Zum Inhalt springen

ADB:Stille, Ulrich Christoph von

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Stille, Ulrich Christoph von“ von Bernhard von Poten in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 36 (1893), S. 245–246, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Stille,_Ulrich_Christoph_von&oldid=- (Version vom 20. November 2024, 05:29 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Band 36 (1893), S. 245–246 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Ulrich Christoph von Stille in der Wikipedia
Ulrich Christoph von Stille in Wikidata
GND-Nummer 138544360
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|36|245|246|Stille, Ulrich Christoph von|Bernhard von Poten|ADB:Stille, Ulrich Christoph von}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=138544360}}    

Stille: Ulrich Christoph v. St., kgl. preußischer Generallieutenant, ein Sohn des mecklenburgischen Kammerraths und Oberziesemeisters der Altmark v. St. auf Fretzdorf bei Wittstock in der Ostpriegnitz, am 15. October 1654 geboren, trat in seinem sechzehnten Lebensjahre als Pikenier bei der kurfürstlichen Leibgarde zu Fuß in das brandenburgische Heer und that seine ersten Kriegsdienste 1672 und 1673 in dem Feldzuge gegen Frankreich am Rhein und in Westfalen. Als der große Kurfürst 1673 durch den Frieden von Vossem von dem Bündnisse gegen Ludwig XIV. zurückgetreten war, erhielt St., um sich im Waffenhandwerke weiter zu bilden, die Erlaubniß in niederländische Dienste zu treten, in denen er unter dem Prinzen von Oranien 1674 an der denkwürdigen Belagerung von Grave theil nahm. Er wurde dabei verwundet. Im folgenden Jahre begann der Krieg Brandenburgs gegen Schweden. St. wurde in den vaterländischen Dienst zurückgerufen, focht bei Fehrbellin, sowie demnächst in Pommern und Preußen, erhielt 1681 eine Compagnie, mit welcher er nach Magdeburg in Garnison kam, gehörte zu den Truppen, welche 1686 unter Schöning dem Kaiser zu Hülfe nach Ungarn marschirten, und ward bei Ofen durch einen Pfeilschuß und einen Steinwurf verwundet. 1689 ward er Major, erhielt den Auftrag, ein Dragonerregiment, das Sonsfeldsche, zu errichten, dessen Commandeur er 1690 wurde, kam aber, nachdem er 1691 Oberstlieutenant geworden, auf den Wunsch des Markgrafen Karl Philipp von Brandenburg-Schwedt, zum Regiment Kurfürstin zu Fuß, dessen Chef der Markgraf war. Mit diesem ging er nach den Niederlanden, befehligte am 29. Juli 1693 in der Schlacht bei Landen oder Neerwinden ein Bataillon jenes Regiments, zeichnete sich beim Rückzuge durch standhaftes Festhalten eines Ueberganges über die Geete aus und wurde zur Belohnung im nächsten Jahre Commandeur des Regiments. Dann führte er vier Bataillone, dem Herzog von Savoyen zu Hülfe, nach Italien, nahm an der Belagerung von Casale theil, kehrte aber 1696, als der Herzog sich von dem Bündnisse losgesagt hatte und zu seinen bisherigen Gegnern, den Franzosen, übergetreten war, mit den brandenburgischen Truppen an den Rhein zurück, wo er bis zum Frieden von Ryswyk blieb; 1696 war er Oberst geworden. 1698 marschirte er mit seinem Regimente nach Pommern, um zur Hand zu sein, wenn Polen die preußische Herrschaft über Elbing, welche Stadt der Kurfürst auf Grund seines Pfandrechtes in Besitz genommen hatte, gefährden sollte. Im J. 1701 zog St. in den spanischen Erbfolgekrieg. 1702 wurde er bei der Belagerung von Kaiserswerth verwundet, 1703 nahm er an der Einnahme von Geldern theil, 1704 focht er an der Donau. In der Schlacht bei Höchstädt, am 13. August, befehligte er 5 Bataillone im zweiten Treffen. Dann führte er 4 Bataillone zur Belagerung von Landau, denen von vornherein die Vergünstigung zugestanden wurde, daß sie nur Grenadierdienste leisten sollten, dafür zeichneten sie sich bei der Ende November unternommenen Erstürmung aus. St. ward in Anerkennung ihrer Leistungen zu Anfang des folgenden Jahres zum Generalmajor befördert. Als während des Winters Fürst Leopold von Anhalt-Dessau das Heer verlassen hatte, befehligte St. die preußischen Truppen, und führte darauf zum zweiten Male 8 Bataillone und 10 Schwadronen nach Italien, deren Commando in Tirol Fürst Leopold antrat. Sie nahmen dann an den Feldzügen jenseits der Alpen theil. Prinz Eugen von Savoyen lobte den Uebergang über den Gardasee, welchen St. von Laciso und San Viglio nach Maderno ausführte. Im August 1705 schlug letzterer unter großen Gefahren und heftigem Gefechte eine Brücke über die Adda bei San Paradiso, welche er hinterher, da [246] sie nicht benutzt werden sollte, unter mißlichen Verhältnissen wieder abbrechen mußte. Der folgende Tag, der 16. August 1705, an welchem die Schlacht bei Cassano geschlagen wurde, war für St. ein Ruhmestag. In der Schlacht bei Turin, am 7. September 1706, hatte er mit des Markgrafen Karl Philipp Regimente den ersten Sturmangriff auf die französischen Verschanzungen auszuführen. Hierbei zerschmetterte ein Schuß ihm eine Hand. Die Wunde zwang ihn, bis zum Jahre 1708 dem Kriegsschauplatze fern zu bleiben. Erst im Winter 1707 auf 1708 konnte er an Stelle des abwesenden Fürsten Leopold das Commando der preußischen Truppen in Italien führen. 1709 kehrte er, von König Friedrich I. zurückgerufen, in die Heimath zurück, ward Commandant von Magdeburg und im J. 1715 zum Generallieutenant befördert. In dieser Stellung starb er am 9. December 1728.

Biographisches Lexikon aller Helden und Militärpersonen, welche sich in preußischen Diensten berühmt gemacht haben (vom Ordensrath König), 4. Theil, Berlin 1791.