ADB:Schamel, Johann Martin
August Hermann Francke’s zu, der er früher in Leipzig schroff entgegen getreten war. Er ging nun 1702 nach Halle, um sein Studium nochmals aufzunehmen und die Vertreter dieser Richtung zu hören, namentlich Francke selbst und Freylinghausen, 1703 ward er Diakonus und 1708 Oberpfarrer und zugleich Scholarch in Naumburg und blieb hier trotz verschiedener sehr ehrenvoller Berufungen bis zu seinem am 27. März 1742 erfolgten Tode. – Seine sehr zahlreichen Schriften, welche in der unten zu erwähnenden Biographie seines Schwiegersohnes und danach bei Jöcher verzeichnet stehen, bestehen zur größeren Hälfte in homiletischen, exegetischen und katechetischen Arbeiten, von denen heute kaum noch etwas Bedeutung hat; andere gehören der Kirchengeschichte an, namentlich seine Beschreibungen der ehemaligen Klöster zu Naumburg, Roßleben, Memleben, Saalfeld, Oldesleben, Gosegk u. s. w. Diese sind später in lateinischer Uebersetzung der Thuringia sacra einverleibt. Ferner seine Geschichte der Naumburger Gelehrten unter dem Titel: „Numburgum literatum“, 2 Theile. Das wichtigste Verdienst aber hat er sich als Hymnologe erworben durch sein „Naumburgisches Gesangbuch“ 1712–1714, in vierter Auflage 1720 unter dem Titel „Naumburgisches glossirtes Gesangbuch nebst einer kurzgefaßten Geschichte der Hymnopoeorum“. Den in diesen Gesangbüchern gegebenen sehr dankenswerthen wissenschaftlichen Apparat vermehrte er später zu einem eigenen Werke: „Evangelischer Liedercommentarius“, 2 Theile, 1724. Es enthält 638 Lieder mit einem historischen Verzeichniß der Verfasser und brauchbaren Anmerkungen zu dem Inhalt der Lieder. Von seinen eigenen, etwas nüchternen fünf Liedern (sie finden sich sämmtlich in der 4. Auflage seines Gesangbuchs) hat sich nur eines „Ich danke Gott in Ewigkeit“ im Kirchengesang bis heute erhalten. – Eine Biographie Schamel’s hat 1743 sein Schwiegersohn Joh. Christian Stemler verfaßt.
Schamel: Joh. Martin S. (Schamelius), geb. am 5. Juni 1668 zu Meuselwitz im Altenburgischen als Sohn des dortigen Pfarrers. 5jährig kam er zu seinem mütterlichen Großvater dem Rathsherrn Moßdorf nach Naumburg, um da die Schule zu besuchen. Schon in dem Kinde entwickelte sich die Neigung Predigten zu hören, aufzuschreiben und wieder vorzutragen. 1686 bezog er die Universität Leipzig, wo er 1689 Magister wurde und Vorlesungen zu halten begann. Seit 1691 wirkte er aber an verschiedenen Orten als Hauslehrer und wandte sich während dieser Zeit der Richtung- Jöcher. – Koch, Kirchenlied ² V, 526 f.