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ADB:Staude, Johann Hieronymus

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Artikel „Staude, Johannes Hieronymus“ von Adolf Häckermann in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 35 (1893), S. 509–510, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Staude,_Johann_Hieronymus&oldid=- (Version vom 22. November 2024, 13:56 Uhr UTC)
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Staude: Johannes Hieronymus St., verdienter Pädagog, ward geboren im J. 1615 und starb am 11. October 1663; sein Vater war der Pastor und Propst Jonas St. zu Kammin in Hinterpommern, sein Großvater Jonas St. Prediger der Nikolaikirche in Stralsund († 1596) und Schwiegersohn des Sundischen Reformators Ketelhoet. Wahrscheinlich auf dem Stralsunder Gymnasium vorgebildet, hegte er anfangs den Plan, Theologie zu studiren, widmete sich aber später dem Schulfach. Er war intellectuell sehr befähigt und erfreute sich eines glücklichen Gedächtnisses, welches ihm bei Erlernung der Sprachen, namentlich der morgenländischen, sehr zu Statten kam. Für die Künste besaß er nicht bloß angeborne Neigung, sondern auch Geschick, er musicirte, malte, dichtete und schrieb eine überaus zierliche Hand; im persönlichen Umgang zeichneten ihn Witz und Humor aus. Auf Empfehlung des Königl. Schwedischen Rathes und Universitätscurators v. Lilienström ward er 1651 professor linguarum orientalium zu Greifswald, in welchem Amte er sich durch seine Gelehrsamkeit und seine einnehmende Persönlichkeit die Liebe der Studirenden und die Achtung seiner Amtsgenossen in so hohem Grade erwarb, daß die Königin Christine ihm das Gehalt aus der Staatscasse anweisen ließ, weil die infolge des dreißigjährigen Krieges erschöpften Universitätsmittel für ihn als Extraordinarius keine Fonds gewähren konnten. Seine Vorlesungen betrafen das Buch Hiob und das Hohe Lied, auch gab er Unterricht im Hebräischen, Chaldäischen und Syrischen. Als er 1653 der Königin die Wünsche der Universität vortrug, erwirkte seine Geschäftsgewandtheit einen günstigen Bescheid, infolgedessen sein Amtsgenosse Marcus Bernhardinus, welchen seine Zeit mit dem Beinamen Vergilius christianus ehrte, ihm einen poetischen Glückwunsch darbrachte. Leider kamen die von der Königin der Hochschule bewilligten Vortheile (s. die Urkunden-Regesten bei Kosegarten, Geschichte der Universität Greifswald II, 140) wegen ihrer bald darauf erfolgten Abdankung nicht zur Ausführung und auch Staude’s amtliche Lage blieb ohne bessere Aussichten für die Zukunft. Als ihm daher 1655 nach dem Abgange des zum Rathsmitglied erwählten Rector Bahr, wahrscheinlich auf dessen Empfehlung die Leitung des Stralsunder Stadtgymnasiums angetragen wurde, folgte er diesem Rufe unbedenklich; bald nach dem Antritt des neuen Schulamtes verheirathete er sich mit Ursula Illies, der Tochter des damaligen Rathsverwandten und nachherigen [510] Bürgermeisters Daniel Illies. Mit erfolgreichster Thätigkeit verwaltete er sein Amt (seit Mai 1655) und die Schule blühte unter seinem Rectorat wie nie zuvor. Leider wurde diese segensreiche Thätigkeit durch seinen frühen Tod am 11. October 1663 unterbrochen, so daß uns von seinen schriftstellerischen Leistungen nur die im Druck erschienene Trauerrede auf den König Karl X. Gustav von Schweden vorliegt. Dagegen rühmt die von dem Syndikus Michaelis ihm zu Ehren unter dem Titel „Monumenta ultimi honoris etc.“ herausgegebene Sammlung von Gedichten seine Kenntniß der classischen Sprachen, seine Gabe, die Völkergeschichte poetisch zu verherrlichen und seine allgemeine Bedeutung für Kunst und Wissenschaft. Sein Bildniß wird noch jetzt in der Schulbibliothek aufbewahrt. – Von seinen beiden durch den Rector Bünsow trefflich erzogenen Söhnen, bei denen früh Neigung und Talent zur Dichtkunst hervortrat, starb der ältere, Johann Georg, als Candidat der Theologie vor seiner Anstellung, der jüngere, Christian, welcher als Kanzleirath des Grafen Bengt Oxenstjerna geadelt wurde, starb 1723 unvermählt und vermachte sein ansehnliches Vermögen zu wohlthätigen Stiftungen, insbesondere für die studirende Jugend, sowie seine werthvollen Münzen und anderen Sammlungen dem Stralsunder Gymnasium.

Zober, Zur Geschichte des Stralsunder Gymnasiums III, 27–29. – Kosegarten, Geschichte der Universität Greifswald (1857) S. 140.