ADB:Ursinus, Benjamin (evangelischer Theologe)

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Artikel „Ursinus, Benjamin“ von Paul Tschackert in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 39 (1895), S. 365–366, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Ursinus,_Benjamin_(evangelischer_Theologe)&oldid=- (Version vom 28. März 2024, 21:58 Uhr UTC)
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Ursinus: Benjamin U. (von Bär), evangelischer Geistlicher, † 1717. Unter den Berliner Unionstheologen zur Zeit des ersten preußischen Königs Friedrich I. hat Benjamin U. eine gewisse Bedeutung gehabt. Er stammte von dem im 16. Jahrhundert viel genannten pfälzischen Theologen Zacharias U., einem der Verfasser des Heidelberger Katechismus, ab. Ueber seine Herkunft und Bildung ist sonst nichts bekannt geworden. Im J. 1700 begegnen wir (in [366] Nova literaria, s. unten) der Nachricht, daß er als kurbrandenburgischer Hofprediger fungirte, und daß damals die von ihm in der Hauptkirche zu St. Marien in Stargard in Hinterpommern, bei Gelegenheit der Huldigung der hinterpommerschen Stände gehaltene Predigt veröffentlicht worden ist. Sie hat den Titel „Huldigungs-Predigt als dem Durchlauchtigsten Großmächtigsten Fürsten und Herrn, Herrn Friedrich dem III Marckgrafen zu Brandenburg, Des H. Röm. Reichs Ertz-Cämmerern und Churfürsten etc. die Erb-Huldigung von dero löbl. Ritterschafft und Städten des Hertzogthums Hinter-Pommern und Fürstenthums Camin abgestattet wurde, über die Worte Gottes 2 Chron. VII, 18 gehalten in der Hauptkirche zu St. Marien etc. (4 Seiten in fol.)“ Aus Anlaß der Krönung und Salbung des Königs Friedrich I. 1701 wurde er zum evangelischen Bischofe und in den Adelstand erhoben, daher sein Wappen die Salbkanne und einen Bär zeigte. 1703 präsidirte Bischof U. zur Vereinigung der Lutheraner mit den Reformirten einer Unionsconferenz in Berlin, welche aber resultatlos verlief und nur einen vielseitigen Schriftenwechsel der betheiligten Kreise zur Folge hatte. Besonders war es der lutherisch-confessionelle gelehrte Theolog Valentin Ernst Löscher, welcher diese Conferenz lebhaft bekämpfte. Ausführliches findet sich darüber aus seiner Feder in den Unschuldigen Nachrichten etc. Leipzig 1706, 521 ff. – Ursinus’ eigene Veröffentlichungen scheinen sich nur auf dem homiletischen Gebiete bewegt zu haben; es waren Casualpredigten, zu welchen sein hohes Amt ihm reichlich Gelegenheit gab, „Huldigungs-, Krönungs- und Beisetzungs-Predigten, auch Beylager-, Einweihungs- und Ritterschlags-Reden“, von denen Jöcher (s. u.) sagt, daß sie „wohl geschrieben“ gewesen seien. Derselbe Gelehrte berichtet, daß U. öfter seine Predigten mit den Worten „Als vor Zeiten“ angefangen habe. Als ihm nun einmal ein gewisses Einkommen an Geld eingezogen, und von ihm um die Wiederauszahlung desselben petitionirt worden sei, habe der König auf seine Bittschrift ablehnend die kurze Resolution geschrieben „Alles vor Zeiten.“ U. starb zu Berlin im J. 1717.

Zu vgl. Nova literaria maris balthici et septentrionis edita MDCC (Lubecae in 4°) pag. 164. – Löscher, Val. Ernst, Unschuldige Nachrichten von alten und neuen theologischen Sachen usw. Leipzig 1706. Daselbst S. 521–529: Nachricht wegen vorseyender Vereinigung der evangelischen und reformirten Religionen. (Außer diesem Aufsatze habe ich in den ersten zwanzig Bänden der Unschuldigen Nachrichten über U. nichts gefunden.) – Jöcher, Gelehrten-Lexikon IV (1751), S. 1735. – M. v. Engelhardt, Val. Ernst Löscher (1853), S. 96–118, wo noch weitere Litteratur zur Geschichte der Unionsstreitigkeiten angeführt ist.