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ADB:Schott von Schottenstein, Friedrich Freiherr

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Artikel „Schott von Schottenstein, Friedrich“ von Richard Heß in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 54 (1908), S. 170–172, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Schott_von_Schottenstein,_Friedrich_Freiherr&oldid=- (Version vom 24. November 2024, 15:16 Uhr UTC)
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Schott von Schottenstein: Friedrich Karl Albert Sch. v. Sch., Freiherr, Dr. oec. publ., Forstmann; geboren am 25. Mai 1812 in Großsachsenheim (Amt Vaihingen in Württemberg), † am 20. Mai 1895 in Frankfurt a. M. Sein Vater Ludwig Schott v. Sch., welcher einem alten schwäbischen Adelsgeschlecht entstammte, war ebenfalls Forstmann, und zwar Vorstand des Forstamtes Stromberg, später Kreisoberforstmeister in Ludwigsburg. Hier besuchte der junge Sch. das Lyceum bis 1829, in welchem Jahre er für befähigt zum akademischen Studium der Forstwissenschaft erklärt wurde. Die Wahl des forstlichen Berufs hängt wohl mit den Anregungen zusammen, die er im Elternhause schon frühzeitig empfangen hatte. Nach damaligem Herkommen unterzog er sich zunächst einer einjährigen praktischen Vorlehre bei dem Revierförster Knapp im Revier Maulbronn. Seine fachwissenschaftlichen Studien absolvirte er 1830–1832 an der Universität Tübingen unter Widenmann und 1832–1833 an der landwirthschaftlichen Akademie zu Hohenheim. Nachdem er die erforderlichen Prüfungen bestanden hatte, wurde er am 27. Juni 1834 als Forstamtsassistent bei dem Forstamt Schorndorf angestellt; jedoch war sein Verbleiben im praktischen Forstdienst nicht von langer Dauer. Nach dem 1836 erfolgten Uebertritt des Professors Dr. Wilhelm v. Wiedenmann (s. A. D. B. XLIII, 383) als Kreisforstrath in den praktischen Forstdienst wurde er nämlich als besoldeter Privatdocent an die Universität Tübingen mit dem Lehrauftrag für Forst- und Landwirthschaft berufen. Er eröffnete seine Lehrthätigkeit im Sommersemester 1837; für ihren Erfolg spricht, daß er schon nach einem Jahre (1838) zum außerordentlichen Professor für diese beiden Fächer ernannt wurde. Besondere rednerische Begabung ging ihm zwar ab, da sein Vortrag einfach war und des oratorischen Schmuckes entbehrte; allein er war gründlich, verständlich und dem praktischen Bedürfniß seiner Hörer angepaßt. Während der Tübinger Lehrperiode erwarb er sich auf Grund einer Dissertation „Ueber die Verbindung des Feldbaues mit dem Waldbau, mit besonderer Beziehung auf Württemberg“ (1839) den Grad eines Dr. der Staatswissenschaften.

Der Lehrberuf konnte ihn jedoch nicht genügend befriedigen, was sich aus dem Zusammentreffen verschiedener Umstände erklärt. Seine ganze Richtung war eine mehr praktische als theoretische. Den Lehrauftrag für Landwirthschaft empfand er vom Anbeginn seiner Lehrthätigkeit ab als eine Bürde. Die württembergische Regierung begünstigte ferner die Akademie Hohenheim durch Zuwendung von Hilfs- und Geldmitteln in höherem Grade als den forst- und landwirthschaftlichen Unterricht an der Universität Tübingen. Die betreffenden Vorlesungen daselbst nahmen daher mit der Zeit immer mehr [171] einen encyklopädischen Charakter an. Wahrscheinlich litt unter diesen Umständen auch die Frequenz. Es ist hiernach erklärlich, daß sich Sch. nach dem Uebertritt in den praktischen Forstdienst sehnte. Dieser Wunsch ging schon nach dreijähriger Lehrthätigkeit in Erfüllung. Im Frühjahr 1840 wurde Sch. von dem Senate der Freien Stadt Frankfurt a. M. zum Forstmeister des über 3400 ha großen Frankfurter Stadtwaldes ernannt. Die Veranlassung hierzu hatten verwandtschaftliche Verhältnisse mit angesehenen Frankfurter Patrizierfamilien gegeben. Sch. mußte aber seinen Wohnsitz 30 Jahre hindurch in Niederrad, einem zum Gebiete der Stadt Frankfurt gehörigen Landort, nehmen; erst 1870 erfolgte seine Uebersiedelung in die Stadt Frankfurt.

