ADB:Türckis, Damian
Kurprinzen Johann Georg, vielleicht 1607 zu seiner Vermählung, widmete: 1) „Von Aenea vnnd von der Koenigin Dido; aus dem 1. vnnd 4. Buch Virgilij, zue agieren miett 47 Personen. Hat 5 Actus“; 2) „Von der Hertzslichen vnnd Schmertzslichen Liebe Pyramo vnd Thisbe; aus dem Ouidio, zu agiren mit 27 Persohnen. Hat 5 Actus“. Trotz aller störenden Breite und Lehrhaftigkeit vermag T. hier volksthümlich-anschaulich darzustellen. Thisbe ist eine Königstochter, Pyramus ein junger Graf, der Abends vor ihrem Fenster die Laute schlägt. Hoffestlichkeiten, Turniere, welsche Tänze werden eingelegt. Vor ihrem freiwilligen Ende gesegnen die Liebenden mit der alten Volksliedformel Sonne und Mond, Laub und Gras „vnnd alles, was je erschaffen waß“, ebenso auch die von ihrem Geliebten verlassene Königin Dido. In dem ersten Stücke erscheint der Narr Gangeckel als Diener des Aeneas; im Zwischenspiele verkauft der habgierige Bauer Trullus seine schwangre Frau wie im Volksliede (Böckel, Volkslieder aus Oberhessen S. XXVI, Erk-Böhme, Liederhort Nr. 58) für 300 Gulden an den aus dem Faustbuche bekannten Geist Mephostophilus und muß später diesem selbst zur Hölle folgen. – Ferner schrieb T.: 3) „Klaglied über den Tod Christian’s II.“ (1611) im Thon: Kompt her zu mir, spricht Gottes son; 4) „Gebet für Johann Georg I.“ (1617); 5) Beschreibung der großen Dürte, Jammer vnd Elends“ (1617?); 6) Kurtze vnd eygentliche Beschreibung Der sehr gefehrlichen, Hertzbetrübten trawrigen Zeit, darinnen wir jetzo am Ende dieser Welt leben“. Wittenberg, Gedruckt Bey Johan Mattheo, Im Jahr MDC. XXI. 11 Bl. 4°. Gereimt. Darin eine Auslegung von Nebucadnezar’s Traum; 7) „Das güldene Fliß“ (1623). Ein gereimtes Gebetbuch in fünf Theilen: Hauß-, Kirchen-, Fest-, Trostgebete, Sterbekunst; 8) Glückwunsch zur Hochzeit der Prinzessin Magdalena Sibylla mit Prinz Christian von Dänemark. (1634). Benutzt Vergil’s Schilderung von Lavinia und ihren Freiern Turnus und Aeneas.
Türckis: Damian T. (Türckiß), ein bisher unbeachtet gebliebener sächsischer Dichter aus dem ersten Viertel des 17. Jahrhunderts. Er war in Torgau ansässig und hatte ums Jahr 1610 das Unglück zu erblinden; seitdem bezeichnete er sich als „seins Gesichts beraubter Teutscher Poet vnd Bürger zu Torgaw“. Seine in der Zeit von 1607–1634 für den sächsischen Hof verfaßten Gelegenheitsdichtungen, Klagegesänge und Gebete sind mit einer Ausnahme ungedruckt geblieben. Am meisten interessieren uns darunter zwei gereimte Tragödien, die er dem- Wolfenbütteler Mscr. Nova 992, 4°. – Dresdener Mscr. J. 337. 338. K. 376. M. 221. 223.