Zum Inhalt springen

ADB:Sylvius, Petrus

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Sylvius, Petrus“ von Franz Heinrich Reusch in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 37 (1894), S. 286–287, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Sylvius,_Petrus&oldid=- (Version vom 26. November 2024, 20:47 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Sylvius (Verweisung)
Band 37 (1894), S. 286–287 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Petrus Sylvius in der Wikipedia
Petrus Sylvius in Wikidata
GND-Nummer 100564542
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|37|286|287|Sylvius, Petrus|Franz Heinrich Reusch|ADB:Sylvius, Petrus}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=100564542}}    

Sylvius: Petrus S., katholischer Schriftsteller der Reformationszeit, geboren [287] um 1470 zu Forst in der Niederlausitz, † 1547 (?). Er wurde 1491 zu Leipzig als Petrus Penick de Forst immatriculirt, im September 1501 Baccalaureus, am 7. März 1508 Magister. In seinen Schriften nennt er sich regelmäßig S., nur vereinzelt Forst oder Pienitius. 1508 trat er zu Leipzig in den Dominicanerorden, wollte, da er wegen Kränklichkeit das Ordensleben (namentlich die Klosterkost) nicht vertragen konnte, während des Noviciates austreten, ließ sich aber bestimmen, 1509 die Gelübde abzulegen und wird bald darauf auch zum Priester geweiht worden sein. Wegen andauernder Kränklichkeit wurde er 1514 zu Rom, wohin er deshalb gereist war – er kam auf dieser Reise auch nach Loretto –, mit Genehmigung Leo’s X. säcularisirt, trug aber, wenigstens die ersten Jahre, noch das Ordenskleid. Im J. 1524 war S. Prediger zu Kronschwitz (Cronspitz) bei Weida; im November wurde er Pfarrer zu Weida, aber bald von den Lutheranern vertrieben. Anfangs 1525 wurde er Pfarrer in Lohma bei Schmölln, aber auch von dort bald vertrieben. Er lebte nun einige Jahre ohne Anstellung in Leipzig und Dresden. 1528 erhielt er von Herzog Georg eine Kaplanei in Rochlitz. Dort scheint er nicht über das Jahr 1537 hinaus sich haben halten zu können. Seine letzten Schriften sind 1536 gedruckt. Daß er erst 1547 gestorben sei, hat man daraus geschlossen, daß er in W. Eysengrein’s Catalogus testium veritatis unter diesem Jahre erwähnt wird. – S. fing schon vor der Leipziger Disputation von 1519 an gegen Luther zu schreiben. In einer der ersten Schriften, die er drucken ließ, im August 1525, verzeichnet er 25 Tractate, die er bereits geschrieben, aber wegen seiner Armuth nicht habe drucken lassen können. In einem späteren Schriftchen sagt er, er habe „all sein Geld, das er überkommen, in die gedruckten Büchlein gesteckt und seinem Leibe abgebrochen“; in einem andern: er habe (bis 1534) „28 Büchlein auf sein Unkost, doch mit Hülfe und Förderung christlicher Herren (wie es scheint, unter anderen des Herzogs Georg und des Leipziger Magistrats) in Druck gebracht“. Von 1524 bis 1536 sind einige dreißig deutsche Schriftchen von ihm gedruckt worden, nur drei zweimal. In fast allen wird in Prosa oder in Versen gegen Luther und die Reformation polemisirt. 1527 besorgte er eine neue Ausgabe des Schriftchens von Johannes Cochläus „wider die reubischen und mordischen Rotten der Bawern“ (1525) und eines „Sermons des Abts zu Cellen [Paul Büchmann] in Aufnehmung der Reliquien Sancti Bennonis“. 1530–33 gab er einige Predigten von Andreas Proles (s. A. D. B. XXVI, 661) heraus. – Die Weise der Polemik von S. zu charakterisiren, genügt eine Stelle, an der er (1534) sagt: Luther sei „nicht allein über alle Ketzer und Erzketzer der allerunchristlichste, verführlichste und verdammlichste, sondern eigentlich ein besessen teuflischer Mensch, ein Rohr und Posaune der bösen Geister, ein vornehmlichster und sonderlichster Vorläufer des lautern Antichrists, durch Wirkung des bösen Geistes empfangen und geboren“. Luther erwähnt S. nie. Sein neuester katholischer Biograph, N. Paulus (s. u.), sagt, er habe die zahlreichen Tractate von S. „nur mit geringem Interesse durchgelesen. Der Verfasser weiß in seiner Polemik kein Maaß zu halten; in seinen Anklagen ist er nicht selten übertrieben, in seinen dogmatischen Ausführungen oft zu oberflächlich; zudem spricht er eine Sprache, welche die Geduld des Lesers auf eine harte Probe stellt“.

J. K. Seidemann, M. Petrus Sylvius, ein Dominicaner der Reformationszeit, im Archiv für Litteraturgeschichte, 4. Bd. (1875), S. 117–153; Ders., Die Schriften des Petrus Sylvius, verzeichnet und besprochen, ebenda 5. Bd. (1876), S. 6–32, 287–310. – N. Paulus, Petrus Sylvius, im Katholik 1873, I, 49–67. (S. 65 wird ein von Seidemann übersehenes Schriftchen angeführt, 7. und 8. Sermon von A. Proles, 1533.)