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ADB:Sanden, Bernhard von (1636 bis 1703)

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Artikel „Sanden, Bernhard von“ von Karl Alfred von Hase in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 30 (1890), S. 342–343, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Sanden,_Bernhard_von_(1636_bis_1703)&oldid=- (Version vom 25. November 2024, 16:16 Uhr UTC)
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Sanden: Bernhard v. S., der ältere, Oberhofprediger und evangelischer Bischof zu Königsberg i. Pr. S. wurde geboren zu Insterburg am 4. Oct. 1636; sein Vater war Rathsverwandter und Kämmerer, seine Mutter eine Pfarrerstochter aus dem benachbarten Saalau. Nach des Vaters frühem Tod verheirathete sich die Mutter mit dem Rector des Gymnasiums, das v. S. besuchte. Mit 17 Jahren bezog er die Universität Königsberg, um Theologie zu studieren, für die er von frühester Kindheit an Neigung gehabt hatte. Mit 20 Jahren hielt er seine erste Disputation: „De Christo filio aeterni Patris, antequam Sol esset“ auf Grund von Ps. 72, 17; mit 23 Jahren wurde er auf Grund einer Disputation „De ratione entis etc.“ Magister und fing an, philosophische und hebräische Collegia zu lesen. Als in demselben Jahr seine Mutter und ein Bruder starb, begleitete er drei junge Leute als Instructor nach Thorn, wo er mit seinen gelegentlichen Predigten so viel Beifall fand, daß man ihn am Gymnasium, wie bei der Kirche zu halten suchte. Mit einem seiner Zöglinge ging er dann auf die Universitäten nach Leipzig und Altdorf, besuchte Tübingen und München, ließ sich in Straßburg im Talmud unterrichten, machte eine Reise durch die Schweiz und Südfrankreich und hielt sich zwei Monate in Paris auf, fuhr nach England hinüber und kehrte von dort über Holland nach vierjähriger Reise 1663 nach Königsberg zurück. – Im Herbst des folgenden Jahres wurde er zum Diaconus an der Löbenicht’schen Kirche erwählt und verheirathete sich mit der Tochter eines Königsberger Kaufmanns. Seine Predigten wurden so gern gehört, daß zur Vermehrung der Plätze in der Kirche eine neue Empore gebaut wurde. Nach drei Jahren wurde er an die altstädtische Kirche berufen und rückte nach zwei Jahren in die erste Pfarrstelle ein, in welcher er zugleich als Mitglied des Consistoriums bis 1688 blieb, viel geliebt und geehrt, so daß die Altstädter auf ihren Pastor eine im „Erläuterten Preußen“ abgebildete Medaille prägen ließen. Im Jahre 1688 wurde v. S. von dem soeben zur Regierung gelangten Kurfürsten zum Oberhofprediger berufen; am 17. August hatte er bereits in der Schloßkirche die Landtagspredigt, am 22. September die Gedächtnißpredigt auf den großen Kurfürsten zu halten. Am Michaelisfest fand seine feierliche Einführung statt, wobei er über die Kleidung der Engel als einem Vorbild des geistlichen Amtes predigte. Schon 1675 war er Prof. extraord. und Doctor der Theologie geworden; später rückte er zum Prof. prim. auf und verwaltete als solcher auch das Rectorat der Universität. Auch ihn verschonte die theologische Streitsucht seiner Collegen nicht, die ihm synkretistische Irrthümer vorwarfen. Insbesondere gab dazu die unter seinem Decanat erfolgte Promotion des Professors und Hofpredigers Pfeiffer Anlaß, welcher den Satz aufstellte, daß die lutherische Kirche ein Theil der großen katholischen Kirche sei und der später zum Katholicismus übertrat. Auch über den Gebrauch des Vaterunsers beim heiligen Abendmahl entstanden Streitigkeiten (Arnoldt, KG. S. 620). Die öffentliche Erklärung des Oberhofpredigers, daß er die lutherische Kirche für die wahre Kirche, aber nicht für die allein wahre hielte, konnte seine Gegner nicht befriedigen (Gel. Preußen, Tom. III, 703 und „Unschuldige Nachrichten“ z. 1731 S. 375). Trotzdem übertrug ihm der Kurfürst die Aufsicht über alle Kirchen der Provinz. Er erlebte die Freude, daß an demselben Tage, am 10. Juli [343] 1696, an welchem er vor 20 Jahren promovirt hatte, drei seiner Söhne Doctoren der Theologie, der Jurisprudenz und der Medicin wurden. Auch zwei seiner Töchter heiratheten in der preußischen Provinzialkirchengeschichte nicht unbekannte Männer, D. Michael Behm, und Prof. Heinrich Liedert. Seine amtliche Thätigkeit war eine sehr umfassende; es wird erzählt, er habe bisweilen in einer Woche vierzehnmal gepredigt ohne zu extemporiren. Groß war die Zahl der Geistlichen, die er ordinirt und der Kirchen, die er geweiht hat. Dabei war er ein bescheidener, stets freundlicher Mann. Am Vorabend vor der Krönung des ersten preußischen Königs am 18. Januar 1701, bei welcher v. S. und Ursinus fungirten, wurde ihm der Titel eines evangelischen Bischofs vom Könige verliehen. Ein Rescript vom 24. December 1702 bestätigte ihn in dieser Würde; ein neuer aus Berlin bald darauf übersandter Ornat fand den Bischof aber nicht mehr am Leben. Mühsam hatte er in der Osterwoche trotz Brust- und Hustenbeschwerden, von seinem Sohn und Schwiegersohn unterstützt, seines Amtes noch wahrgenommen. In der letzten Zeit noch mit der Abfassung einer Schrift: „Von der Vorbereitung zum Tode“ beschäftigt, ist er am 19. April 1703, im 39. Amtsjahr, im 67. Lebensjahr verschieden, nachdem er die sein Lager Umstehenden versichert hatte, daß er zu Allem fertig sei, am meisten aber zum Sterben, damit er bei Christus wäre.

