ADB:Sagittarius, Gerhard

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Sagittarius, Gerhard“ von Karl Ernst Hermann Krause in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 30 (1890), S. 170, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Sagittarius,_Gerhard&oldid=- (Version vom 19. April 2024, 13:26 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Band 30 (1890), S. 170 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Gerhard Sagittarius in der Wikipedia
Gerhard Sagittarius in Wikidata
GND-Nummer 138086052
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|30|170|170|Sagittarius, Gerhard|Karl Ernst Hermann Krause|ADB:Sagittarius, Gerhard}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=138086052}}    

Sagittarius: M. Gerhard S. war als erster Generalsuperintendent von Niedersachsen (Herzogthum Lauenburg) und dritter Pastor der Stadt Lauenburg 1582 eingeführt, galt als ein äußerst gelehrter Mann und besaß eine für damals reiche Bibliothek. Es ist bekannt, daß er schon neun Jahre vorher Prediger war, im übrigen ist alles aus seinem früheren Leben unbekannt. Der Lübecker Superintendent Pouchenius, der ihn nach der Generalvisitation von 1583 einführte, scheint ihn auch dem Herzoge Franz II. vorgeschlagen zu haben. Unter ihm ist die von Pouchenius verfaßte Lauenburgische Kirchenordnung 1585 durchgeführt, 1590 hielt er als geistlicher Commissar die dritte große Generalvisitation im Herzogthum ab; † 1592. Er gilt als der Begründer des festen Lutherthums in Lauenburg, denn in dem wüsten Treiben der kinderreichen und stets geldbedürftigen Herzöge Franz I. und Franz II. war bis dahin auf die Glaubenssicherheit nicht sonderlicher Werth gelegt. Freilich hatte Franz I. 1564 eine Kirchenvisitation angeordnet, auch einen Superintendenten in der Person des Franz Baring, gebürtig aus Venlo, der das Pastorat zu St. Petri in Hamburg im Streit mit dem dortigen Consistorium verlassen hatte, eingesetzt; dieser aber wurde selbst in Bezug auf die Adiaphora, den Synergismus und die Ubiquität bald als Kryptokatholik, bald als Philippist und Kryptocalvinist verdächtigt. Auch verhielt er sich gegen die Concordienformel ablehnend, was 1582 seine Beseitigung veranlaßt hat. (Er starb 1589 als Pfarrer von Lütau.) Aus diesen Vorwürfen ist auf die gegentheilige Stellung des S., der streng auf der Concordienformel bestand, zu schließen. Unzweifelhaft hat S. den Pouchenius veranlaßt, bei Franz II. die Beseitigung der Forderung des in Holstein von Dr. Paul von Eitzen eingeführten sog. Holsteinschen Priestereides durchzusetzen, was 1587 gelang. Mit der bekannten Lehrer- und Historikerfamilie Sagittarius hängt er nicht zusammen. Sein wirklicher Name ist sicher Schütze oder Schütte.

Joh. Friedr. Burmeister, Beitr. zur Kirchengesch. des Herz. Lauenburg, 2. Ausg. von Joh. Aug. Amann (Ratzeburg 1882). Auch: Starke, Lübeck. Kirchengesch. I. Ueber Franz I u. II, s. Peter v. Kobbe, Gesch. v. Lauenburg (1836) II.