ADB:Thümen, Felix Freiherr von

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Artikel „Thümen, Felix Freiherr von“ von Ernst Wunschmann in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 54 (1908), S. 702–703, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Th%C3%BCmen,_Felix_Freiherr_von&oldid=- (Version vom 28. März 2024, 17:08 Uhr UTC)
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Thümen: Felix Karl Albert Ernst Joachim Baron von Th., Botaniker, geboren zu Dresden am 6. Februar 1839, † in Schönau bei Teplitz am 13. October 1892. – Nach Absolvirung des Gymnasiums seiner Vaterstadt trat Th., noch nicht 19 Jahre alt, in den preußischen Militärdienst, mußte aber infolge eines unglücklichen Sturzes mit dem Pferde noch als Premierlieutenant wieder ausscheiden und wandte sich alsdann der landwirthschaftlichen Praxis zu. Die Verwaltung seines eigenen Gutes gab er, durch ungünstige Umstände gezwungen, bald wieder auf, so daß er nunmehr seine ganze Zeit wissenschaftlichen botanischen Forschungen widmen konnte, für welche er schon früh, vorzugsweise angeregt durch H. G. L. Reichenbach, lebhaftes Interesse gezeigt hatte. Sein Hauptarbeitsfeld bildete zunächst die Floristik der Pilze, das er später durch das Studium pflanzenpathologischer Fragen erweiterte. Den Arbeiten auf diesem letzten Gebiete verdankt er wohl hauptsächlich seine 1876 erfolgte Berufung als Adjunkt an die chemisch-physiologische Versuchsstation zu Klosterneuburg in Niederösterreich. Diese Stellung bekleidete er bis an sein Lebensende. Sie gestattete ihm, seinen Wohnsitz beliebig zu wählen, sodaß er sich im Laufe der letzten Jahre abwechselnd in Wien, Görz und Berlin aufhielt. Die Symptome einer Herzkrankheit machten den wiederholten Besuch der Quellen von Teplitz in Böhmen nöthig. Hier war es auch, wo er nach längerem Leiden im 54. Lebensjahre verschied.

Die Mykologie hat Th. durch seine Arbeiten nach verschiedenen Richtungen hin bereichert. Auf Grund seiner umfassenden Formenkenntniß war er in hohem Grade zur Bearbeitung der Pilzformen auch außereuropäischer Länder befähigt. So schließen sich seinen Arbeiten über die Pilze Oesterreichs, Baierns und Portugals ausgedehnte systematische Abhandlungen über sibirische, ägyptische, südafrikanische, australische, nordamerikanische und argentinische Arten an, wozu ihm das Material von den betreffenden Sammlern zufloß. Die Veröffentlichungen darüber finden sich Vorzugsweise in ausländischen Fachzeitschriften, im Bull. de la Soc. Imp. des Natural. de Moscou (1877, 78, 80, 82), im Nuov. Giorn. botan. Ital. (1876, 80), in Bull. Torr. Bot. Club. (1876, 78), in der Grevillea (1875, 77, 78, 79), sowie hinsichtlich des europäischen Formenkreises in der Oesterreichischen botanischen Zeitung, den Verhandlungen der zoologisch-botanischen Gesellschaft in Wien, der Wiener landwirthschaftlichen Zeitung, der „Hedwigia“, „Flora“ und andernorts während der Jahre 1873–91. Ein Verzeichniß der zahlreichen Schriften in chronologischer Anordnung findet sich in dem unten angegebenen Nachrufe in der „Hedwigia“.

Neben diesen rein wissenschaftlichen Publicationen und durch sie angeregt, gab Th. auch eine Reihe von Schriften heraus, die unter gewissenhafter Benutzung der einschlägigen Litteratur eine Zusammenstellung aller auf bestimmten Culturpflanzen beobachteten Pilze in großer Vollständigkeit bringen und die dadurch für die praktische Land- und Forstwirthschaft hervorragende Bedeutung gewonnen haben. In erster Linie gehören dahin die als selbständige Bücher erschienenen Werke: „Die Pilze des Weinstockes“ (Wien 1878, mit 15 Tafeln) und „Die Pilze der Obstgewächse“ (Wien 1888). Kleinere Abhandlungen in verschiedenen forstlichen und landwirthschaftlichen Zeitungen Oesterreichs beschäftigen sich daneben auch mit den Schädlingen der Forstbäume und vieler anderer Culturpflanzen, wobei außer der Charakterisirung der Krankheiten zugleich auch die Mittel zu ihrer Verhütung oder Heilung angegeben werden. Ein anderweitiges [703] Verdienst erwarb sich Th. durch die Herausgabe mehrerer Exsiccatenwerke. Von diesen dienen praktischen Zwecken die 1877 erschienenen „Pilze des Weinstockes“, wovon 25 Arten gesammelt wurden und ferner das bis 1879 auf 13 Centurien und 3 Supplemente gebrachte „Herbarium mycologicum oeconomicum“ mit zahlreichen, für Land-, Forst- und Hauswirthschaft, für Gartenbau und Industrie wichtigen Arten. Dagegen beanspruchen rein wissenschaftlichen Werth die beiden unter Mitwirkung namhafter Mykologen zusammengestellten Sammlungen: „Fungi austriaci exsiccati“, in 13 Centurien bis 1875 erschienen, und „Mycotheca universalis“, wovon bis 1884 23 Centurien herauskamen. Thümen’s letztes, nicht mehr zu Ende geführtes Werk behandelt die Pflanzen des homöopathischen Arzneischatzes.

Nachruf von G. Lindau in: Bericht d. deutschen bot. Gesellsch. XI, Jahrg. 1893, S. (28)–(30) und „Hedwigia“ 1893, Heft 5, S. 247–257.