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ADB:Thielmann, Karl Heinrich

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Artikel „Thielmann, Karl Heinrich“ von Julius Pagel in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 37 (1894), S. 759, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Thielmann,_Karl_Heinrich&oldid=- (Version vom 25. November 2024, 00:02 Uhr UTC)
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Thielmann: Karl Heinrich Th., Arzt, als Sohn in dürftigen Verhältnissen lebender Eltern am 7. December 1802 zu Nicolai in Oberschlesien geboren, studirte anfangs Philologie in Breslau, später Medicin daselbst, mußte aber infolge eines unglücklich abgelaufenen Duells Breslau noch vor Beendigung seiner Studien verlassen, übernahm eine Stelle als Hauslehrer beim Geheimrath Dr. Lerche, dem damaligen Director des Augenhospitals in St. Petersburg, und hatte hier gleichzeitig Gelegenheit, sich besonders in der Augenheilkunde weiter zu bilden. 1832 beendigte Th. seine Studien in Dorpat und erlangte hier die Doctorwürde mit der Inauguralabhandlung: „Veterum de angiologia atque sanguinis motu, inde ab antiquissimis temporibus usque ad Galenum enarratae, sive quaestio, utrum sanguinis circulatio veteribus innotuerit nec ne?“ Darauf kehrte er nach Petersburg zurück, war als Marinearzt bei einer Flottenequipage thätig, erwarb sich gelegentlich einer Epidemie von Augenentzündung, die in den Militärspitälern Petersburgs ausgebrochen war, durch glückliche Curen einen großen Ruf und wurde infolge dessen auf Veranlassung des Großfürsten Michael Pawlowitsch am Militärspital zu Oranienbaum angestellt. 1837 wurde er zum Oberarzt des Peter-Paul-Hospitals, 1857 zum Ehren-Leiboculisten des kaiserlichen Hofes ernannt. Verschiedene Unannehmlichkeiten in der Verwaltung seines Hospitals nöthigten ihn 1868 seinen Abschied zu nehmen. Zugleich zog er sich infolge seines schlechten Gesundheitszustandes auch mehr und mehr von der praktischen Privatthätigkeit zurück und starb, nachdem er noch durch die Ernennung zum Geheimrath ausgezeichnet worden war, am 14. August 1872. – Th. war ein sowol in seiner amtlichen Stellung, wie auch in den privaten Kreisen seiner Clientel und bei Allen, die ihn kannten, außerordentlich beliebter Mensch und Arzt, der auch trotz angestrengter praktischer Arbeit in großem Umfange noch litterarisch sich beschäftigte. Zusammen mit Krebel und Heine gründete er 1844 die „Medicinische Zeitung Rußlands“, deren Redaction er selbst bis 1860 unermüdlich fortführte und für die er eine Reihe von casuistischen u. a. Mittheilungen besonders aus seinem Specialgebiete, der Ophthalmologie lieferte. Ferner schrieb er auch über Typhus und Cholera, deren Studium er besonderes Interesse widmete. Die von ihm componirten „Choleratropfen“ gegen prämonitorische Diarrhöen fanden große Verbreitung. Sehr rationell waren auch die von Th. bei der Therapie des Typhus empfohlenen und befolgten Grundsätze, die er in einer Schrift „Der Darmtyphus, beobachtet im J. 1840 im Peter-Paul-Hospital zu St. Petersburg“ (Leipz. 1841) vertheidigte. Noch publicirte T. medicinische Jahresberichte vom Peter-Paul-Hospital in St. Petersburg für die Jahre 1840 und 1841.

Vgl. Biogr. Lex. etc. V, 649.