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ADB:Schenk, August

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Artikel „Schenk, August“ von Ernst Wunschmann in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 53 (1907), S. 749–751, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Schenk,_August&oldid=- (Version vom 8. Dezember 2024, 15:51 Uhr UTC)
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Schenk: Joseph August Sch., Botaniker, geboren am 17. April 1815 zu Hallein in Salzburg, † am 30. März 1891 in Leipzig. Im Alter von zwei Jahren kam Sch. nach Berchtesgaden und bald darauf nach München, wohin sein Vater als oberster Berg- und Salinenbeamter des Königreichs Baiern versetzt wurde. Hier empfing er seine Schulbildung, und sein lebhafter Geist zeigte schon früh Interesse für Naturbeobachtung, zumal dem Knaben Gelegenheit wurde, den Vater auf dessen vielfachen dienstlichen Reisen zu begleiten. 18 Jahre alt, begann er auf der Münchener Hochschule Medicin zu studiren und hörte in der Botanik die Vorlesungen von Martius und Zuccarini. Nach der 1837 erfolgten Promotion auf Grund einer Arbeit über „Erd- und Wassermollusken in der Umgebung Münchens“, vertauschte Sch. die Medicin mit dem botanischen Studium, das er in Erlangen, Berlin und Wien fortsetzte und durch eine an erstgenannter Universität 1840 vollzogene Promotion zum Dr. phil. zum vorläufigen Abschluß brachte. Seine Dissertation führte den Titel: „De plantis in itinere Schubertiano collectis“ und behandelte Pflanzen aus Aegypten, Arabien und Syrien. Im Winter des folgenden Jahres habilitirte sich Sch. in München als Privatdocent für Botanik und wurde 1845 als außerordentlicher Professor nach Würzburg berufen, wo [750] er nach fünf Jahren zum Ordinarius und Director des botanischen Gartens aufrückte.

