Zum Inhalt springen

ADB:Rumpff, Vincent (hanseatischer Diplomat)

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Rumpff, Vincent“ von Otto Beneke in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 29 (1889), S. 670–671, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Rumpff,_Vincent_(hanseatischer_Diplomat)&oldid=- (Version vom 18. November 2024, 03:28 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Nächster>>>
Rumpler, Angelus
Band 29 (1889), S. 670–671 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Vincent Rumpff (Diplomat) in der Wikipedia
Vincent Rumpff in Wikidata
GND-Nummer 116706511
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|29|670|671|Rumpff, Vincent|Otto Beneke|ADB:Rumpff, Vincent (hanseatischer Diplomat)}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=116706511}}    

Rumpff: Vincent R. (hanseat. Diplomat), letzter Sprößling dieser alten Hamb. Familie, des vorerwähnten Hamb. Bürgermeisters Enkel, Senatssecretärs Sohn, geboren zu Hamburg am 10. December 1789. – Nach absolvirter Vorbildung befleißigte er sich der rechts- und staatswissenschaft1ichen Studien auf den Universitäten Heidelberg und Göttingen, wo er den juristischen Licentiatengrad erhielt. Seine günstige Vermögenslage setzte ihn sodann in den Stand, durch größere Reisen seine Kenntnisse und höhere Ausbildung zu vervollständigen. Heimgekehrt nach Hamburg 1814, wo gerade nach wiedererlangter Selbständigkeit, eine mehrere Befestigung der neuen Verhältnisse angestrebt wurde, veranlaßte ihn sein Freund, der nachherige Syndikus Sieveking, in die zu diesem Zweck eröffnete diplomatische Laufbahn einzutreten, und zunächst den hamburgischen Gesandten zum Wiener Congreß, Syndikus Gries, als Attaché zu begleiten. Hier in Wien, wo sein Oheim, der bekannte Freiherr v. Voght in Flottbeck viele hochstehende Freunde hatte, fand R. auch außerhalb der Congreßkreise willkommene Aufnahme und Förderung seines rastlosen Bildungstriebes. – Als Gries hierauf 1815 als Hamburger Bundestagsgesandter nach Frankfurt a. M. versetzt wurde, folgte ihm der inzwischen zum Legationssecretär ernannte R. auch dahin. Seine Geschäftsführung befriedigte den Senat so vorzüglich, daß, als er im J. 1819 in Hamburg anwesend und hier Bürger geworden war, ihm die neubegründete Gesandtschaft am kaiserlichen Hofe zu Wien als Ministerresident übertragen wurde. Zu dem noch wichtigeren Posten zu Paris beförderte der Senat ihn 1824. Und da nun auch nicht nur Lübeck und Bremen, sondern auch Frankfurt a. M. ihn ebenfalls zu ihrem Ministerresidenten daselbst ernannten, so vereinigte er in seiner Person die Gesandtschaft der vier freien Städte Deutschlands in Paris. Dem ausgezeichnet thätigen und geschickten Diplomaten wurde sodann abseiten der Hansestädte der ehrenvolle Auftrag, als bevollmächtigter Minister nach Washington zu gehen, um dort einen Handels- und Schifffahrtsvertrag [671] mit den Vereinigten Staaten abzuschließen, welcher für die Hansestädte günstige Tractat den 20. December 1827 unterzeichnet wurde, zu welchem R. am 4. Juni 1828 noch einen Zusatzartikel erlangte. – Sodann wiederum nach Paris an seinen Posten zurückgekehrt, verblieb er daselbst unter allen folgenden Regierungen Frankreichs, und erwarb sich die Hochachtung und das Vertrauen sowol der letzten Bourbons als der Orleans und der Napoleoniden und ihrer Minister. Hier in Paris schloß er Namens der Hansestädte eine Reihe von Handels- und Schiffahrtsverträgen ab mit Frankreich (1843), mit Sardinien (1844, revidirt 1851), mit Monaco (1846), mit Neu–Granada (1854), mit Persien (1857). – Im J. 1860 wünschte der greise Diplomat in den Ruhestand zu treten, doch lehnten die Städte, die seiner Dienste noch nicht entbehren zu können glaubten, sein desfallsiges Gesuch in den ehrenvollsten Ausdrücken zur Zeit noch ab; der Hamburger Senat benutzte diese Veranlassung, um R. durch die Verleihung der großen goldenen Hamburger Ehrendenkmünze seine besondere Anerkennung und Auszeichnung kund zu geben. Die Inschrift derselben lautet: „In dankbarer Anerkennung vieljähriger würdiger Vertretung seiner Vaterstadt, Herrn Vincent Rumpff, der Senat von Hamburg, im Juni 1860.“ Erst im J. 1864 wurde ihm die wiederholt erbetene Entlassung bewilligt, nachdem er gerade ein halbes Jahrhundert Hamburg im Auslande vertreten hatte. Er beschloß sein reiches Leben in Paris am 13. Februar 1867, und wurde nach seinem Wunsche beerdigt auf dem Friedhofe seines Besitzthums St. Vincent bei Lausanne, Canton de Vaud, woselbst auch seine im J. 1838 ihm vorangegangene Gemahlin, Eliza geb. Astor aus New York (des bekannten Kaufmanns Tochter) bestattet worden war, mit der er in glücklichster, obwol kinderloser Ehe gelebt hatte. – Als Schriftsteller war R., der stets anonym schrieb, nicht vor das Publicum getreten; mehrere gediegene Aufsätze von ihm sind in französischen Zeitschriften veröffentlicht, ein Leben Washington’s für die Jugend erschien in Hamburg 1837. Seiner verstorbenen Gattin widmete er einen schönen Nachruf im Extrait des Archives du Christianisme, Paris 1839. – Ihm selbst gilt ein Nachruf in der Pariser Wochenschrift L’espérance, Jahrgang 29 Nr 8 vom 22. Februar 1867 unter dem Titel „un deuil“ von J. H. Grand-Pierre.

Größtentheils nach archivalischen Quellen, s. auch Hamb. Schriftstellerlexikon II, 415–417.