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ADB:Tümpling, Wilhelm von

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Artikel „Tümpling, Wilhelm von“ von Bernhard von Poten in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 38 (1894), S. 785–787, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:T%C3%BCmpling,_Wilhelm_von&oldid=- (Version vom 22. November 2024, 12:09 Uhr UTC)
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Tümpling: Wilhelm v. T., königlich preußischer General der Cavallerie, wurde am 30. December 1809 zu Pasewalk als Sohn des am 10. August 1871 zu Potsdam verstorbenen Generals der Cavallerie z. D. und ehemaligen Commandeurs der Gardecavalleriedivision Adam v. T., welcher dort zu jener Zeit als Lieutenant im Regimente Königin-Dragoner in Garnison stand, geboren. Nachdem er das Gymnasium zum Grauen Kloster in Berlin und drei Jahre lang Universitäten besucht, auch die Prüfung zum Auscultator bestanden hatte, trat [786] er am 25. Juli 1830 beim Regiment der Gardes du Corps in den Heeresdienst und ward am 18. Juni 1831 zum Secondlieutenant bei diesem Regimente ernannt. Seine für damalige Zeiten seltene wissenschaftliche Vorbildung und seine verwandtschaftlichen Beziehungen, verbunden mit dem eigenen Streben und dem Wunsche etwas zu leisten, bewirkten, daß er das durch seinen Eintritt in Beziehung auf Beförderung Versäumte rasch nachholte. Nachdem er, vor der bestimmungsmäßig erforderlichen Zeit, im Herbst 1833 zum Besuche der Allgemeinen Kriegsschule, im Anschlusse daran 1837 zum Topographischen Büreau und von 1838 bis 1840 als Führer des Prinzen Georg von Mecklenburg-Strelitz, Sohnes des Großherzogs (geboren am 11. Januar 1824, gestorben am 20. Juni 1876 zu Kammenoi-Ostrow in Rußland) commandirt gewesen und 1840 Premierlieutenant geworden war, wurde er am 7. April 1841 in den Großen Generalstab, welchem er seit 1839 als aggregirter Officier angehörte, einrangirt und am 12. April 1842 als Hauptmann zum Generalstabe des VIII. Armeecorps nach Coblenz versetzt, von wo er am 27. März 1848 als Major zum Großen Generalstabe nach Berlin zurückkehrte. Als Generalstabsofficier und zwar bei der 1. (Avantgarden-) Division unter General von Hannecken des I. Armeecorps unter General v. Hirschfeldt nahm er sodann 1849 an dem Feldzuge des Jahres 1849 in Baden theil. Ende 1850 trat er in den Frontdienst zurück, zunächst als etatsmäßiger Stabsofficier des 4. Dragonerregiments in Lüben. Anfang 1853 zum Commandeur des 5. Kürassierregiments befördert, vertauschte er letztere Stellung im Sommer 1854 mit der gleichen an der Spitze des 1. Garde-Ulanenregiments in Potsdam, ward Ende 1857 Commandeur der 11. Cavalleriebrigade in Breslau und Anfang 1863 unter Ernennung zum Generallieutenant Commandeur der 5. Division in Frankfurt a. O. An den drei großen Kriegen, welche in den nächsten Jahren des deutschen Vaterlandes Einigung herbeiführten, nahm General v. T. theil, ohne daß seine Hoffnung, zu den Erfolgen der preußischen Waffen in hervorragender Weise beitragen zu dürfen, in Erfüllung gegangen wäre. Während der beiden ersten Feldzüge befand er sich an der Spitze seiner Division. Zum Kriege gegen Dänemark wurde dieselbe erst Anfang März 1864 mobil gemacht und zunächst zu Besetzungszwecken in Holstein bestimmt. Theile der ihm unterstellten Truppen waren bei der Erstürmung der Düppelstellung thätig, andere bemächtigten sich durch nächtlichen Ueberfall der Insel Fehmarn, General v. T. aber verblieb in Kiel, von wo er im November, ohne vor dem Feinde Verwendung gefunden zu haben, nach Frankfurt zurückkehrte. Im Feldzuge des Jahres 1866 gegen Oesterreich gehörte seine Division zur 1. Armee unter Prinz Friedrich Karl, am 23. Juni überschritt sie bei Seidenberg die böhmische Grenze, am 29. kam sie zum ersten Male ins Feuer. T. hatte Nachmittags 2 Uhr den Befehl erhalten, gegen das etwa 5 km entfernte Gitschin vorzugehen und im Vereine mit der auf einer anderen Straße anrückenden Division Werder den Ort zu nehmen. Nachdem der Kampf mehrere Stunden gedauert hatte, schickte er sich an, durch energischen Angriff den Schlüsselpunkt der feindlichen Aufstellung zu gewinnen. Er war vom Pferde gestiegen, um persönlich zwei Compagnien des 2. brandenburgischen Grenadierregiments Nr. 12 vorzuführen. Da setzte eine Gewehrkugel, welche seinen Oberschenkel traf, ihn außer Gefecht. Er mußte sich nach Görlitz zurückbringen lassen und den nachfolgenden Ereignissen auf dem Kriegsschauplatze fern bleiben. Seine Regimenter aber führten am 29. Juni den ihnen gewordenen Auftrag aus, im nächtlichen Kampfe nahmen sie Gitschin. Ihr Führer erhielt am 20. September den Orden pour le mérite, am 30. October des nämlichen Jahres wurde er zum commandirenden General des VI. Armeecorps in Breslau ernannt, vorher war er kurze Zeit Generalgouverneur des Königreichs Sachsen [787] gewesen, welches von der 5. Division besetzt war (1. Beiheft zum Militär-Wochenblatte vom Jahre 1884: „Die 5. Infanterie-Division im Feldzuge von 1866“ von Freiherr v. Lützow, damals Premierlieutenant und Ordonnanzofficier).