Seine Schriften sind: „Theolog. homiletica“ 1681; „Theol. Symbolic. Lutheranae etc.“ 1688; „Theolog. positiva“ 1702; „Widerlegung der Dubiorum M. Grabii“ 1695; „Das feste Sandufer der evangelischen Lehre entgegengesetzt Ananiae Meiers sandgründigem Lutherthum“ 1697; Vorrede zu der Schrift des Pfarrer Masecovius „Geschichte einer angefochtenen Jungfrau“ gegen Balthasar Beckers bezauberte Welt; „Vorrede zu des Herrn von Kalnein’s Gedichten“; „Formula catechizandi“, die auf königl. Befehl ins polnische und littauische übersetzt wurde; „Beweisthum, daß die lutherische Kirche zu dem einen Hirten und der einen Heerde gehöre“; „Das neue Testament littauisch“ (unter seiner Direction) 1701; „Passionsbetrachtungen“ 1702; „Kurze Betrachtungen (Kern der Predigten)“ 1689 und 1690; „Betrachtungen und Gebete über Lutheri Katechismum“; „Königliche Gedanken Davids, am Gedächtnißtag der Krönung“ 1703; dazu an 100 gedruckte Leichenpredigten, Glückwunsch- und Trostschreiben, sowie akademische Disputationen; unvollendete Hauspostill, davon 4 Predigten gedruckt; „Von der Vorbereitung zum Tode und würdigeren Gebrauch des heiligen Abendmahls“. Aus dem Nachlaß gab sein Sohn heraus: „Instructio Ministrorum verbi in regno Prussico.“ 1707.

Pipping, Sac. Decad. Memor. Theol. S. 990 u. f. 1705. – Erläutertes Preussen. Thl. IV. S. 435. 1728. – Arnoldt, Historie der Königsberger Universität. II. 164 u. öfter. 1746. – Jöcher, Gelehrtenlexikon.