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ADB:Schott, Gerhard

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Artikel „Schott, Gerhard“ von Otto Beneke in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 32 (1891), S. 397–398, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Schott,_Gerhard&oldid=- (Version vom 4. Dezember 2024, 08:30 Uhr UTC)
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Schott: Gerhard S., rechtsgelehrter Senator und Opernbegründer in Hamburg. Geboren daselbst am 16. April 1641, Lic. der Rechte 1665. Auch er wie die meisten seiner zeitgenössischen Landsleute, unternahm Reisen durch Deutschland, Holland, Frankreich und Schweden, war sodann Praktikus in seiner Vaterstadt und seit 1682 Actuar des Niedergerichts. Der Umstand, daß er von dieser subalternen Stellung im J. 1693 zu dem hohen Amte eines Mitgliedes des Senats befördert wurde, bezeugt das Ansehen, das er sich schon damals durch seine vielseitigen Kenntnisse erworben hatte, wie er auch als eifriger Beschützer und Liebhaber der Künste und Wissenschaften sich verdienstlich erprobt hatte. Wenn gleich er in allen seinen amtlichen Functionen sich durch Tüchtigkeit und Geschick auszeichnete, so würde doch vielleicht sein Name an dieser Stelle nicht erwähnt sein, wenn er nicht als Hauptbegründer und Leiter des s. Z. weltberühmten Operninstituts in Hamburg, in weiten Kreisen und namentlich in dem der dramatischen und musikalischen Litteratur sich und seinen Namen bekannt gemacht und verewigt hätte. – Er erbaute auf seine Kosten das damalige Opernhaus am Gänsemarkt, ein Gebäude, welches später als Stadttheater durch die Ackermann’sche und die Schröder’sche Gesellschaft auch in dieser Gattung der Kunst Hamburg zur hohen Ehre gereicht hat. – Nicht zu übersehen ist Schott’s daneben gehendes ungemeines Talent für Mechanik, deren Zweige er vollständig beherrschte, so daß er wirkliche Kunstwerke zu schaffen im Stande war. Daß er viele Decorationen und Maschinerieen für die von ihm in Scene gesetzten Opernspiele sowohl erfand als unter seiner speciellen Anleitung ausführen ließ, ist schon bemerkenswerth. Dies waren aber Kleinigkeiten gegen das von ihm geschaffene Kunstwerk eines großen Modells des salomonischen Tempels sammt der Stiftshütte, welche zunächst als Decoration der in 2 Abtheilungen an 2 Abenden im J. 1692 aufgeführten Oper „Die Zerstörung der Stadt Jerusalem“ dienen sollte. Die zur getreuen Ausführung dieses schwierigen [398] Werks erforderlichen Studien der alttestamentlichen Angaben, sollen, nach Zeugniß competenter Schriftgelehrter in staunenswerther Weise gründlich, und durch überraschende Erfolge gekrönt gewesen sein. Unter Schott’s Anleitung wurde dies Werk nach 6jähriger Arbeit vollendet. Nach Schott’s Tode am 25. Oct. 1702 wurden Tempel und Stiftshütte noch 1710 in Hamburg gezeigt, und in diesem Jahre von dem Freiherrn v. Uffenbach in dessen merkwürdigen Reisen Bd. 2, S. 115 ff. beschrieben. Beide Kunstwerke sind dann 1717 von einem reichen Engländer gekauft und nach London gebracht, wo sie noch im J. 1725 gegen ½ Krone Entrée zu besichtigen waren, ob und wo in England sie noch existiren, ist unbekannt. Ein sehr rares Buch „The Temple of Solomon & the Tabernacle of Moses etc.“ gedruckt London 1724 und 1725 (auf der Hamb. Stadtbibliothek vorhanden) enthält eine eingehende Beschreibung dieser Schott’schen Werke. An dem Streit über die Zulässigkeit der Opernspiele, erregt von Hamb. Geistlichen, nahm S. nur Theil durch Herausgabe von 4 Universitäts-Bedenken und Gutachten 1693. Hierüber findet man Näheres in einem Aufsatz des Pastor Dr. Geffcken in der Zeitschrift des Vereins für Hamb. Geschichte III, 1 ff. Dr. Chrysander im Feuilleton des Hamb. Correspondenten vom 4. Februar 1890, Nr. 87 Mittagsausgabe. – Hamb. Schriftstellerlexikon VII, 13. 14.