In dieser neuen Stelle, die er 48 Jahre bekleidete, entfaltete er eine außerordentlich rühmliche und ersprießliche Thätigkeit. Mit sehr gutem praktischen Blick ausgestattet, arbeitsfreudig und höchst gewissenhaft, von warmer Liebe zum Walde beseelt und seinem schönen Berufe, „ein Heger des Waldes“ zu sein, ganz hingegeben, brachte er es durch Begründung einer den Standorts- und Bestockungsverhältnissen des Frankfurter Stadtwaldes angepaßten rationellen Bewirthschaftung dahin, daß dieser Wald zum Wanderziel zahlreicher Forstvereine und vieler Fachgenossen wurde, die zu führen dem bis ins Greisenalter jung gebliebenen und unermüdlich zur Auskunft über seine Wirthschaftsgrundsätze bereiten Forstmeister zur größten Freude gereichte. Die lange Dauer seiner Amtirung in derselben Stellung und Oertlichkeit ermöglichte es ihm, mit der Zeit reiche Erfahrungen über den Erfolg der von ihm begründeten Wirthschaft zu sammeln und die Früchte seines Schaffens zu erleben.

Nach Uebernahme seiner neuen Stellung war seine erste Arbeit die Aufstellung einer Betriebsregulirung, um vor Allem geordnete Zustände im Walde anzubahnen. Seine Hauptthätigkeit aber bestand dann in der Einführung des von Burckhardt begründeten sogenannten zweihiebigen Hochwaldes. Durch planmäßige Durchforstungen und Lichtungen der Eichen- und Kiefernbestände und Unterbau derselben mit Rothbuchen oder Weißtannen im 80. Jahr (Eichen) und 40.–50. Jahr (Kiefern), die hochstämmig, aber in einem niedrigeren Umtrieb als der Oberstand erzogen wurden, schuf er auf derselben Fläche gleichsam zwei Waldformen. Durch dieses in seiner Ausführung je nach der Oertlichkeit fein abgestufte, daher nicht schablonenartig durchgeführte Verfahren gelang es ihm, in verhältnismäßig kurzer Zeit namhafte Vorräthe von werthvollen Nutzhölzern der genannten und auch anderer Holzarten zu produciren, der Kasse erhebliche Vor- und Haubarkeitserträge zuzuführen und dem Waldboden seine ursprüngliche Kraft und Frische ungeschmälert zu erhalten. Seine Fürsorge galt aber nicht nur der Begründung von gemischten Beständen, sondern auch intensivster Pflege derselben durch rationelle Läuterungshiebe, zweckmäßige Durchforstungen und sorgsam ausgeführte Aufastungen. Diese erprobte Wirthschaft führte er auch in der seiner Verwaltung mit unterstellten sogenannten „Hohen Mark“, dem gemeinschaftlichen Eigenthum von vier damals Frankfurtschen Gemeinden (Bonames, Dortelweil, Niedererlenbach und Niederursel) ein, wodurch er den gering bestockten Niederwald im Laufe der Zeit in einen voll bestockten und gut gepflegten Hochwald umwandelte. Ebenso suchte er seine Wirthschaftsgrundsätze auf den benachbarten Fürstlich-Isenburg-Biersteinschen Wald zu übertragen, über den er zeitweilig die Inspektion führte. Besonders hervorzuheben ist die Thatsache, daß er ein sparsamer Wirthschafter im besten Sinne des Wortes war und mit verhältnismäßig geringen Mitteln viel erreichte.

