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ADB:Unruh, Michael Friedrich

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Artikel „Unruh, Michael Friedrich“ von Gottfried von Bülow in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 39 (1895), S. 315–316, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Unruh,_Michael_Friedrich&oldid=- (Version vom 15. November 2024, 07:10 Uhr UTC)
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Unruh: Michael Friedrich U., evangelischer Theologe, geboren am 13. Februar 1714 in Cremmen in der Mark Brandenburg als Sohn einfacher Bürgersleute, erhielt seine Vorbildung in Bernau, auf dem cölnischen Gymnasium in Berlin und auf dem Waisenhause in Halle. Im J. 1731 bezog er die Universität Jena um Theologie zu studiren, eignete sich aber hier und 1735 in Halle ein über sein Fachstudium weit hinausgehendes Wissen auch in fremden Sprachen und Naturwissenschaften an. Im folgenden Jahre berief Abt Steinmetz (A. D. B. XXXVI, 1) ihn als Lehrer nach Kloster Berge bei Magdeburg, bestimmte ihn auch bald zum Rector des Pädagogiums daselbst, als U. infolge von geistiger Ueberanstrengung heftig erkrankte, 1740 sein Amt ganz niederlegen und im elterlichen Hause Genesung suchen mußte. Nach wiedererlangter Gesundheit wurde er zum Feldprediger des Persodischen Regiments, später von Bredow, in Brandenburg berufen und am 25. Januar 1741 in Berlin ordinirt. Da er jedoch den mit diesem Amte verbundenen Anstrengungen im Felde nicht gewachsen war, erhielt er, anscheinend ohne sein Zuthun, die Pfarre zu Soltenitz und Vangerow, Synode Neu-Stettin in Hinterpommern, wo er am 25. Juli 1745 eingeführt wurde und am 9. Februar 1746 die Wittwe seines Vorgängers Samuel Prenzlow, Sophie Hedwig geborene Engelke, heirathete. Bei dem Eindringen der Russen in Pommern unter General Fermor hatte er viel zu leiden, viermal verlor er Hab und Gut durch Plünderung. Zur Entschädigung gleichsam berief [316] das Oberconsistorium zu Berlin ihn an die erledigte Pfarrstelle nach Bublitz, indem ihm zugleich die Präpositurgeschäfte der gleichnamigen Synode übertragen wurden. Die Berufung geschah am 15. October 1759, der Amtsantritt konnte der Kriegsunruhen wegen erst am 2. November 1760 erfolgen. Am 6. December 1765 ist U. in Bublitz gestorben, seine Wittwe überlebte ihn; Kinder scheint er nicht gehabt zu haben. Schriftstellerisch thätig ist U. nicht gewesen, aber an der unten bezeichneten Stelle äußert er sich eingehend über seine Thätigkeit als Lehrer und Seelsorger. Den Gang des Unterrichts am hallischen Waisenhause und später in Kloster Berge beschreibt er ausführlich, und man erkennt daraus, daß er mit Liebe und Eifer sich seinem Amte hingab und reichen Erfolg erntete. Dasselbe gilt von seiner Thätigkeit als Feldprediger, wobei er vielfach mit Katholiken in Berührung kam und namentlich jesuitischen Angriffen gegenüber große Sachkenntniß und prompte Schlagfertigkeit zeigte. Auch in Hinterpommern ist seine Thätigkeit von Segen und Erfolg begleitet gewesen, wenn ihm auch die Erfahrung nicht erspart blieb, daß der durch die innere und äußere Noth erregte Hunger nach geistlicher Speise nach Herstellung friedlicher Zustände sehr nachließ.

A. C. Vanselow, Nachr. v. d. Generalsuperintendenten u. s. w. in Hinterpommern. Stargard o. J. Darin sehr eingehende von U. selbst stammende Nachrichten über seinen Studiengang und ferneres Amtsleben.