ADB:Spenner, Fridolin Karl Leopold
Gmelin’s Flora badensis anfertigen wollte, wurde unter der Hand seine dreibändige „Flora Friburgensis“, die in den Jahren 1825 bis 1829 herauskam. Es war die erste Flora eines deutschen Gebietes, die von der gebräuchlichen Anordnung nach dem Linné’schen System abwich und das natürliche System zu Grunde legte. Die Bearbeitung selbst war mit Umsicht und Sorgfalt durchgeführt und fand vielen Beifall. Der Abschnitt über die Vegetationsverhältnisse des Florengebiets erschien später (1838) nochmals umgearbeitet in der Schrift Weick’s: Freiburg und seine Umgebung. Eine ähnliche Skizze [123] über die Vegetation des Renchthales ist in Zentner: Das Renchthal und seine Bäder (Freiburg 1827. 2. Aufl. Karlsruhe 1839) enthalten. Als Frucht von Spenner’s floristischen Forschungen sei hier auch noch die kleine Abhandlung über „Nuphar minima Smith, eine Pflanze des Feldbergsees“ (Flora 1827) angeführt. Die Herausgabe eines größeren Werkes, einer Monographie der deutschen Orchideen, scheiterte „an der Ungeneigtheit der Verleger, die für eine ganz befriedigende Ausstattung erforderlichen Kosten aufzuwenden“.
Spenner: Fridolin Karl Leopold S., Professor der Botanik, geboren am 25. September 1798 zu Säckingen, † am 5. Juli 1841 zu Freiburg i. B. Spenner’s Vater, Oberamtmann in dem damals vorderösterreichischen Säckingen, ging alsbald nach der Geburt des (ältesten) Sohnes in fürstlich schwarzenbergische Dienste nach Thiengen und von da als großherzoglich badischer Kreisrath nach Villingen. An den drei Orten verlebte S. seine Jugendjahre, frühzeitig Begabung zum Zeichnen verrathend und den Wunsch tragend, sich ganz der Kunst zu widmen – Maler zu werden. Der Vater jedoch bestand auf dem Studium der Rechte, und so bezog der junge S., nachdem er im Elternhaus durch Privatunterricht vorgebildet war, im Jahre 1815 die Universität Tübingen, um philosophische und juristische Vorlesungen zu hören: sie hatten nicht die Wirkung auf den jungen Musensohn, ihn aus dem Strudel des damals in Tübingen hochgehenden Studentenlebens herauszureißen. – Es that dies des Vaters Tod, worauf S. mit Mutter und Geschwistern nach Freiburg übersiedelte, wo er sich nun dem Studium der Medicin zuwandte. Dabei gewannen die rein naturwissenschaftlichen Fächer – vor allem Botanik – sein eigentliches Interesse, und nach Abschluß des Universitätscurses im Jahre 1821 trat er entsprechend nicht in die ärztliche Praxis über, sondern wandte sich ganz der Botanik zu. Zunächst durchforschte er, was er als Student begonnen, die heimische Flora, und aus der bloßen Aufzählung der Gefäßpflanzen des Breisgaus, die er zur Ergänzung vonIm Herbst 1826 siedelt S. vorübergehend nach Schwetzingen über, um das Herbarium des damaligen Gartendirectors Zeyher zu ordnen; es war ihm hier vielfältig Gelegenheit geboten, mit Fachgenossen, so besonders R. Schimper, zusammen zu kommen. Im Jahre 1829 promovirte S. zu Freiburg mit der Dissertation „Monographia generis Nigellae“ und habilitirte sich kurz darauf durch Einreichung einer „Monographia generis Pulmonariae“ (nicht im Druck erschienen). 1832 wurde S. zum außerordentlichen und 1838 zum ordentlichen Professor in der medicinischen Facultät der Universität Freiburg ernannt und ihm die „medicinischen Fächer der Botanik“ übertragen. Er las dann auch alljährlich über angewandte und medicinische Botanik, was Veranlassung zur Abfassung eines größeren Werkes gab, das als brauchbar und seinem Zweck dienend gerühmt wurde. Es führt den Titel: „Handbuch der angewandten Botanik oder praktische Anleitung zur Kenntniß der medicinisch-, technisch- und ökonomisch gebräuchlichen Gewächse Teutschlands und der Schweiz“ (Freiburg 1834–1836, 3 Theile). Auch hier legt S. das natürliche System zu Grunde, was die Kritik jener Tage freilich nicht unbedingt gutheißen kann. Die dritte Abtheilung des Werkes ist vermehrt 1836 selbständig ausgegeben worden unter dem Titel: „Teutschlands phanerogamische Pflanzengattungen in analytischen Bestimmungstabellen“. 1838 übernahm S. die Fortführung der „Genera plantarum florae germanicae iconibus et descriptionibus illustrata“, deren Herausgabe durch den Tod Nees v. Esenbeck’s unterbrochen worden war. S. hat von der 17. bis zur 21. Lieferung den Text und von der 19. ab die Tafeln angefertigt, wobei seine zeichnerische Fertigkeit zur schönsten Bethätigung kam. Mitten in der Thätigkeit und mitten im besten Mannesalter starb S. 1841 unerwartet und nach ganz kurzem Kranksein.
S. als Menschen wird schlichtes Wesen und liebenswürdiger Charakter, ein scharfes, unter Umständen auch sarkastisches Urtheil über Menschen und Dinge nachgerühmt; zu diesem Vorzug auch des Forschers gesellten sich als dessen besondere Eigenschaften ein umfassendes Gedächtniß, ein klares Auge und eine geübte Hand; den Lehrer zeichnete bei aller Tiefe klarer und ansprechender Vortrag aus. Nach Spenner wurden benannt: von Martius die Gattung Spennera und von Gaudin die Art Nuphar Spenneriana.
- Nekrolog von Dr. K. J. Perleb in Flora 1842 S. 161. – Pritzel, Thesaurus literaturae botanicae S. 281.