An der Spitze des VI. Armeecorps befand er sich als im J. 1870 der Krieg gegen Frankreich ausbrach. Im Hinblick auf die zweifelhafte Haltung Oesterreichs mußte er mit dem größten Theile der ihm unterstellten Truppen zunächst in Schlesien verbleiben. Erst am 6. August war sein Corps bei Landau versammelt, von hier aus folgte es der Hauptmasse der bereits in Frankreich stehenden III. Armee des Kronprinzen Friedrich Wilhelm von Preußen, welcher es zugetheilt war. Unterwegs erneute T. am 14., der ihm gewordenen Weisung gemäß, vergeblich, einen schon von seinen Vorgängern auf der nämlichen Straße gemachten Versuch, das bei Seite liegende Pfalzburg durch Beschießung mit Feldgeschützen zur Capitulation zu vermögen; er mußte unverrichteter Sache weiter marschiren. Das VI. Armeecorps nahm nun seinen Platz in der Linie der in der Richtung auf Paris vorrückenden III. Armee ein, ward aber, als diese die Rechtsschwenkung unternahm, welche zur Katastrophe von Sedan führte, zurückgehalten, um ihr Flanke und Rücken zu decken, oder um, wenn die französische Heerführung versuchen sollte, sich der ihr drohenden Einschließung durch einen Marsch auf Mézières zu entziehen, dies zu verhindern. Als die Schlacht bei Sedan geschlagen wurde, befand sich das Hauptquartier des Generals v. T. in Attigny. Eine seiner Hauptaufgaben war die Beobachtung von Mézières. Aber dem General Vinoy gelang es, sein Armeecorps, das XIII., von dort an der deutschen Stellung vorbei unangefochten nach Paris zu führen, wo es den Kern der Besatzung bildete. Es war ein folgenschweres Ereigniß. Von der Verschuldung an dem Gelingen des Unternehmens kann T. nicht freigesprochen werden, wenn auch nicht ihm allein die Verantwortung zugeschrieben werden darf. Die Führer der 5. und der 6. Cavalleriedivision und namentlich die Oberleitung des Heeres, welche ihn anwies, nach Reims abzumarschiren, haben sie mitzutragen. Aber Tümpling’s Unterführer, General v. Hofmann, hatte ihm den Weg gezeigt, auf welchem die dem Armeecorps gestellte Aufgabe zu lösen und Vinoy’s Entkommen zu hindern gewesen wäre, indem er, trotz entgegenstehender Befehle, in richtiger Würdigung der Verhältnisse den Versuch machte, Vinoy in seinem Vorhaben aufzuhalten. Auch bei der Einschließung von Paris, an welcher das VI. Armeecorps während der folgenden Zeit des Krieges theilnahm, ist dasselbe zu hervorragender Thätigkeit nicht gelangt. Gegen Südwesten, wo es seinen Platz angewiesen erhalten hatte, richtete sich keiner der ernstgemeinten Durchbruchsversuche der Franzosen. Die Gefechte, welche hier vorfielen, sollten entweder die französischen Truppen an den Kampf gewöhnen oder sie sollten die deutschen Kräfte fesseln, um deren anderweite Verwendung zu hindern. Den ersteren Zweck verfolgte das Gefecht vom 30. September bei Thiais, Chevilly und l’Hay, letzteren hatten die am 29. und 30. Nov. auf dem nämlichen Kampfplatze gelieferten. Im November 1871 kehrte T. nach Breslau zurück. Die Verleihung des Eisernen Kreuzes I. Classe und der Stellung als Chef des 3. schlesischen Dragonerregiments Nr. 15, welches nach dem Kriege in seinem Armeecorpsbezirke gebildet war, erkannten die von ihm während des Feldzuges geleisteten Dienste an. Nach dem Kaisermanöver des Jahres 1875 erhielt er den Schwarzen Adlerorden. Das Versagen seiner körperlichen Kräfte nöthigte ihn, den am 22. November 1883 bewilligten Abschied zu erbitten. Am 13. Februar 1884 starb er auf dem Gute Thalstein bei Jena.

W. v. Tümpling, Geschichte des Geschlechtes v. Tümpling II, 605. Weimar 1892.