Als ein werthvolles Vermächtniß sind die von ihm in der Allgemeinen [172] Forst- und Jagd-Zeitung (1882, S. 408; 1883, S. 1; 1886, S. 346; 1888, S. 203) und in den Forstlichen Blättern, N. F. (1883, S. 145) erschienenen Abhandlungen über Lichtungs- und Ueberhaltsbetrieb, Lichtungsbetrieb und Unterbau, Lichtungszuwachs in unterbauten Beständen pp. zu verzeichnen. Mit großem Interesse folgte er selbst noch im Greisenalter allen Vorgängen im Forstwesen. Durch forstliche Reisen in andere Waldgebiete und fleißigen Besuch großer und kleiner Forstversammlungen, in denen er sich lebhaft an der Discussion betheiligte, suchte er seine forstlichen Kenntnisse und Erfahrungen unausgesetzt zu erweitern, um auch die anderwärts unter ähnlichen Verhältnissen gefundenen Wirthschaftsresultate für die seiner Obhut unterstellten Waldungen zu verwerthen.

Am 27. Juni 1884 feierte er noch in voller körperlicher und geistiger Frische sein fünfzigjähriges Dienstjubiläum, wobei ihm große Ehrungen und reiche Geschenke von Behörden, Körperschaften und einzelnen Fachgenossen zu Theil wurden. Am 1. Juli 1887 trat er in den wohlverdienten Ruhestand; die Bewirthschaftung der „Hohen Mark“ behielt er aber noch einige Jahre bei.

Von 1892 ab stellten sich die natürlichen Leiden des Alters bei ihm ein. Die wiederholte Badekur in Wildbad brachte zwar einige Linderung, allein sie konnte doch die Abnahme seiner Kräfte, insbesondere seiner Bewegungsfähigkeit, nicht verhindern. Er starb an den Folgen eines Schlaganfalles im fast vollendeten 83. Lebensjahre.

Sch. war ein vortrefflicher, ehrenwerther Charakter. Durch seine Anspruchslosigkeit, sein bescheidenes und leutseliges Wesen, seine Gemüthlichkeit und seine Eigenschaft als stets hilfsbereiter Wohlthäter, die er bei der Verwaltung mehrerer milder Stiftungen, namentlich als langjähriger Senior des evangelischen Gemeindevorstandes, an den Tag legte, erwarb er sich überall Freunde. Bei den ihm wiederholt zu Theil gewordenen Ehrungen – er besaß den Rothen Adlerorden III. Classe mit der Schleife und war Ehrenmitglied des Württembergischen Forstvereins pp. – blieb er stets der einfache, schlichte, berufstreue Forstmann, der sich die Anhänglichkeit an seine schwäbische Heimath, die er fast in jedem Jahre einmal aufsuchte, zeitlebens bewahrte. Mit vollem Recht schließt daher Forstmeister Reiß den ihm gewidmeten Nachruf mit den Worten: „Im Herzen seiner Freunde und aller Fachgenossen, die ihn gekannt haben und ihm näher getreten sind, wird ihm ein bleibendes Andenken für alle Zeit gesichert sein. So lange die Wipfel des Frankfurter Stadtwaldes rauschen, so lange wird der Name Schott von Schottenstein mit Ehren fortleben.“

Allgemeine Forst- und Jagd-Zeitung, 1884, S. 303 (50jähriges Amts-Jubiläum). – Saalborn, Jahres-Bericht über die Leistungen und Fortschritte in der Forstwissenschaft, Sechster Jahrgang, 1884. Frankfurt a. M. 1885 (Ehrenbezeigungen beim Jubiläum). – Allgemeine Forst- und Jagd-Zeitung, 1895, S. 290 (Nekrolog von Reiß). – Forstwissenschaftliches Centralblatt, 1895, S. 348 (Todesanzeige) und S. 405 (Nekrolog von Graner). – Zeitschrift für Forst- und Jagdwesen, 1895, S. 472 (Nekrolog von Hsl.). – Eigene Kenntniß.