ADB:Schlund, Karl
[WS 1] zu Oppenweiler erwählt. Er trat seine Stelle zu Oppenweiler am 5. September 1794 an, von wo er im J. 1796 mit der freiherrlichen Familie vor den Franzosen nach München flüchtete. Am 5. September 1797 nur ungern aus seinem Wirkungskreise entlassen, unternahm er zunächst eine Reise nach der Schweiz und dem Elsaß, verweilte die kurze Zeit vom 3. November bis zum 18. December 1797 bei dem Regens Rößle[WS 2] zu Pfaffenhausen, um die vorgeschriebene Vorübung im Priesterhause zu absolviren, und trat dann am 28. December seine erste Caplanstelle zu Ellwangen an. Schon am 30. Juni 1798 wurde er nach Abtsgemünd, am 18. October 1799 nach Minderoffingen und am 16. Februar 1801 als Pfarrvicar nach Marktoffingen versetzt. Am 3. Juni 1802 zog er als Erzieher des jungen Grafen Karl Westerholt[WS 3] nach Regensburg, mit dem er, zugleich in Begleitung der gräflichen Eltern[WS 4], vom 26. August bis 8. September eine zweite Schweizerreise ausführte, eifrig die Gelegenheit zu botanisiren benutzend. Auch während seiner Thätigkeit als Hofmeister in Regensburg übte er seinen eigentlichen Beruf als Seelsorger so viel als möglich aus, doch sollte er erst im J. 1812 ihm ganz zurückgegeben werden, indem er am 29. April dieses Jahres nach Marktoffingen als Pfarrer zurückkehrte, nachdem er bereits im Juli 1809 zu Eichstädt die Concursprüfung für das Pfarramt bestanden hatte. In seiner uns erhaltenen Antrittspredigt entwickelte er die Grundsätze, die er für seine Thätigkeit als Pfarrer sich zu beobachten vornahm, und die in einer nie ermüdenden Amtstreue gipfelten. S. achtete dabei zu wenig auf seine schwächliche Gesundheit und erlag daher bereits am 19. December 1817 dem vorzeitigen Tode. – S. führte seit seinen Studienjahren ein Tagebuch, das er bis an sein Lebensende fortsetzte. Es enthält eine Reihe tiefsinniger religiöser Betrachtungen und läßt uns seine ernste, der Vervollkommnung ernstlich nachstrebende Natur erkennen. Er war in jeder Hinsicht das Muster eines katholischen Priesters, denn er vereinigte, wie ein Freund ihm nachrühmte, [605] „helle Kenntnisse und wissenschaftliche Bildung fast in allen Fächern des menschlichen Wissens mit herzlicher Frömmigkeit und tiefem Gefühl für alles Gute und Große und zeichnete sich in Sprache und Benehmen durch feine Sitte, edlen Anstand und die Gabe des Umgangs aus“. Besondere Begabung legte er für das Schulwesen an den Tag. Er wurde daher zum königlich baierischen Schulinspector ernannt und füllte diesen Wirkungskreis in jeder Beziehung vortrefflich aus. Alle diese Vorzüge bestimmten den edlen Johann Michael Sailer im J. 1819 seine Erinnerungen an Karl Schlund niederzuschreiben und ihn als Vorbild zur Bildung der Geistlich-Geistlichen hinzustellen, indem er aus den Aufzeichnungen und Briefen Schlund’s eine sein Wissen in helles Licht setzende Fülle von Auszügen in die Darstellung verflocht.
Schlund: Karl S., Pfarrer zu Marktoffingen im Riese, geboren am 6. April 1773; † am 19. December 1817. S. wurde am 6. April 1773 zu Wallerstein als Sohn des fürstlichen Mundkoches Joseph S. geboren und in dem Collegium der Piaristen in Wallerstein erzogen. Zur Fortsetzung seiner Studien besuchte er die Universität Dillingen, wo er in das Seminarium Clericorum secularium in commune viventium aufgenommen wurde. Er galt hier für einen Musterschüler und vollendete den ganzen Cursus der Theologie in 3 Jahren (1792–1794). Noch vor dem eigentlichen Abschluß seiner Studien und vor Erlangung der Priesterweihe wurde er zum Hofmeister für den erstgeborenen Sohn des Freiherrn v. Sturmfeder
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Johann Franz Georg Ernst von Sturmfeder (1727–1793) und dessen Sohn Ferdinand Franz Georg Sturmfeder (1788–1850)
- ↑ Ludwig Rößle (1739–1823), Theologe, geistlicher Rat und Regens
- ↑ Karl von Westerholt (1795–1863)
- ↑ Alexander Graf von Westerholt (1763–1827), Beamter im Dienste des Fürstenhauses Thurn und Taxis sowie Ehefrau Winfriede Gräfin von Jenison-Walworth (1767–1825)