ADB:Schepeler, Gerhard
Franz Wilhelm ins Feld zu führen; er erreichte denn auch im Mittsommer 1647, daß Schweden und Braunschweig-Lüneburg in die Schleifung der Petersburg, der vor der Stadt drohend gelegenen bischöflichen Citadelle, einwilligten, betrieb in raschem Eifer alsbald die Niederlegung der Feste und vollendete sie im folgenden Jahre. Den weitgehenden Wünschen der Stadt, die in der Hauptsache auf Reichsfreiheit hinausliefen, mußte Sch. in klugem Maaßhalten mehrfach entgegentreten, um so mehr, weil die Mittel der verarmten Stadt eine wirksamere Vertretung ihrer Interessen auf der Friedensversammlung nicht zuließen. Schließlich begnügte man sich mit dem Erreichbaren: Bestätigung der bisherigen Freiheiten und Wiederherstellung des Standes von 1624. Ueber die endgültige Capitulation hatte an Stelle Schepeler’s, der bis 1656 Bürgermeister blieb, der städtische Syndikus Brüning auf dem Executionstage in Nürnberg weiter zu verhandeln. Bischof Franz Wilhelm ernannte Sch. 1650 zum fürstlichen [752] Landrath. 1660 folgte die Uebertragung der Würde eines kaiserlichen Pfalzgrafen. Bei Antritt der Regierung des Bischofs Ernst August I. von Braunschweig-Lüneburg wurde Sch. 1661 fürstlicher Kanzlei- und Regierungsrath. In dieser Eigenschaft nahm er, zur Zufriedenheit des Landesherrn, Theil am Reichstage in Regensburg, an den Verhandlungen in Stade und Bremen und auf Kreistagen in Köln und Bielefeld. Der Uebergang von der früheren Selbständigkeit der Stadt zur Unterordnung unter die Landeshoheit vollzog sich seit dem Wiedereinzuge des Bischofs, Ende 1650, immer rascher; Sch., der frühere Vorkämpfer, hat den Wandel noch großentheils erlebt. Er starb am 30. August 1674 zu Osnabrück. Von zehn Kindern überlebten ihn neun. Zwei Söhne seines ältesten Sohnes Gerhard v. Sch., Herrn auf Velpe und „Brünning“ (Kr. Beesenbrück), dienten als Officiere im dänischen Heere. Ein Bild des thätigen Mannes findet sich in der Sammlung von Bildnissen der Friedensgesandten zu Münster und Osnabrück, die Anselm van Hulle 1697 zu Rotterdam (Pacificatores Orbis Christiani. 2. Ausgabe, unter anderem Titel, Amsterdam 1717) herausgab. Vgl. Philippi, Der Westfälische Friede. Münster 1898, S. 190. Ein anderes Bild ist in den „Mittheilungen des Vereins für Geschichte und Landeskunde von Osnabrück XV (1890) wiedergegeben.
Schepeler: Gerhard Sch., Dr. jur., Bürgermeister von Osnabrück, geboren am 22. Juli 1615 zu Nienburg a. Weser als Sohn des Dithmar Sch. und der Margarethe geb. v. Beckhausen. Studirte in Rostock, dann auf holländischen Universitäten (Groningen, Franeker, Leiden und Utrecht), in England und Frankreich (Lyon, Paris, Orleans und Angers), schließlich seit 1642 wieder in Rostock, wo er im folgenden Jahre in den Rechten promovirte. Nachdem er sich in Hamburg mit Anna Grave, aus einem angesehenen Osnabrücker Geschlecht, verheirathet hatte, übersiedelte er im Sommer 1645 von dort nach Osnabrück und erwarb sich hier bald das Vertrauen der Bürgerschaft in solchem Grade, daß er Anfang 1647 zum Rathsherrn und unmittelbar darauf zum regierenden Bürgermeister erwählt wurde. In dem schweren Kampfe, den die Stadt Osnabrück damals während der westfälischen Friedensverhandlungen um die Behauptung und Anerkennung der hergebrachten bürgerlichen und Glaubensfreiheit zu führen hatte, fiel Sch. als ihrem Vertreter die wichtigste Rolle zu. Osnabrück war in Münster unter den Mediatständen vertreten; zur Seite standen Sch. anfangs der 2. Bürgermeister Schardemann und der Syndikus Böger. Geschickt wußte Sch. den Beistand der schwedischen Diplomaten und der Vertreter von Braunschweig-Lüneburg gegen die Ansprüche des von Frankreich und den Kaiserlichen unterstützten Bischofs- Schepeler’s Lebenslauf als Anhang der Leichenrede auf ihn, vom Superintendenten Johs. Eberh. Meyer, Osnabrück, Schwänder [1674]. – C. Stüve, Briefe des Osnabrücker Bürgermeisters G. Schepeler aus Münster im Jahre 1647. (Mittheil. des Vereins für Gesch. u. Landeskunde von Osnabrück XV, 303 ff.) – Friderici-Stüve, Gesch. der Stadt Osnabrück. 3. Theil (Osnabrück 1826), S. 244 ff. – C. Stüve, Gesch. des Hochstifts Osnabrück. 3. Theil (Jena 1882), S. 305 ff. – Lodtmann, Genealog. Tabellen (Handschrift im königl. Staatsarchiv Osnabrück).