Seine 23jährige erfolgreiche Lehrthätigkeit hierselbst schloß mit seiner Uebersiedlung nach Leipzig. Er wurde hier der Nachfolger von Mettenius, der 1866 gestorben war. Nachdem zwei Jahre lang der Lehrstuhl für Botanik interimistisch besetzt worden war, übernahm Sch. im April 1868 sein Amt. Seine erste Sorge war die Schaffung eines zeitgemäßen botanischen Instituts und die Neuanlage eines Gartens. Beides führte er mit Erfolg durch, sodaß ein Decennium nach seiner Uebersiedlung das neue Institut und der neue Garten fertig dastanden. Die reich ausgestattete Lehrstätte wurde alsbald das Feld einer ausgedehnten wissenschaftlichen Thätigkeit, zu der er auch eine große Zahl von Praktikanten heranzog. Leider trübte langwieriges Siechthum seine letzten Lebensjahre. Aber selbst als eine Beinamputation ihn zwang, die Nacht und den Tag nur zwischen liegender und sitzender Körperhaltung abwechselnd zuzubringen, arbeitete er weiter und erfüllte seine Berufspflichten, indem er Examina sogar vom Bette aus abhielt. Im J. 1887 trat Sch. von der Direction des Gartens definitiv zurück, und vier Jahre später erlöste ihn im 76. Lebensjahre der Tod von seinen Leiden. Schenk’s Publicationen sind der Zahl nach nicht bedeutend, inhaltlich aber, besonders soweit sie sich auf fossile Pflanzen beziehen, wegen der kritischen Forschungsmethode von bleibendem Werth. In dem unten citirten Nachrufe findet sich ein vollständiges Verzeichniß seiner Schriften, zum Theil mit kurz charakterisirter Inhaltsangabe. Die ersten Arbeiten sind floristisch-systematischer Natur. 1848 veröffentlichte Sch. eine „Flora der Umgebung von Würzburg“, der er 1850 in den Verhandlungen der physikalischen und medicinischen Gesellschaft einen Nachtrag unter dem Titel: „Neue Mittheilungen über die Flora von Unterfranken“ folgen ließ. Mit August Grisebach zusammen lieferte er 1852 in Wiegmann’s Archiv für Naturgeschichte „Beiträge zur Systematik der ungarischen Flora“. Für die Flora brasiliensis von Martius bearbeitete er die „Familie der Alstroemeriaceae“ (Fasc. XV, vol. III, pars 1, 1885). Daneben verfolgte Sch. auch mit Interesse andere Zweige seiner Wissenschaft und lieferte Studien zur Anatomie und Entwicklungsgeschichte. So schrieb er auf Grund experimenteller Untersuchungen eine kleine Abhandlung: „Ueber Parthenogenesis im Pflanzenreich“ und eine zweite größere als Jubiläumsschrift: „Ueber das Vorkommen contractiler Zellen“ (1858), sowie die mit sechs Tafeln ausgestattete Arbeit: „Die Spermatozoiden im Pflanzenreich“ (Braunschweig 1864). Endlich gehören dieser Richtung noch an die mit Luerssen gemeinsam veröffentlichten zweibändigen: „Mittheilungen aus dem Gesammtgebiet der Botanik“ (Leipzig 1875 und 1876). Das eigenste Gebiet jedoch, in dem sich Sch. mit Meisterschaft bethätigte, war die Paläontologie der Gewächse, womit er sich schon in Würzburg eingehend beschäftigt hatte. Sein Hauptverdienst besteht darin, daß er mit strenger Kritik die von älteren Autoren häufig genug nur auf Grund sehr spärlicher Reste, gegebenen Gattungsabgrenzungen in das rechte Licht rückte, sie corrigirte und auf die Bestimmung des ihm vorliegenden Materials die exakte Methode einer wissenschaftlichen morphologischen Systematik anwandte. Seine ersten Veröffentlichungen: „Beiträge zur Flora der Vorwelt“ (1863) und „Schönlein’s Abbildungen fossiler Pflanzen“, nach dem Tode ihres Verfassers herausgegeben, beziehen sich auf Reste aus dem fränkischen Keuper. Dasselbe geologische Gebiet behandeln noch zwei weitere Arbeiten: „Beiträge zur Flora des Keupers und der rhätischen Formation“ in den Berichten der naturforschenden Gesellschaft zu Bamberg (Bd. VII, 1864) und eine selbständig erschienene Schrift: „Die fossile Flora der Grenzschichten des Keupers und [751] Lias Frankens“ (1867). Eine zweite Reihe von Schriften Schenk’s umfaßt mehr oder weniger umfangreiche Bearbeitungen außereuropäischer fossiler Floren nach dem ihm von verschiedenen Reisenden überwiesenen Material. So beschrieb er „Fossile Hölzer aus der Libyschen Wüste“ (Bot. Ztg. 1880), die auf der Rohlfs’schen Expedition gesammelt wurden, verfaßte den phytopaläontologischen Theil in dem berühmten China-Werke F. v. Richthofen’s (Bd. IV, 1882), dem sich die aus demselben Lande vom Grafen Bela Széchényi mitgebrachten fossilen Pflanzen anschließen (Paläontographica XXXI, 1884) und bearbeitete endlich die von den Gebrüdern Schlagintweit in Indien gesammelten Hölzer (Bot. Jahrb. für Systematik III, 1882), sowie fossile Gewächse aus der Albourskette, gesammelt von E. Tietze (Bibliotheca botanica, Heft 6, 1887). Für Zittel’s Handbuch der Paläontologie übernahm Sch. als Fortsetzung der von Schimper fertiggestellten Sporenpflanzen die Herausgabe der Phanerogamen, wobei er in den allgemeinen Erörterungen seine Stellungnahme bezüglich der Florenumgrenzungen, anderen Forschern gegenüber genauer präcisirte. Eine seiner letzten Arbeiten ist das Capitel über fossile Pflanzenreste in dem von ihm herausgegebenen „Handbuch der Botanik“ (Trewendt’s Encyklopädie der Naturwissenschaften IV, 1890).

Nachruf von O. Drude in „Berichte der Deutschen Bot. Gesellschaft IX, 1892. S. (15) – (26).