ADB:Schulze, Franz Ferdinand

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Schulze, Franz Ferdinand“ von Bernhard Lepsius in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 34 (1892), S. 749–751, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Schulze,_Franz_Ferdinand&oldid=- (Version vom 18. April 2024, 17:44 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Nächster>>>
Schulze, Josephine
Band 34 (1892), S. 749–751 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Franz Ferdinand Schulze in der Wikipedia
Franz Ferdinand Schulze in Wikidata
GND-Nummer 115754016
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|34|749|751|Schulze, Franz Ferdinand|Bernhard Lepsius|ADB:Schulze, Franz Ferdinand}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=115754016}}    

Schulze *): Franz Ferdinand S., Professor der Chemie in Rostock, wurde am 17. Januar 1815 in Naumburg a. S. geboren. Er war der zweite Sohn eines geachteten Handwerkers daselbst, mußte aber schon im 10. Lebensjahre sein elterliches Haus mit dem eines kinderlosen Oheims, des Rector’s Joh. Daniel S. am Gymnasium zu Duisburg a. Rhein vertauschen, welcher die Erziehung des Knaben fortan leitete und ihn auch mit sich nach Meißen nahm, wohin er an die Fürstenschule St. Afra berufen wurde. 1832 absolvirte S. das [750] Abiturientenexamen in Naumburg, wo er auch seine letzten Schuljahre zugebracht hatte. Von dem Studium der Theologie ging er in Leipzig bald zu dem der Philologie und der Naturwissenschaften über. Insbesondere war es die Zoologie, welche sein Interesse in Anspruch nahm und ihn dazu veranlaßte, drei Semester später nach Berlin überzusiedeln, um den berühmten Lichtenstein zu hören. Seine Arbeit „De planariarum vivendi ratione et structura penitiore“, eine von der Akademie der Wissenschaften gestellte Preisfrage behandelnd, trug ihm die volle Anerkennung dieser Corporation, sowie den Doctorgrad der philosophischen Facultät ein. Gleichzeitig aber hatte er sich auch in der Chemie derartige Kenntnisse erworben, daß er bei seiner Bewerbung um die vacante Assistentenstelle in Eilhard Mitscherlich’s Laboratorium Anderen vorgezogen wurde. Wenn sich S. nun zwar vorzugsweise dieser Wissenschaft zuwandte, so hat er doch niemals das Interesse für die organische Natur verloren; vielmehr legen hiervon zahlreiche pflanzen- und thierphysiologische Untersuchungen Zeugniß ab, insbesondere die so wichtigen in Pogg. Ann. veröffentlichten Versuche über die generatio aequivoca. Es war zumal die Agriculturchemie, eben damals durch Liebig in den Vordergrund des allgemeinen Interesses gestellt, welcher S. seine Lebensarbeit widmete.

Als Lehrer der Chemie und Physik an die neu begründete Staats- und landwirthschaftliche Akademie zu Eldena berufen, habilitirte er sich gleichzeitig im J. 1837 als Privatdocent für Chemie und Technologie an der nahen Universität Greifswald, wo er alsbald zum außerordentlichen Professor für diese Fächer ernannt wurde. Hier hat S. bis zum Jahre 1850 überaus segensreich gewirkt. Aus einem großen Kreise von Zuhörern, welche seinen fesselnden Vorträgen lauschten, sind eine ganze Reihe tüchtiger Schüler hervorgegangen. Sein Lehrbuch der Chemie für Landwirthe, die unorganische Chemie enthaltend, welches im J. 1846 in Leipzig erschien, sowie eine größere Anzahl chemischer und pflanzenphysiologischer Abhandlungen entstammen dieser Zeit.

Einem Rufe als ordentlicher Professor für Physik, Chemie und Pharmacie folgte S. im Frühjahr 1850 nach Rostock. Hier harrte seiner eine vielseitige Thätigkeit. Die in Eldena begonnenen sorgfältigen agriculturchemischen Untersuchungen wurden fortgesetzt, zumal führten seine Aschen- und Bodenanalysen u. a. zu der Ausarbeitung und Vereinfachung wichtiger analytischer Methoden; dem ersten Bande der Chemie für Landwirthe, welcher eine zweite Auflage erlebte, folgte 1860 der zweite, die organische Chemie enthaltend. Als Lehrer an der Universität, als Assessor des concilium arctius, als Director des chemischen Laboratoriums, des physikalischen Cabinets, als Mitglied der Bibliothekscommission, der mecklenburgischen naturforschenden Gesellschaft, der Prüfungsbehörde für das höhere Schulamt, der Medicinalcommission, als Referent für Hygiene bei der medicinischen und als Vorsitzender der pharmaceutischen Prüfungscommission, stellte er sich opferwillig in den Dienst der Universität, der Stadt und des Landes. Mit ganz besonderer Hingabe aber war er für das Gedeihen des mecklenburgischen patriotischen Vereins als dessen mehrjähriger Director, wie für die Entwicklung der Gewerbeschule in Rostock thätig, an welcher er viele physikalische und chemische Vorträge hielt. Der Rostocker Gartenverein und die Controllstation für agricultur- und handelschemische Untersuchungen verdanken ihm ihre Entstehung.

Für diese rastlose Thätigkeit erntete S., obwohl er nicht darnach suchte, begreiflich die vielseitigste Anerkennung. In der zwiefachen Wahl zum Rector der Universität, in der Ehrenpromotion zum Doctor der medicinischen Facultät, in der Uebertragung des Preisrichteramtes auf der internationalen Gartenbauausstellung zu Hamburg 1869 und in der Zuziehung zur Ausarbeitung der [751] neuen deutschen Reichspharmakopöe durch das Reichskanzleramt spricht sich diese Anerkennung, das Vertrauen und die Beliebtheit, welche er bei Mitbürgern und Behörden genoß, zur Genüge aus.

S. war zweimal verheirathet; seine erste Gattin Charlotte, Tochter des Rentiers Sydow zu Charlottenburg, mit welcher er 1839 zu Eldena einen Hausstand begründete, verlor er nach elfjähriger Ehe. Im Jahre 1852 vermählte ser sich mit Mathilde von Langermann, Tochter des Gutsbesitzers Major v. L. Von zwei Söhnen aus erster Ehe überlebte ihn der ältere Franz Eilhard S., der jetzige Director des zoologischen Instituts zu Berlin, welcher noch von 1865 bis 1873 als Professor der Zoologie College des Vaters in Rostock war und kurz vor dessen Tode an die Universität Graz berufen wurde.

Dem thatenreichen Leben des Vaters machte eine Lungenentzündung am 14. April 1873 ein Ende.

Vergl. Ber. d. d. chem. Ges. Bd. IV, 1873, S. 775 (A. Bannow), und Poggendorff, Handwörterbuch II, 865.

[749] *) Zu Bd. XXXII, S. 768.