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ADB:Stegmann, Karl Joseph

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Artikel „Stegmann, Karl Joseph“ von Christian Petzet in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 35 (1893), S. 564–565, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Stegmann,_Karl_Joseph&oldid=- (Version vom 23. November 2024, 18:08 Uhr UTC)
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Stegmann: Karl Joseph St., Publicist, geboren in Schlesien im J. 1767, † in Augsburg am 3. März 1837. Einer wohlhabenden Familie entstammend, [565] erhielt der Knabe und Jüngling auf Breslauer und Berliner Lehranstalten sowie auf der Universität Halle seine Ausbildung, mußte sich aber frühzeitig, nachdem sein Vater durch den Depper’schen Bankerott in Warschau sein Vermögen verloren, dem Dienst in einer Verwaltungsbehörde in Berlin zuwenden, brachte dann zwei Jahre in Italien zu, wo er Reiseberichte verfaßte, die er 1798 unter dem Titel „Fragmente über Italien. Aus dem Tagebuch eines jungen Deutschen“ (2 Bdchn., anonym und ohne Angabe des Druckorts) erscheinen ließ, bekleidete hierauf eine Secretärstelle in Zürich und war in der Schweiz als Uebersetzer (u. a. eines Gartenbuchs aus dem Englischen) und als Mitarbeiter an den Litteraturzeitungen zu Jena und Halle litterarisch thätig, bis er im J. 1804 nach Ulm übersiedelte, wo er in die Redaction der „Allgemeinen Zeitung“ eintrat, um bald den Redacteurposten des verstorbenen Landesdirectionsraths v. Huber zu übernehmen und dem Cotta’schen Weltblatte fortan, mit demselben nach Augsburg übersiedelnd, bis zu seinem Tode seine Kräfte zu widmen. Nach dem wohlberufenen Zeugniß seines späteren Collegen (seit 1827) und Nachfolgers Dr. Gustav Kolb wußte St. in den bezeichneten drei ereignißreichen Jahrzehnten das damalige vornehmste deutsche Preßorgan der Politiker und Gelehrten als unbefangener Beobachter, mit maßhaltender Parteilosigkeit, frei von Einseitigkeit und Uebereilung, mit Seelenruhe, Besonnenheit und Klarheit zu leiten. Auch Therese Huber († 1829) schildert die Eigenart des langjährigen Chefredacteurs des hochgeachteten und einflußreichen Blattes in ebenso ehrenden Grundzügen: „Sein persönlicher Charakter ist seiner wichtigen Stellung ebenso entsprechend wie sein Geist und seine Thätigkeit. Fest, verschlossen, besonnen, redlich, von keiner Eitelkeit geblendet, im Umgang ohne Anmaßung, steht er, von eigener Kraft gehalten, unbeweglich im Mittelpunkte der reichsten und gefährlichsten Beweglichkeit und genießt deshalb die Achtung aller Cabinette, doch erst die Nachwelt wird sein Verdienst vollständig zu würdigen wissen.“ Das zeitgenössische Urtheil, bekräftigt durch die Mitarbeit von Publicisten wie Gentz, Böttiger, Klüber, Weitzel, hat seitdem anderweit vielfache Bestätigung erfahren und St. darf in der Geschichte der vaterländischen Journalistik als ein Typus jener Schule gelten, die, fern von eitlem Prunke, dem Kannegießern abgeneigt, reiches Wissen, reife Welterfahrung und edles Nationalgefühl in feingebildeten Formen bewährte.