ADB:Sonklar, Karl von
Schrötter’s Vorlesungen über Chemie und schrieb hier 1844 seinen ersten militärgeographischen Aufsatz „Ueber die Führung einer Arriere-Garde“. 1845 kam er mit seinem Regiment nach Innsbruck, wo er dem Gebirgsbau und den Gletschern seine Aufmerksamkeit zuzuwenden begann, und 1847 sein Buch „Ueber die Heeresverwaltung der alten Römer in Frieden und Krieg“ erscheinen ließ. 1848 lag sein Regiment in Vorarlberg, dann in Salzburg, wo S. unter dem Commando des Grafen Coronini, des Erziehers des Kronprinzen, Regimentsadjutant wurde, um aber schon im August desselben Jahres das Regiment zu verlassen und die Stelle als Erzieher des Erzherzogs Ludwig Victor anzutreten. Den bei einer Reise nach München begonnenen und in Wien fortgesetzten Studien über Kunstgeschichte entsprang hier seine „Graphische Darstellung der Geschichte der Malerei“. Das Studium der Meteorologie legte ihm die Nothwendigkeit nahe, seine mathematischen Kenntnisse zu vertiefen und er nahm Unterricht im Differential- und Integralrechnen, der Methode der kleinsten Quadrate und analytischer Geometrie. In den Sammlungen Wiens fand er das Material zu eingehenden Studien in Geologie und Mineralogie, bereiste die Alpen und die Karpathen – 1857 erschienen seine Reiseskizzen aus den Alpen und Karpathen – und vertiefte sich in erhöhtem Maße in das Studium der Geographie, als 1857 seine erzieherische Aufgabe gelöst war und er als Major an die k. k. Militärakademie in Wiener-Neustadt versetzt wurde. S. blieb hier bis er 1873 mit Generalmajorsrang nach vierzigjähriger Dienstzeit [624] in den Ruhestand trat. In jährlich wiederholten Alpenreisen sammelte er das Material zu seinen rasch hintereinander erschienenen selbständigen Arbeiten: „Die Oetzthaler Gebirgsgruppe“ 1861, „Die Gebirgsgruppe der hohen Tauern mit besonderer Rücksicht auf Orographie, Geologie, Gletscherkunde und Meteorologie“ 1866, „Allgemeine Orographie“ 1873, den orographischen und gletscherkundlichen Theil der vom Deutschen und Oesterreichischen Alpenverein herausgegebenen „Anleitung“ 1874, „Die Zillerthaler Alpen“ 1877, neben denen eine große Anzahl von Aufsätzen in den Schriften der k. k. Akademie (u. a. „Ein neuer Condensations-Hygrometer“ 1856, „Ueber den Zusammenhang der Gletscherschwankungen mit den meteorologischen Verhältnissen“ 1858, „Die Aenderung der Temperatur mit der Höhe“ 1863; in den Mittheilungen der k. k. geographischen Gesellschaft: „Grundzüge einer Hydrographie von Oesterreich“ 1860, „Das Eisgebiet der hohen Tauern“ 1864; in den Jahrbüchern des österreichischen Alpenvereins: u. a. „Höhenbestimmungen in den Zillerthaler Alpen“ 1868, „Ueber die Grenze zwischen den Ost- und Westalpen“ 1876; im Auslande u. a. „Ueber einen Punkt in Tyndalls Gletschertheorie“ 1870, „Das Castell San Angelo in Rom“ 1876; in der Zeitschrift des deutschen und österreichischen Alpenvereins: „Studien über den Gurgler-Gletscher“ 1877; in Chavanne’s Physikalisch-Statist. Atlas die „Regenkarte von Oesterreich-Ungarn“. Dazu kommen noch kriegsgeschichtliche und taktische Studien in den militärischen Blättern, u. a. „Die Schlacht am Trasimenischen See“ 1876, „Das Eisenbahndefilé zwischen Bologna und Florenz“ ebd., im Organ der militärwissenschaftlichen Vereine u. a. „Die Schlacht bei Issus“ 1876. Endlich schuf S. in seiner Lehrstellung an der Wiener-Neustädter Akademie verschiedene Leitfäden und Lehrbücher für den geographischen Unterricht, unter denen besonders die „Geographie von Europa“ 1858 und das „Lehrbuch der Geographie für die Militär-, Real- und Cadettenschulen“ 1877 auch in weiteren Kreisen Verbreitung gefunden haben. Sonklar’s Verdienste wurden von seinem Kaiser durch die Verleihung des Ordens der Eisernen Krone, des Comthurkreuzes des Franz-Josef-Ordens, der goldenen Medaille für Kunst und Wissenschaft, von den geographischen Gesellschaften zu Berlin, London u. a. durch Ernennung zum correspondirenden Mitgliede geehrt. Sonklar’s wissenschaftliches Verdienst liegt in der Gebirgsbeschreibung auf wissenschaftlicher Grundlage. Er wandte die von A. von Humboldt zuerst entwickelte und in „Central-Asien“ zusammengefaßten Grundgedanken einer wissenschaftlichen Orographie auf einzelne Gebiete der Alpen an und bildete sie weiter in seiner allgemeinen Orographie, ohne sie allerdings viel schärfer zu fassen oder zu vertiefen. Dieses Buch hat eine ähnlich heilsame Wirkung, wie jenes Werk auf die Gebirgskunde geübt. Es ist gewissermaßen der zweite Ansatz zur Hervorbringung der Morphologie, die aus der allgemeinen Orographie herausgewachsen ist, außerdem hat S. durch gründliche und vielseitige Beobachtungen über Gletscher, hydrographische, meteorologische und biogeographische Erscheinungen, besonders die Höhengrenzen, die er seinen wissenschaftlichen Beschreibungen beschränkterer Gebiete der Alpen einverleibte, wissenschaftliches Material von Werth dargeboten und zugleich die Methode der Länderbeschreibung geklärt. In der allgemeinen Geographie stand S. auf dem Boden Karl Ritter’s, wie besonders seine Lehrbücher zeigen, welche eine geistigere Behandlung des geographischen Unterrichtes anstreben. Seine Schilderungen der Gebirgsnatur zeigen ein warmes Gefühl, das sich auch in den wissenschaftlichen Arbeiten erfreulich kundgibt.
Sonklar: Karl S., Edler v. Innstädten, Geograph und Topograph, geboren zu Weißkirchen in der banater Militärgrenze am 2. December 1816, † am 10. Januar 1885 zu Innsbruck. S. war Soldat von Geburt: sein Vater diente als Officier in der Grenze und ließ ihn vom 13. Jahre an die mathematische Schule am Stabsort seines Regimentes, Karansebes, besuchen, in der der junge S. 1832 zum Cadetten und zum Lehrgehilfen für Mathematik, Geographie und topographisches Zeichnen vorrückte. 1839 wurde er Officier im 26. Infanterieregiment, in welchem er zuerst Agram, dann Graz als Garnison hatte, dessen Cadettenschule er leitete, und in dem er 1842 zum Bataillonsadjutanten vorrückte. S. hörte am Johanneum- Nekrologe: Deutsche Rundschau für Geographie IV. – Mittheilungen des Deutschen und Oesterreichischen Alpenvereins 1885.