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ADB:Vernickel, Wilhelm

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Artikel „Vernickel, Wilhelm“ von Jakob Schnorrenberg in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 39 (1895), S. 627–628, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Vernickel,_Wilhelm&oldid=- (Version vom 25. November 2024, 06:22 Uhr UTC)
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Vernickel: Wilhelm V. (Fernucken, Vernucken, Vernicken, Vermogen), Kölner Bildhauer und Baumeister aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Da der Name desselben, wie angegeben, zwar in verschiedener Schreibweise sich vorfindet, die Protokolle des Kölner Rathes ihn aber Vernucken nennen, so führt der Kölner Stadtarchivar Ennen, dem wir die ersten ausführlichen Nachrichten über den Künstler verdanken, ihn auch in dieser Form an. Dieselbe ist gleichfalls in der Neubearbeitung und Erweiterung der Nachrichten von dem Leben und den Werken Kölnischer Künstler von Merlo, hsgg. v. E. Firmenich-Richartz unt. Mitw. v. Keussen, Düsseldorf 1894, bevorzugt worden. Er selbst schreibt sich Wyllem van Fernucken; sein Vater heißt Henrick Vermeykken, wie ein im Archiv zu Borbeck befindliches Tagebuch des Rütger von Horst angibt, das Aufzeichnungen über die beim Bau und der Ausschmückung des Hauses Horst beschäftigten Arbeiter und Künstler enthält. (Vgl. Clemen, Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz. 3. Bd. I. Die Kunstdenkmältsr der Stadt und des Kreises Düsseldorf. Düsseldorf 1894. S. 125.)

V. ist durch den im J. 1571 fertig gestellten Neubau des Portals des Kölner Rathhauses bekannt geworden. Ursprünglich indes ist er wol nicht Baumeister sondern Bildhauer gewesen, da er bei der Steinmetzenzunft vereidet war. Wie uns sein Hauptwerk ersichtlich macht, dürfte er seine künstlerische Ausbildung und Richtung in den Niederlanden empfangen haben, welche gerade zu jener Zeit das Hauptcontingent zu Künstlern aller Art stellten. Aus Belgien stammt ja auch zum Theil das Material des Baues, vor allem der schwarze marmorartige Kalkstein der Säulentrommeln für Friese und Sockeln. Nach den im historischen Archiv der Stadt Köln befindlichen Rathsprotokollen entschloß sich der Rath am 23. Juli 1567, das baufällige und in hohem Maaße reparaturbedürftige Portal, welches etwa zwei Jahrhunderte gestanden, niederzureißen und durch ein neues zu ersetzen. Dieses sollte sowol als Aufgang zu dem Hansa- und Rathssaale dienen als auch eine Halle darbieten, von wo aus wichtige Beschlüsse der Bürgerschaft mitgetheilt werden konnten. Infolge einer Concurrenz, die der Rath nunmehr ausschrieb, reichten außer V. mehrere niederländische Meister Entwürfe ein, die noch heute erhalten sind. Sie sind zum Theil abgebildet in dem Werke Köln und seine Bauten. Köln 1888, S. 126, 127 u. 128. Derjenige Vernickel’s indessen übertraf die der Concurrenten in dem Maaße, daß er mit dem Beifalle des Rathes zur Ausführung bestimmt wurde. Eine Vergleichung der Entwürfe zeigt, wie recht die Stadtväter daran thaten, dem Meister Wilhelm die Ausführung des Werkes zu übertragen; denn sein Entwurf übertrifft bei weitem diejenigen der Mitbewerber an „Pracht, Zier und genialer Auffassung“. Lübke, Geschichte der Renaissance in Deutschland, sagt, daß von allen derartigen Rathhauslauben der Renaissancezeit die Kölner ohne Frage die prachtvollste sei, und Dohme, Geschichte der deutschen Baukunst, nennt sie das unübertroffene Prachtstück aller Hallenbauten an deutschen Rathhäusern. Am 30. März [628] 1569 wurde der Bau endgültig beschlossen. Es würde hier zu weit führen, an der Hand der Rathsbeschlüsse, die jede Einzelheit genau angeben, die Geschichte des Baues in seinen einzelnen Phasen zu verfolgen. Man lese nur den unten citirten Aufsatz Ennen’s, der gewissermaßen von Stein zu Stein das Werk vor unsern Augen entstehen läßt. Nachdem am 3. Mai 1570 der sofortige Abbruch des alten Portals festgesetzt war, gedieh der Neubau, wenn er auch unter manchen Schwierigkeiten zu leiden hatte, die sogar im Januar des Jahres 1571 in dem Meister Wilhelm den Entschluß reifen lassen wollten, die Sache ganz aufzugeben, dennoch in erfreulicher Weise und ward noch in demselben Jahre in allen seinen Einzelheiten vollendet. Die lateinischen Inschriften allerdings, welche den Bau verschwenderisch schmücken, wurden erst später angebracht; sie rühren von dem Licentiaten Johann Helman, dem gelehrten Freunde des classischen Alterthums und eifrigen Sammler Kölnischer Antiquitäten, her. Der Rath selbst stellte Meister Wilhelm V. unter dem 4. Mai 1573 das Zeugniß seiner vollsten Zufriedenheit aus und brachte damit dessen Neider und Widersacher, deren sich jedenfalls in der Stadt der Gothik eine ganze Menge befanden, endgültig zum Schweigen. Ueber weitere Kunstwerke Vernickel’s sowie seine ferneren Lebensschicksale ist nichts bekannt.

Ennen, Das Rathhausportal zu Köln. In: Zeitschrift für bildende Kunst. Hsgg. v. Karl v. Lützow. Bd. XI. Leipzig 1876. S. 282–286. – Burckhardt und Lübke, Geschichte der neueren Baukunst. 2. Aufl., Bd. 3 – Geschichte der Renaissance in Deutschland von Lübke. Stuttgart 1882. S. 454–458. – Dohme, Geschichte der deutschen Baukunst. Berlin 1887. S. 318. – Kölner Künstler in alter und neuer Zeit. Merlo’s neu bearbeitete und erweiterte Nachrichten von dem Leben und den Werken Kölnischer Künstler, hrsgg. v. Firmenich-Richartz unt. Mitw. v. Keussen. Düsseldorf 1894. Col. 896 ff. – Das Buch Weinsberg. Kölner Denkwürdigkeiten aus dem 16. Jahrhundert, bearb. v. Konstantin Höhlbaum. Leipzig 1886. 1887. Bd. 2, S. 208 (Publicationen der Gesellschaft für Rheinische Geschichtskunde Bd. III, IV), handelt, ohne Nennung des Namens des Erbauers „Vom portal am raithaus und fundament“.