteren Schicksale uns unterrichtet; weitere Fortsetzungen schließen sich daran, welche die mannigfachen Wechselfälle eines bedeutenden Klosters nebst dem Aufkommen der ursprünglich unter der Herrschaft desselben sich erhebenden Ortschaft, welche dann im Gegensatz gegen das Kloster ihre Selbständigkeit erstrebt, sehr anschaulich uns vor Augen führen. Die erste und einzige kritische Ausgabe der Gesta abbatum Trudonensium hat R. Wilmans gegeben, Mon. Germ. SS. X, 213–448, mit sehr ausführlicher Einleitung.